Der Fall Zamar (German Edition)
recht.“ Kraftsammelnd atmete sie tief durch. „Zeig aber schnell mal deinen Arm her.“ Sie streifte den Ärmel des Pullovers hoch, der kleine Blutflecken an der zerfetzten Stelle aufwies. „Da muss ein Verband drauf.“
„Lass uns das später machen, so stark blutet es nicht.“ Dan schaute ihr in die Augen. „Übrigens, das eben war einfach unglaublich mutig von dir.“
„Das war einfach nur dumm von mir. Wie konnte ich die Kinder in so eine Gefahr bringen? Was habe ich mir dabei gedacht?“
„Wäre es dir denn lieber gewesen, wenn ich verblutend dort am Boden liegen würde?“, fragte er schuldentlastend.
„Nein, natürlich nicht. Aber …“ Madea stockte. „Wir haben doch einiges Geld mit. Kann ich der Mutter des verletzten Kindes Geld geben, damit sie das Krankenhaus bezahlen kann?“
„Ich denke, das können wir machen“, er kramte in seinem Rucksack mehrere Geldscheine heraus. „Wird es dein Gewissen beruhigen?“
„Bestimmt.“ Sie nahm das Geld entgegen. „Ein wenig. Ich werde schnell noch den leeren Infusionsbeutel entfernen.“ Sie ging zu den beiden Frauen.
Sie gab der Mutter das Geld, diese verbeugte sich bedankend. Madea zog die Infusionsnadel aus der Armbeuge und klebte ein Pflaster auf die Stelle.
„Komm, wir halten da vorn noch mal an dem Jeep“, sagte Dan, als sie angelaufen kam und auf den Beifahrersitz sprang. „Der gehörte bestimmt diesen Kerlen.“ Madea nickte nur.
Sie hielten am Jeep, neben dem zwei männliche Dorfbewohner standen, die den Wagen argwöhnisch beäugten.
„Gehört das Auto jemandem von euch?“, fragte Madea. Die Männer verneinten die Frage.
Dan öffnete die Tür und durchsuchte den Wagen, fand aber keinerlei Hinweise zur Identität der beiden Männer. Einzig und allein Wasserflaschen und offene Keksschachteln lagen herum.
Daniel schüttelte den Kopf, als er wieder in den Defender stieg. „Nichts.“ Er gab Gas. „Wir fahren erst einmal über die Grenze.“
Auf Madeas Bitten hin hielten sie nach fünf Kilometern am Straßenrand an. Endlich konnte Madea Daniels Arm vernünftig verbinden.
„Lass mich jetzt noch einmal fahren“, sagte Madea. „Ich bin ausgeruht und dein Arm kann sich erst einmal erholen, sodass die Blutung zum Stillstand kommt.“
Dan zögerte einen Moment, stimmte dann aber zu. „Okay, aber nicht so lange. Es ist bestimmt nicht mehr so weit.“
Eine Dreiviertelstunde waren sie unterwegs auf der holprigen Straße, die selbst mit einem Geländewagen kaum mehr als 80 km/h zuließ. Daniel hatte gerade ein wenig die Augen geschlossen, als das Telefon klingelte. Er nahm das Gespräch entgegen.
„Es gibt neue Informationen“, sagte Thompson trocken analytisch. „Erst einmal ist es für euch wichtig zu wissen, dass ihr euch in Richtung Bardarash halten müsst. Die Lkws wurden auf der Straße zwischen Aqrah und Bardarash gesehen. Ihr holt aber immer besser auf.“
„Das ist ja mal etwas Positives.“
„Aus den Worten entnehme ich, dass einige negative Dinge vorgefallen sind. Oder deute ich das jetzt falsch?“, wollte Jack wissen.
„Die Kerle müssen etwas ahnen. Im Grenzdorf Üzümlü haben zwei falsche Polizisten auf uns gewartet. Frag uns aber bitte nicht, was mit der echten Grenzpolizei passiert ist. Ob sie bestochen wurden oder geknebelt in irgendeiner Ecke liegen oder gar tot sind, können wir dir nicht sagen. Als wir die Sache geklärt und die Pattsituation für uns entschieden hatten, haben wir uns so schnell wie möglich aus dem Staub gemacht. Ich wollte damit sagen, sie müssen Lunte gerochen haben. Wahrscheinlich weil sich die Nachhut aus dem Hafen nicht mehr gemeldet hat. Aber die beiden Männer, die sich als Polizisten ausgegeben haben, werden sich auch nicht mehr bei ihrem Arbeitgeber melden.“
„Sie sind also tot?“, fragte Thompson.
„Der eine war auf jeden Fall hinüber, der andere wurde von den Dorfbewohnern fortgeschleppt. Ich nehme an, man wird ihn dort mit dem Tod bestrafen, denn er hat ein Kind angeschossen.“
„Das heißt, wenn die Auftraggeber etwas ahnen, dann werden die nicht lockerlassen, um euch auszuschalten. Ihr solltet also noch vorsichtiger agieren. Himmel noch mal, wie konnte ich mich darauf nur einlassen?“
„Wir halten Augen und Ohren offen.“ Von seiner Schussverletzung wollte Daniel seinem Chef lieber nicht berichten. „Was ist mit Baker? Seid ihr da schon weitergekommen?“
„Das ist sehr schwierig geworden. Der Vizegouverneur behält ein Auge auf uns, damit wir ihm
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