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Der Fall Zamar (German Edition)

Der Fall Zamar (German Edition)

Titel: Der Fall Zamar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute Maak
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wieder ohne Kopftuch waren, wurden sie mit Schlägen und Tritten aus dem Bus gejagt. Vereinzelt gab es auch Fälle, bei denen die Studentin einfach erschossen wurde. Niemand traut sich, etwas zu sagen, niemand will ins Visier dieser Fanatiker geraten. Das ist leider schon so normal geworden.
    In Basra zum Beispiel werden pro Monat etwa 15 Frauen Opfer einer tödlichen Gewalttat. Das alles schreckt ab. Abends ist es am gefährlichsten, da sollte man als Frau nicht auf die Straße gehen. Aber mit diesen Maßregelungen gehen immer weniger Frauen an eine Universität, sie werden von den Männern schikaniert, bis sie nicht mehr in der Universität zum Studium erscheinen. Und ehrlich gesagt, hatte ich auch Angst.“
    Eine Pause entstand. Dan schaute sie interessiert an, er würde weiter zuhören. So verstand es auch Madea. Sie sprach weiter.
    „Das Schlimme ist auch, dass es eine Million von Frauen gibt, die ihre Männer in den beiden Kriegen oder unter der Herrschaft von Hussein verloren haben. In den meisten Fällen müssen sie alleinerziehend mit ihren Kindern den schweren Alltag organisieren. Wasser- und Nahrungsmangel sind die eine Sache, hinzu kommen noch der fehlende Strom, den es nur stundenweise gibt, die unzureichende medizinische Versorgung und dann auch noch die katastrophale Sicherheitslage.
    Dann gibt es auch noch viele Frauen, die werden von Männern erpresst, oft sind es Beamte oder Mitglieder der Milizen, die in den Wohnvierteln das Sagen haben. Sie zwingen die alleinstehenden Frauen, eine Zeitehe mit ihnen zu schließen.“
    „Was ist denn eine Zeitehe?“, fragte Dan.
    „Das ist so eine Art Vergnügungsheirat, die von einem Mullah geschlossen wird. Diese Ehe kann einen Tag, eine Woche, einen Monat oder noch länger dauern, bis er genug von dieser Frau hat.“
    Daniel wirkte betroffen. „Was ist denn der Grund für die Erpressungen?“
    „Nun“, schloss Madea gleich an, „jeder braucht im Irak eine Wohnungsbescheinigung für seine Wohnung. Die Männer der Mahdi-Milizen zum Beispiel verweigern den Frauen einfach diese Bescheinigung, es sei denn, sie gehen mit bestimmten Personen eine Zeitehe ein. Die Frauen sind den Männern mit solchen oder ähnlichen Angelegenheiten einfach ausgeliefert. Und keiner hat die Macht, etwas dagegen zu unternehmen.“
    „Aber es gibt doch im Irak auch Frauenrechtsorganisationen. Was ist mit denen?“
    „Die Organisationen können kaum arbeiten, denn die Frauen, die dort tätig sind, werden schikaniert und bedroht. Es werden die Fenster der Büros eingeschlagen und die Wohnungstüren der Mitarbeiterinnen beschmiert. Es wird alles getan, um sie einzuschüchtern. Die Regierung schaut nur zu, sie mischt sich nicht ein. Die religiösen Gruppierungen besitzen mehr Macht als der irakische Staatapparat. So sieht es jedenfalls aus.“
    Madea bemerkte, wie er über das alles nachdachte. Die Bilder vom Krieg kennen alle, die staubigen Straßen, die gefeierten Soldaten, Bombenexplosionen vor wichtigen Gebäuden, aber das wirkliche Leben der Bevölkerung, die Ängste und Sorgen, geht an ihnen vorbei.
    Madea wollte ihm ein klareres Bild ihres Landes aufzeigen: „Zwar gibt es jetzt eine Regierung, die versucht, dem Staat demokratisch das Laufen beizubringen, aber es tauchen zu viele politische Gruppierungen auf, die vorgeben, dass sie die angebliche, politisch-ideologische Führung sind. Da sind die Sadristen, die Armee Mohammeds, die Badr-Brigaden, die Al-Haq-Armee oder auch die Madhi-Armee, die für ihre Führer den ranghöchsten Staatsplatz beanspruchen. Und weil sie die an der Macht stehende Regierung nicht akzeptieren, nimmt der Krieg auf den Straßen zu. Sie zünden Bomben vor öffentlichen Gebäuden und sprengen Fahrzeuge in die Luft. Und zwischen den Fronten befinden sich die Schwächsten, die Frauen und Mädchen.“
    Der Spielstand wurde durch die Lautsprecher verkündet.
    „Ich denke, ich habe erst einmal genug erzählt.“ Madea lächelte jetzt. Ihre Stimme strahlte wieder Ruhe nach diesen aufwühlenden Darstellungen aus. „Wir wollten doch das Baseballspiel ansehen, oder?“
    „Ja, deswegen sind wir hier.“ Daniel wollte nun auch keine Fragen mehr stellen, die eigentlich rein beruflich sind. Er wollte einfach nur noch das Zusammensein mit ihr genießen. Ihre Stimme, ihre entschlossene, dennoch sanfte Ausstrahlung mochte er. Durch ihre Schilderungen über ihr Heimatland hat er einen ganz guten Eindruck von ihrer politischen und religiösen Einstellung erhalten. Sie

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