Der Fall Zamar (German Edition)
ist auf keinen Fall eine radikal-fanatische Islamistin. Aber was hat sie mit den Morden in L. A. zu tun?
Während sie dem Spielgeschehen folgten und Dan ihr noch einiges zu den Mannschaften erzählte, ahnten sie nicht, dass sie beobachtet wurden.
Etwa 60 Meter entfernt stand weiter oben hinter einem Stahlträger, der das Tribünendach hielt, ein Beobachter. Immer wieder lugte die Person vorsichtig hervor, aber sie hatte genug gesehen. Der Überwacher holte ein Telefon aus der Hosentasche und wählte eine Nummer aus dem Gedächtnis, denn im Handy war nicht eine einzige Nummer gespeichert.
Nach viermaligen Läuten kam ein kurzes: „Ja? Mario, bist du es?“
„Nein, ich bin es, aus der Uni.“
„Was gibt es?“, war am anderen Ende der Leitung zu hören.
Der Beobachter erzählte leise. „Die geplante Aktion von heute muss verschoben werden. Es ist ein wenig anders gekommen. Es gibt einen Zeugen, sie ist nicht allein. Diese Irakerin ist mit so einem Typen zusammen, der sich schon die letzten Tage an sie rangemacht hat.“
„Das ist natürlich nicht sehr erfreulich“, kam es schroff aus dem Telefon.
„Ja, aber ich denke morgen wird es klappen, ganz bestimmt.“ Der Überwacher klang zuversichtlich.
„Dann muss ich Mario erst einmal stoppen“, gab sich der Angerufene zerknirscht.
„Du hörst von mir morgen wieder.“ Der Spion hinter dem Stahlträger beendete das Telefongespräch und steckte das Handy in die Tasche zurück. Er zog sich zurück, ohne dabei von Dan und Madea gesehen zu werden.
15.
Es war Mittwoch, 17.25 Uhr. Madea wartete nun schon über eine Stunde im Cafe „Paris“, welches in der Innenstadt von Atlanta lag. Es gab in dem beliebten Treff für junge Menschen kreative Kaffeespezialitäten, poppige Musik und Bildschirme mit Tanzvideos an den Wänden. Ständig kamen und gingen die Gäste, deshalb hatte Madea sich einen Tisch ziemlich weit am Eingang gesucht. Von dort aus konnte sie sich einen guten Überblick verschaffen, um Deborah, mit der sie sich verabredet hatte, nicht zu verpassen. Madea bestellte jetzt bereits ihre vierte Tasse Tee. Nachdem sie Deborah nun gestern abgesagt hatte und sie nicht mit ihr wie versprochen in die Bibliothek gegangen war, konnte Madea sie nicht schon wieder enttäuschen. Also willigte sie ein, als Deborah sie in der Mittagspause in der Mensa fragte, ob sie nicht mit ihr komme, um ein Kleid zu kaufen. Sie sei zur Hochzeit eingeladen, und ein zweites Paar Frauenaugen kann ein Kleid noch besser beurteilen. Deborah kannte nicht viele Leute in Atlanta, deshalb lag es wohl nahe, dass sie Madea ansprach.
Kurz dachte Madea noch einmal an den gestrigen Spätnachmittag. Es war ganz nett mit Dan, er ist höflich und nicht aufdringlich. Sie ertappte sich dabei, dass sie es kurz bedauerte, ihm heute noch nicht begegnet zu sein. Ein leichtes Kopfschütteln brachte Madea wieder auf die richtigen Gedanken, es war besser, wenn sie sich nicht mehr sahen.
Eine halbe Stunde wollte sie noch warten, dann würde sie gehen. Warum kam Deborah nicht? Ist ihr etwas passiert? Madea malte sich einige schreckliche Szenen aus, wie zum Beispiel einen Unfall. Deborah hatte heute Mittag in der Mensa begeistert erzählt, wie sie sich auf die Hochzeit und ein schickes Kleid freue. Deshalb fiel es Madea nicht schwer, ihr zuzusagen. Da aber Deborah erst einen anderen Weg erledigen wollte, und Madea am Nachmittag noch eine Vorlesung besuchte, kamen sie überein, sich in dem Café „Paris“ zu treffen, um dann in die entsprechenden Läden zu gehen.
Madea besaß kein Handy. Vielleicht hatte auch Deborah versucht, sie zu erreichen, zum Beispiel über das Haustelefon hier im Café. Aber nichts tat sich, es kam kein Kellner, um ihr mitzuteilen, dass Deborah irgendetwas passiert sei. Leider kannte Madea auch nicht ihre Telefonnummer. Deshalb saß sie noch immer hier und wartete geduldig, denn sie wollte die Küchenaushilfe nicht enttäuschen, falls sie doch noch auftauchen sollte. Eigenartig war das Ganze schon. Schließlich gab sie ihr jetzt noch eine halbe Stunde Zeit. Madea arbeitete an ihrem Laptop, wie es so viele andere Leute in dem Café ebenfalls taten.
Madea sah auf ihre Uhr, 17.30 Uhr. Bei der herbeigerufenen Kellnerin bezahlte sie ihre bestellten Getränke. Den Laptop packte sie in die Umhängetasche. Sie schaute sich nochmals im Eingangsbereich und auf der Straße um, aber Deborah war nirgends zu sehen. Bestimmt ist ihr etwas zugestoßen, dachte sich Madea. Sie
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