Der Fall Zamar (German Edition)
eigenartige Dinge, wo ich denke, dass die nicht normal sind, ein wirklich verrückter Tag.“
„Du bist den ersten Tag hier?“, Madea ist jetzt neugierig geworden.
„Ja, ich studiere nicht, ich arbeite hier in der Mensa. Ich komme aus einer Kleinstadt, da gibt es kaum Arbeit. Hier gibt es überall kleine Jobs, es ist nicht gerade üppig, aber für den Anfang reicht es. Ich habe ein Zimmer am Stadtrand, und alles andere wird sich ergeben.“
Also hat sie keine Freundin, und deswegen ist sie so gesprächig.
„Was ist denn heute Komisches passiert?“, fragte Madea.
„Heute früh, wo ich auf den Bus gewartet habe, wollte mir doch so ein kleiner Möchtegerndieb die Handtasche stehlen. Aber das hab ich ihm gehörig versaut, ich hab ihm ein paar um die Ohren gehauen und ihn wieder zurück zu seiner Mama geschickt.“
„Ja, aber mit Diebstahl musst du hier jeden Tag klarkommen“, fügte Madea hinzu.
„Na, wie auch immer. Dann komme ich hier auf das Gelände, um die Mensa zu suchen, da fallen genau vor mir ein paar Dachziegel vom Haus. Das war am anderen Ende des Campus, und da waren ja noch eine Menge anderer Leute unterwegs, aber Gott sei Dank ist niemand zu Schaden gekommen.“ Deborah legte eine kurze Pause ein. „Ich meine, wann kommt denn so etwas Mal vor, dass die Dachziegel einfach so vom Dach fallen? Es stürmte nicht und es war auch sonst nichts Auffälliges.“
„Manchmal geschehen eben Dinge, die wir uns nicht erklären können.“
„Aber das ist noch nicht alles. Ich mache den ersten Schritt in die Küche, neu eingekleidet, da löst sich von einem Regalwagen eine Metallstange. Bestimmt 200 Salatportionen standen darauf. Das ganze Ding kracht zusammen, und alles lag auf dem Boden. Das war ein Geschrei zwischen den Töpfen und Pfannen.“ Deborah lachte, Madea wurde von der Heiterkeit angesteckt. „Die dachten alle erst, dass ich das war, hat sich aber schnell aufgeklärt.“
„Ein wenig seltsam ist das schon“, konnte Madea ihr nur beipflichten.
„Und jetzt bin ich hier, um mir einen schönen Roman auszusuchen, was sehe ich da, ein heulendes Mädel zwischen tausenden Büchern. Da denke ich doch, dass das nicht normal ist.“
„Manchmal ist das eben so“, sagte Madea herzlich. Nach einer Pause schloss sie die Lücke. „Und als Nichtstudent darfst du die Bibliothek auch nutzen?“
„Das ist das Gute an der Arbeit in der Mensa, ich kann mir hier in der Bibliothek auch Bücher ausleihen. Und glaub nur nicht, dass es in diesen Räumen nur medizinische Abhandlungen und Exemplare gibt, nur weil das die Bibliothek der Emory-Universität ist. Da tummeln sich auch genug Liebesromane in den Regalen.“ Deborah lächelte dabei.
Madea fand, dass Deborah sehr nett war. Sie dachte über diese eigenartigen Geschichten nach. Welche sonderbaren Zufälle es doch gibt.
„Was ist mit dir, studierst du hier?“ Eher beiläufig fragte Deborah nach.
„Ja, Medizin.“ Madea wollte nicht allzu viel von sich erzählen und entschied, das Gespräch freundlich zu beenden. Sie sah auf ihre Armbanduhr.
„Oje, ich komme zu spät.“ Madea nahm auf die Schnelle nun alle drei Bücher mit. „Es tut mir leid, ich muss jetzt los.“
„Ist doch kein Problem“, sagte die Blondine achselzuckend.
„Vielleicht sehen wir uns wieder.“ Madea schritt eilig das lange Regal entlang.
„Bestimmt, ich bin doch in der Mensa“, rief Deborah ihr noch hinterher.
Es war jetzt Donnerstag, fast 18.00 Uhr. Madea zog sich eine schwarze Hose und ein dunkelblaues Shirt an, sie hatte noch die Verabredung mit Carl. Zwar war noch reichlich Zeit bis zum Treffen, aber Madea wollte zur Sicherheit auf Umwegen zur Bar. Außerdem wollte sie das Boheme eine Weile vorher beobachten. Das eigene Auto kam für sie nicht infrage, da könnte sie gleich ihren Namen dranschreiben. In einem öffentlichen Bus sind genügend Menschen, zwischen denen man unauffällig verschwinden könnte, falls Bedarf besteht.
Sie nahm ihre Umhängetasche, in der sich noch ein Springmesser befand, und ging zur Tür hinaus. Das Geld für den Pass hatte sie in einen Briefumschlag gepackt und sich mit Klebestreifen an die Hüfte geklebt, das Shirt und die leichte Lederjacke verdeckten alles.
Zur gleichen Zeit befand sich Monroe beim Hausmeister dieses großen Wohnblocks, der vier Eingänge besaß und in dem etwa 800 Studenten ihre Unterkunft hatten. In der Bibliothek war er Madea gefolgt und hatte sie beobachtet, wie sie mit der blonden Frau redete. So schoss
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