Der Fall Zamar (German Edition)
stehen und folgte ihm in eine Art Lagerraum. Er holte den Pass aus seiner Jackentasche und gab ihn Madea in die Hand.
„Überprüfe, ob es so richtig ist.“ Carl steckte sich jetzt eine Zigarette an.
Madea blättert einzeln die Seiten durch und sah sich genau die Angaben an. „Ja das sieht sehr gut aus. Alles ist so, wie ich es haben wollte.“
„Hast du das Geld mit?“, kam er gleich auf den Punkt.
„Ja, sicher.“ Madea zerrte sich den Klebestreifen samt Briefumschlag vom Körper.
Mit der Zigarette im Mund zählte Carl nun die Scheine nach.
„Es war schön mit dir Geschäfte zu machen.“ Er steckte das Geld in seine Jackentasche und hielt Madea die Tür auf. „Bitte, die Dame zuerst. Wenn du noch mal irgendetwas brauchst, können wir wieder zusammenarbeiten.“
„Nun, vorerst bin ich versorgt. Aber gut zu wissen, dass man einen Rettungsanker hat.“ Madeas Nerven hatten sich langsam beruhigt.
Eine Viertelstunde blieb sie noch mit ihrem Glas Wein an der Theke sitzen, bis sie ihren Heimweg antrat.
7.
Madea fuhr nun schon eine Stunde auf der Bundesstraße 75 Richtung Nashville. Heute am Samstagmorgen waren noch nicht viele Autos unterwegs. Sie saß nicht in ihrem Wagen, sondern in einem fünf Jahre alten Chrysler. Den hatte sie sich am Freitag von einer Leihwagenfirma auf ihren neuen Pass ausgeliehen. Ihr war es wichtig, dass sie dort nicht erkannt wurde. Die Haare hatte sie zusammengebunden und mit einer Baseballkappe bedeckt. Die große Sonnenbrille war nicht nur modisch, sondern verdeckte auch ihr halbes Gesicht. Da sie alles gleich in bar bezahlte, gab es keine Probleme, ein Auto zu bekommen. Madea erzählte Maggie, dass sie Samstag früh mit dem Flieger nach New Orleans will, einfach so übers Wochenende. Maggie hatte selbst gesagt, dass sie sich mal Zeit für etwas anderes nehmen und nicht immer nur vor ihren Büchern sitzen soll. Sie sei Sonntagabend wieder zurück, erklärte Madea ihr.
Also war Madea noch vor 6.00 Uhr aufgestanden und hatte leise das Zimmer, in dem Maggie noch schlief, verlassen. Rucksack und eine kleine Reisetasche packte sie in den gemieteten Wagen, den sie einige Blocks weiter geparkt hatte. Madea war zwar guter Hoffnung, dass ihr keiner folgte, dennoch wollte sie sich absichern. Also hielt sie mit ihrem Chrysler am nächsten Rastplatz an. Das Restaurant bot mit seinen großen Fenstern einen guten Ausblick auf den Parkplatz. Rechtsseitig standen die riesigen Trucks und vor dem Haus die Pkws. Sie bestellte sich eine Tasse Tee zu dem Tisch, der vorn am Fenster stand. Gut 15 Minuten beobachtete sie die wenigen Leute auf dem Parkplatz, ihr fiel nichts Ungewöhnliches auf.
Sie hatte eine kleine, leere Handtasche mit ins Restaurant gebracht. Diese legte sie so auf den Stuhl neben sich, dass diese nicht gleich von jedem gesehen wurde. Dann ging sie zum Verkaufstresen, um den Tee zu bezahlen. Sie verabschiedete sich freundlich von der Bedienung. Mit ihrem Chrysler fuhr sie jetzt vom Parkplatz in Richtung Nashville. Bei der nächsten Gelegenheit, das war etwa nach zwei Kilometern, drehte sie und fuhr zurück zur Raststätte. Madea versuchte nun sich alle Fahrzeuge, die ihr entgegen kamen, zu merken. Um diese frühe Zeit waren noch nicht viele Leute unterwegs, sie musste sich nur zwei Dutzend Autos in Gedanken festhalten.
Madea kehrte ins Restaurant zurück, und gab der Kellnerin zu verstehen, dass sie ihre Handtasche hier vergessen hatte. „Ach, hier ist sie ja.“ Sie fand sie noch dort, wo Madea sie hingelegt hatte. Der Bedienung lächelte sie freundlich zu und verschwand zur Tür. Als sie wieder zu ihrem Auto schlenderte, blickte sie über den Parkplatz, aber keines der Fahrzeuge hatte sie auf der Rückfahrt zur Raststätte gesehen. Auch jetzt, als sie wieder auf die Schnellstraße fuhr, kam ihr kein verdächtiges Auto entgegen. Sie konnte nun die Fahrt beruhigt fortsetzten, ihr folgte keiner. Niemand sollte Verdacht schöpfen, dass sie den Mördern ihrer Familie die gerechte Strafe zukommen lassen will. Wenn es die amerikanische Justiz nicht schafft, gerecht über die Täter zu urteilen, dann müssen es eben andere Menschen tun. In Nashville würde Madea für ein paar Stunden das Haus von Frank Wilson beobachten wollen. Sie könnte sich vorstellen, dass Wilson unerwartet einen Unfall mit seinem Auto hat. Dazu müsste sie die Bremsen manipulieren. Aber so weit ist sie noch nicht. Dieses Wochenende will sie erst einmal alles auskundschaften.
Plötzlich bekam
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