Der Fall Zamar (German Edition)
Teil von Frauen, die sich nicht den islamischen Bräuchen und Gesetzen unterwarfen, aber die Mehrheit der Weiblichkeit huldigte der Sittsamkeit. Madea wollte nicht nur eine von vielen sein, sondern nutzte auch die Verborgenheit des Tuches. Und sollte sie mal auf die Schnelle ihr Äußeres ändern müssen, so hilft auch schon der Farbwechsel eines Hidjabs.
Der zwölf Jahre alte Ford war sicher nicht die beste Wahl, aber ein anderer Mietwagen stand nicht zur Verfügung. Madea ließ sich von den rostigen Stellen an der Karosserie nicht abschrecken, Hauptsache, die Fahrtüchtigkeit ließ nicht zu wünschen übrig. Mit der Überquerung des Hügels öffnete sich ihr der Blick auf Iskenderun.
Sobald sie die ersten Häuser der modernen Hafenstadt erreichte, schaute sie sich nach einem bestimmten Laden um. Da Madea nichts Passendes fand, hielt sie ihren Wagen am Straßenrand und fragte einen älteren Mann nach dem, was sie suchte.
Die türkische Sprache bereitete ihr keinerlei Schwierigkeiten, denn ihre Großmutter mütterlicherseits stammte aus der Türkei. Die geliebte Oma hatte Madea und ihren Geschwistern stets bis lange in den Abend Geschichten vorgelesen. Sie ließ die Kinder immer an ihrer Heimatsprache teilhaben, da sie ständig türkische Sätze in Gespräche mit einflocht. Kurz vor ihrem gewaltsamen Tod wurde die Sehstärke der alten Frau zunehmend schwächer, sodass sich Madea als geliebte Vorleserin für ihre jüngeren Geschwister betätigen musste.
Der alte Mann beschrieb ihr einen kurzen Weg. Nach drei Minuten Fahrt erreichte sie einen großen Einkaufsmarkt, der auch Waren für den Haushalt führte.
Da Madea nicht wusste, was auf sie zukommt, wollte sie sich ein wenig Beruhigung und Sicherheit verschaffen. Also kaufte sie sich jetzt einen ganz normalen Satz Küchenmesser, wie es andere Frauen in dem Geschäft auch tun würden. Die vier Messer steckten jeweils in einer Hülle. Wieder im Auto sitzend, verstaute Madea die einfachen, aber wirkungsvollen Waffen in ihrem Rucksack. Im Flugzeug hatte sie Zeit für Überlegungen, wie sie in Iskenderun vorgehen wollte. Daher steuerte sie nun den ausgeschilderten Hafen der Stadt an.
Als sie sich mehr und mehr dem Wasser näherte, kamen ihr wieder Zweifel, ob es wirklich richtig war, was sie hier tat. Wie konnte sie nur denken, dass diese Sache so einfach war? In welche Gefahr brachte sie sich jetzt selbst?
Nochmals nahm sie ihr Telefon zur Hand und wählte Daniels Nummer. Nichts. Es war abgeschaltet.
Madea fuhr mit dem Verkehrsstrom in Richtung Hafen. Dort wollte sie sich unauffällig umsehen und, wenn es möglich war, in der Hafenmeisterei nach einem Containerschiff fragen, welches aus Amerika kam.
Aber handelte sie richtig? Brachte sie Dan damit womöglich in Gefahr?
Monroe schob sich gerade das letzte Stück Fladenbrot in den Mund, als Walter das schnelle Mittagessen am Imbiss bezahlte. Diese Pause nutzten die beiden Agenten gleichzeitig, um die neuen Informationen zu analysieren. Sie mussten auch davon ausgehen, dass nicht alles stimmte, was der Matrose ihnen gesagt hatte. Aber Walter schien zuversichtlich zu sein, er hielt die Aussagen des Seemanns für plausibel.
Das Gepäck von Daniel brachten sie in Walters Jeep, der zwei Straßen weiter parkte.
„Also werden wir nach einem Schiff mit dem Namen Atoli fragen“, sagte Daniel, als sie zum Büro des Hafenmeisters unterwegs waren.
Walter schüttelte den Kopf. „Es heißt bestimmt nicht Atoli. Der Seemann sagte ja, dass er nicht alles gesehen habe. Ich denke, es heißt Anatoli. Das ist ein geläufiger Name.“
Fünf Minuten später stiegen sie die drei Stufen zum Eingang der Hafenmeisterei empor, die sich in einer schmalen, länglichen Baracke befand. Neben der Tür konnten sie durch ein riesiges Fenster nach innen schauen, wo sie eine Person entdeckten, die ihre Beine gemütlich auf dem Schreibtisch liegen hatte. Sie traten in den Raum. Sogleich stellte der Mann die Kaffeetasse auf den Tisch und hievte plump seine Beine vom Tisch. Er schien so um die 40 zu sein und zeigte schon einen leichten Bauchansatz.
„Was kann ich für euch tun?“, fragte er sofort pflichtbewusst.
Sogleich durchstreifte Daniel mit seinem Blick den gesamten, übersichtlich gehaltenen Raum. Zwei Aktenschränke säumten die hintere Wand, auf der linken Seite gab es ein Kopier- und Faxgerät, außerdem noch einen Drucker, der wohl mit dem auf dem Schreibtisch befindlichen Computer verbunden war. Ein acht Meter langer, offener
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