Der Fall Zamar (German Edition)
vor den Kopf stoßen. Das wäre einfach zu unhöflich, das ist nicht ihre Art. Außerdem musste sie zugeben, dass er sehr nett ist. „Also gut, für eine Tasse Tee werde ich wohl mal Zeit finden. Aber nicht jetzt sofort. Können wir uns später treffen?“
„Ja, sicher. Ist überhaupt kein Problem“, sagte er freudestrahlend. „Wann passt es denn?“
„So gegen 17.00 Uhr hier im Bistro auf dem Campus?“
„Das hört sich gut an. Ich bin begeistert.“
„Also, bis später dann.“
Madea stieg ein paar Stufen hoch, als er dann rief: „Dein Name, wie ist dein Name?“ Da er ihren Namen schon kannte, hätte er fast vergessen, zu fragen. „Ich heiße übrigens Dan.“
„Mich nennt man Madea.“ Sie lief die Treppe hoch.
Kurz vor der vereinbarten Zeit kam Madea in das Bistro und sah schon von Weitem Dan an einem Tisch an der Fensterseite sitzen. Sie trug ein zartgelbes Sommerkleid. Als sie auf ihn zukam, stand er sofort auf, um ihr einen Stuhl zurechtzuschieben, damit sie sich bequem hinsetzten konnte. Madea war erstaunt über so viel Gentleman, was in dem Bistro wohl eher eine Seltenheit war. In seiner blauen Levis-Jeanshose und einem hellblauen Polohemd machte er auf Madea einen sportlichen Eindruck.
„Es ist schön, dass du gekommen bist.“ Dan setzte sich. „Ich war ein wenig hartnäckig, aber es hat sich gelohnt.“
Madea schaute ihn fragend an.
„Na ja, ich kann jetzt mit einer schönen Frau Kaffee trinken“, schmeichelte er ihr.
Die Kellnerin kam zum Tisch. „Welchen wunderbaren Tee haben Sie im Angebot?“, fragte Dan. Und dann zu Madea gewandt: „Du möchtest doch Tee, oder?“
„Ja, das wäre mir recht.“ Madea freute sich. Ihm war es nicht entfallen, dass sie keinen Kaffee trinkt.
Die Bedienung zählte einige Teesorten auf. Madea entschied sich für die Pfefferminzmischung, und Dan bestellte einen Kaffee.
Als die Kellnerin fort war, wollte Madea gleich einiges klarstellen: „Okay, wir sitzen jetzt hier am Tisch zusammen, werden uns unterhalten, aber mehr wird das nicht werden. Ich bin hier in dieses Land gekommen, um zu studieren, und mehr nicht. Ich möchte das gleich vorneweg erwähnen, damit du nicht enttäuscht bist.“
„Ja, das ist in Ordnung. Wir trinken was zusammen und grüßen uns ab und zu mal, wenn wir uns sehen, ja, das geht.“ Daniel schmunzelte dabei.
Madea wurde aus den Worten nicht ganz schlau, aber sie wollte ihre Schuld einlösen. Obwohl sie zugeben musste, dass sein Auftreten sehr angenehm war. Sie wollte auf keinen Fall größere Komplikationen, um ihren Plan nicht zu gefährden, jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt. Vielleicht ist er hier beim Studium allein und sucht nur Anschluss, dachte sie sich.
„Madea ist ein schöner Name. Woher stammt der?“, fragte Dan gleich drauf los.
„Wenn du wissen willst, woher ich komme, so kann ich dir das sagen. Mein Heimatland ist Irak, aber den Ursprung meines Namens kenne ich nicht.“
„Das ist aber sehr weit nach Hause. Was hat dich denn hierher verschlagen?“
„Ich studiere Medizin“, antwortete sie. „Und welches Studium betreibst du hier?“
„Ich habe mich auch für die Medizin entschieden, vielleicht eröffne ich später mal meine eigene Praxis.“ Dan hatte sich vorab schon ein paar Fakten zurechtgelegt.
Die Bedienung kam und brachte die heißen Getränke.
„Aber wieso bist du zum Studium nach Amerika gekommen? In Bagdad gibt es doch bestimmt auch eine Universität?“, fragte Dan interessiert.
„Ja, schon. In Basra und in Bagdad kann man Medizin studieren. Aber im Irak gibt es leider nicht so gute Studienbedingungen, besonders für Frauen ist es schwer. Deshalb habe ich mich entschlossen, hier in den USA zu studieren. So kann ich später das beste Wissen wieder mit zurück in meine Heimat nehmen.“
„In Europa gibt es doch auch sehr gute Universitäten, der Weg wäre nicht so weit gewesen“, hakte Dan nach.
„Das ist richtig, aber ich kann keine europäische Sprache, außer Türkisch und Englisch. Da ist es hier einfacher.“ Sie merkte, dass ihm die Antwort nicht reichte: „Na, und England ist viel zu kalt, zu nass und zu neblig. Hier ist es angenehm.“
Sie nahmen beide einen Schluck aus ihren Tassen.
„Und wenn du mit deinem Medizinstudium fertig bist, willst du wieder zurück in dein Land? Du hättest doch hier in den USA die Möglichkeit, als Ärztin viel Geld zu verdienen?“, Dan wollte ein wenig vorsichtig an ihre Meinung über die USA herankommen.
„Sicherlich,
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