Der Fall Zamar (German Edition)
wartete auf den Amerikaner und die Irakerin.
Der groß gebaute Mann mit grau meliertem Haar saß im Fahrzeug und zog an seiner Zigarette. Er hatte in den letzten 24 Stunden nur wenig Schlaf bekommen, was die Arbeit bei einem Beobachtungsposten nur erschwerte, denn seine Augenlider hingen an ihm wie Blei. Deswegen war er über das Erscheinen der beiden einigermaßen froh. Endlich kam Bewegung in die Warterei.
Im Süden von Syrien erreichte ihn die Eilmeldung, dass er im Irak dringend gebraucht wurde. Er machte sich sofort auf dem Weg. Aber die Anweisung hieß, erst einmal nicht einzugreifen, nur beobachten. Er nahm sein Telefon zur Hand, es ist zurzeit das modernste auf dem Markt, und sendete die Nachricht vom Sichten des Defenders.
Das geschäftige Treiben der Einheimischen am frühen Vormittag in der Hauptstraße von Al‘Amadiyah ließ den wartenden Mann im Toyota nicht weiter auffallen. Der Toyota selbst war den anderen Fahrzeugen hier in der Gegend nicht unähnlich – Beulen, rostige Stellen und immer eine Schicht Dreck auf dem matten Lack.
Er ließ den Defender mit den Zielpersonen passieren. Dann startete er den Motor des Wagens und reihte sich als fünftes Auto hinter einem klapprigen, mit Bauholz beladenen Lkw ein. Es war nicht schwer, dem Defender zu folgen.
Balrosos Blick wanderte immer abwechselnd zum Display seines Handys und wieder nach vorn auf die Straße, während der Türke neben ihm den Lkw lenkte. Angespannt wartete er auf eine Nachricht von Mehmet und Karim. Sie hätten sich schon längst einmal melden sollen, so oder so. Sie sollten anrufen, wenn die Schnüffler dort auftauchten. Mehmet wollte sie auf seine Weise erledigen und zum Schweigen bringen, von ihm selbst kam die Idee mit den falschen Grenzpolizisten. Und sollten die Beschatter dort nicht in einem bestimmten Zeitraum vorbeikommen – denn es war ja von Balroso nur eine Vermutung, dass die Kerle ihnen auf diesem Wege folgten –, so musste Mehmet sich trotzdem melden. Balroso selbst wollte die Entscheidung treffen, ob das tödliche Täuschungsmanöver an der Grenze abgebrochen wird oder nicht.
Aber bisher gab das Telefon keinen Laut von sich. Entweder Mehmet und Karim warteten noch immer und vergaßen, ihm eine Nachricht zu senden, oder … Er schüttelte den Kopf. An ein Scheitern wollte er nicht denken. So, wie Mehmet seinen Plan geschildert hatte, lagen die Vorteile auf Mehmets Seite. Oder war die Ausführung zu kompliziert für die beiden Türken?
Ein beschissenes Gefühl machte sich bei Balroso breit. Nicht, weil Mehmet und Karim tot sein könnten, sondern weil die Schnüffler ihm zu dicht auf den Fersen waren. Sie schienen gut zu sein. Von Templer wusste er, dass es zwei Männer waren, die sich im Hafen durchfragten.
Ein Blick auf das nächste Straßenschild zeigte ihm, dass es bis nach Bardarash nur noch 15 Kilometer waren. Er würde die Verhandlungen mit Al Bashirin zügig hinter sich bringen und dann abhauen. Hauptsache, der Geldtransfer war abgeschlossen. Und gab es danach Schwierigkeiten, so sollte das nicht mehr sein Problem sein.
Ab Aqrah fuhr Daniel wieder, während Madea versuchte, ein verspätetes Frühstück provisorisch herzurichten, welches aus Müsliriegeln, Fladenbrot, einem Rest Geflügelfleisch und Wasser bestand. Ausgiebig frühstücken wollte jedoch keiner, zu aufregend waren die letzten Stunden. Wo würde ihre Reise enden?
Beim letzten Halt, als sie die Positionen wechselten, holte Daniel das Rot-Kreuz-Emblem heraus und klebte es ans Auto. Die Flagge des Roten Kreuzes hatten sie gut sichtbar in den Fenstern befestigt. Außerdem wechselte er den blutigen Pullover mit seiner robusten Outdoorjacke, die seinen Verband gut verdeckte.
Das Telefon gab optisch sowie auch akustisch eine neue Nachricht an. Madea langte zum Handy und las die Zeilen von Thompson vor. „Im Süden der Stadt Bardarash sind die ersten zwei Lkws auf einen Hof gefahren und in einer Halle verschwunden.“
„Bardarash ist nicht mehr so weit. Etwa eine Stunde bis dahin“, schätzte Daniel.
„Dann werden wir hoffentlich unser Ziel erreicht haben.“
„Und hoffentlich werden wir dort die Möglichkeit haben, die Waffen zu vernichten.“
Nach weiteren zehn Minuten Fahrt kam die nächste Nachricht von Thompson. Madea las wieder die Nachricht vom Display ab. „Die nächsten zwei Lkws sind dort eingetroffen. Die drei großen Hallen gehören einem Großhändler Namens Al Bashirin, handelt mit fast allen Gebrauchsgegenständen,
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