Der Fall Zamar (German Edition)
keinen Namen von ihm. Warum auch immer so etwas passieren konnte, es war jedenfalls Mist. Noch merkwürdiger war allerdings die leicht unterschiedlichen Aussagen. Der Anrufer sprach von einem grünen Mercedes-Geländewagen, während die beiden anderen Zeugen, die man noch vor Ort antraf, einen schwarzen Jeep als unfallverursachendes Fahrzeug ausmachten.
Die Polizei hat heute Morgen dann auch den schwarzen Jeep gefunden, der einsam auf dem Parkplatz eines Supermarktes stand.“
„Lass mich raten“, schnitt Daniel ihm das Wort ab, „der Wagen wurde gestohlen und Fingerabdrücke ließen sich auch nicht mehr entdecken.“
Thompson nickte. „Kurz bevor du hier ins Büro kamst, habe ich Chris Sullivan mit einem Team losgeschickt, um sich noch einmal den Tatort anzusehen. Vielleich entdeckt er noch etwas, was die Gesetzeshüter vor Ort übersehen haben.“
Miranda brachte auf einem Tablett zwei große Tassen Kaffee. Beide Männer nahmen sich eine Tasse und bedankten sich bei ihr.
„Woher wissen wir jetzt, dass es eine Irakerin war?“ Daniel wollte jedes Detail erfahren. In dem Augenblick kam Malcolm in den Raum.
„Eine Zeitung, zwei Fernsehsender und ein Internetportal haben darüber schon berichtet.“ Malcolm, der mit seinen zerzausten Haaren und der Brille auf der Nase ein wenig was von Harry Potter hatte, antwortete gleich darauf. „Wir haben sofort nachgehakt und wollten uns die Informanten geben lassen. Atlanta-Journal-Constitution erklärte, dass ein Anrufer den Unfall gesehen hat und dass er die Frau kannte. Dann aber brach die Telefonverbindung ab und die Reporterin konnte nicht weiter nachfragen und auch keinen Namen erfahren. Die Fernsehsender und das Internetportal bekamen anonyme E-Mails zugesandt. Der Absender schrieb nur sehr wenig, dennoch reichte es aus, um die Reporter neugierig zu machen. Vor Ort haben die Journalisten dann den Rest erfahren.“
„Wer macht so etwas?“, fragte Daniel nachdenklich und trank einen Schluck vom Kaffee.
„Genau so habe ich auch überlegt“ Thompsons Gedanken stießen in die gleiche Richtung. „Jemand, der bei dem Unfall dabei war, ist so sensationsgeil, dass er sofort die Medien informiert. Wir gehen doch alle davon aus, dass der Anrufer und der E-Mail-Schreiber ein und dieselbe Person ist.“
„Warum will jemand alles so schnell an die Öffentlichkeit bringen?“, fragte jetzt Malcolm.
„Vielleicht war aber auch der Anrufer und E-Mail-Absender der Unfallverursacher, denn er wusste gleich Bescheid.“ Daniel suchte eine Erklärung.
„Aber der Fahrer soll eine Frau und der Anrufer ein Mann sein“, gab Malcolm zu bedenken.
„Welche Möglichkeiten gibt es denn heute, um sich gut zu verkleiden?“, fragte Daniel.
„Viele“, antwortete Thompson. „Wir brauchen beweisrelevante Fakten. Wobei wir dann gleich beim nächsten Punkt wären.“ Er wandte sich zu Daniel. „Wo war denn nun Zamar gestern zur fraglichen Zeit?“
„Nun, ich war eine halbe Stunde nach der letzten Vorlesung zu Zamars Wohnung gegangen. Maggie Winter öffnete mir die Tür, sie war allein. Sie erklärte mir, dass sie sich mit Deborah treffen wollte. Das ist die junge Frau, die in der Mensa arbeitet, sie sind befreundet. Also, laut Aussage von Winter, wollten die beiden einkaufen fahren, ein Kleid kaufen für diese Deborah. Zamar ist gleich nach der Vorlesung in die City gefahren. Jedenfalls ist sie nicht mit ihrem eigenen Auto gefahren, das habe ich sofort überprüft. Ich habe dann vor dem Haus gewartet, bis sie wieder aufgetaucht ist, das war 18.55 Uhr.“
„Zamar hat demnach, rein theoretisch, ein Alibi, was wir noch prüfen müssen. Wenn du ihr schon kein Alibi verschaffen kannst, dann muss das andere wenigstens passen“, sagte Thompson zerknirscht.
„Das ist unfair“, protestierte Daniel sofort. „Es ist keine 24-Stunden-Observation, was wohl kaum mit einer Arbeitskraft möglich ist.“
„Ist ja richtig“, lenkte Jack wieder ein. „Aber im Moment genehmigt uns Direktor Stone keine weiteren Leute, es gibt zu viel andere Scheiße, die in Georgia am Quellen ist. Sullivan ist jetzt erst einmal in Tallapoosa, was auch wichtig ist.“
„Zumal es nur ein minimaler Anfangsverdacht ist“, meldete sich Malcolm zu Wort, „ich meine, dass dieses Mädel als dreifache Mörderin verdächtigt wird.“
„Wenn man sich aber alle Fakten zusammenlegt“, sagte Thompson, „ergibt das schon ein beschissenes Bild für Zamar.“
„Was übersehen wir da eigentlich?“ Daniel
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