Der Fall Zamar (German Edition)
einlassen.
„Außerdem will er doch nur nicht allein zum Baseballspiel gehen.“ Maggie beruhigte sie. „Nur deswegen hat er uns eingeladen. Komm, wir müssen jetzt gehen.“
Madea holte tief Luft. „So wird es wohl sein.“ Schließlich sollte Maggie auch mitkommen.
Schweigend setzten sie die letzten Meter zum nächsten Hörsaal fort.
Madea ging zügig zum Eingangsbereich des Baseballplatzes. Er gehörte zur Universität und lag am Rande des Campusgeländes. Hohe Bäume schützen es vor starken Winden. An zwei Seiten befanden sich überdachte Zuschauertribünen, die 1 000 Besuchern Platz boten.
Da es jetzt am Spätnachmittag sehr warm war, trug Madea ihr hellblaues, langes Sommerkleid. Sie war nun schon drei Minuten zu spät, Unpünktlichkeit mochte sie überhaupt nicht. Aber sie redete sich ein, dass es nun auch nicht unbedingt ihre Schuld sei. Vielleicht doch? Sie hatte zu lange gezögert, als Maggie ihr offenbarte, dass sie nicht mitkomme. Zu sehr litt sie an den starken Zahnschmerzen, und Kopfschmerzen würden sie nun auch noch plagen. Das fing schon gleich nach dem Mittagessen an, als sie sich über Schmerzen in der rechten Wange beklagte. Immer wieder hielt sie sich die Hand an den Mund. Zwanzig Minuten, bevor sie losgehen wollten, jammerte Maggie, dass sie das nicht aushalten werde und dass sie deswegen lieber zu Hause bleibe. Madea solle doch ruhig allein gehen. Madea suchte für Maggie noch Schmerztabletten heraus und flehte sie an, sie nicht allein zu lassen. Maggie meinte nur, dass er doch kein böser Mensch sei und sie es überleben werde. Alles Betteln half nichts, schließlich musste Madea einsehen, Maggies Schmerzen nicht lindern zu können. Und als sie dann auf die Uhr sah, war die Zeit schon zu schnell fortgeschritten.
Außer Atem kam sie bei Dan an, der am Eingang wartete. Ein Lächeln zog über sein Gesicht. „Es ist schön, dass du gekommen bist. Komm, lass uns reingehen, das Spiel beginnt gleich.“
Sie suchten sich einen Platz ziemlich weit oben, in der vorletzten Reihe. Aber so sehr viel Auswahl hatten sie auch nicht mehr, denn es gab nur noch wenige freie Sitze.
Als sie saßen, fragte Dan: „Wo ist Maggie, sie wollte doch mitkommen?“
„Ja, aber sie hatte plötzlich Zahnschmerzen, und dann klagte sie auch noch über Kopfschmerzen.“, erklärte Madea. Laute Musik erklang aus den Lautsprechern, jeden Moment würde das Spiel beginnen. „Nun, vielleicht nicht ganz plötzlich, das mit den Zahnschmerzen fing schon heute Mittag an. Ich gab mir die größte Mühe, sie zum Mitkommen zu bewegen, aber ich kann sie doch nicht zwingen.“
Dan setzte sich so, dass er ihr in die Augen sehen konnte, so als überprüfe er die Richtigkeit ihrer Aussage. Er schmunzelte dabei.
„Was ist?“ fragte sie irritiert.
Plötzlich stand Dan von seinem Platz auf, drehte sich in Richtung Wohnblock, benutzte seine Hände als Megafon und rief gegen die laute Musik: „Danke, Maggie!“
Einige drum herumsitzende Besucher starrten ihn kurz entgeistert an, besannen sich aber wieder, denn die Spieler betraten das Spielfeld. Madea wusste nicht, was sie sagen sollte. Vielleicht war es auch besser, wenn sie es kommentarlos ließ.
Das Spiel begann und Daniel fragte: „Kennst du diesen Sport?“
Madeas Blick huschte nur kurz über sein Gesicht. „Irgendwie hat doch jeder auf der Welt schon mal von Baseball gehört. Ich weiß nur, dass es die Amerikaner lieben.“
„Wenn du möchtest, erzähle ich dir etwas darüber.“
„Sehr nett.“
Daniel erklärte ihr die Spieler mit ihren Aufgaben, die Regeln und auch, wie die Mannschaften zu ihren Punkten kommen. Eine Weile schauten sie so dem Treiben auf dem Platz zu. Nach einiger Zeit fragte Dan so beiläufig: „In welchem Teil von Irak bist du eigentlich aufgewachsen? Mit welcher Religion bist du groß geworden?“
Madea zögerte. Woher kamen jetzt die Fragen? Madea machte sich Sorgen, wenn sie darauf antwortete, könnte sie zu viel über sich verraten. Aber kurz darauf ermahnte sie sich, dass doch Menschen, die sich kennenlernen, etwas über den anderen wissen wollen. Es war nichts Ungewöhnliches. Aber eigentlich wollte sie ihn nicht kennenlernen, dachte sie trotzig. Andererseits musste sie zugeben, dass ihre Gefühle sie austricksten, mit ihr Achterbahn fuhren, wenn sie Dan sah.
Madea starrte auf das Spielfeld und begann zu erzählen: „Ich bin in Haditha aufgewachsen, das ist eine Kleinstadt im nordwestlichen Irak. Die Stadt liegt im sunnitischen
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