Der Fall Zamar (German Edition)
sehen, aber ihre Zweifel wuchsen, ob ihre Selbstjustiz der richtige Weg war. Oder gab es von den Familien, die ebenfalls ein Familienmitglied verloren haben, jemanden, der sich an den ehemaligen Soldaten rächen will? Alle Anwohner in ihrer Straße waren damals aufgebracht, die Wut kochte hoch. Sollte sich eine von den Frauen, die überlebt haben, sich ihre Rache bis jetzt aufgehoben haben, ausgerechnet jetzt zuschlagen, wo Madea sich hier in den USA aufhält? Immerhin sind acht Jahre vergangen. Sollte es wirklich so einen Zufall geben? Anders konnte sie es sich aber auch nicht erklären.
Madea wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Ihre Hände zitterten leicht. Wichtig war für sie jetzt, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Keiner sollte sie mit den Ex-Marines und den Morden in Verbindung bringen.
Sie nahm sich zwei Äpfel von der Auslage und ging mit festem Schritt wieder zum Tisch. Keiner sagte etwas. Alle aßen stumm weiter. Maggie las noch immer nebenbei.
Daniel lächelte sie an, als Madea saß und ihre Blicke sich kurz trafen. Zu gern hätte er jetzt gewusst, was in ihrem Kopf vorging. Welche Rolle spielt Madea bei diesen Morden, denn Daniel war sich sicher, dass sie nicht die Mörderin ist. Oder ist sie die perfekte Schauspielerin? Nein, bestimmt nicht. Dazu reagierte sie auf den Bericht aus den Nachrichten zu bestürzt, obwohl sie versuchte, es zu überspielen. Es blieb ihm also nichts weiter übrig, als Beweise zu sammeln, die entlastend für sie wirkten.
17.
John Pearson saß lässig in seinem designerblauen Bürosessel vor dem teuren Schreibtisch, neben dem ein kitschiger, deplatzierter Löwe aus Marmor hockte. Die Büroausstattung ließ einfach keine Harmonie aufkommen. Mit der Fernbedienung in der Hand schaute er auf den großen Flachbildfernseher, der schräg vor ihm an der Wand hing, und verfolgte die Nachrichten. Nachdem er nun schon auf mehreren Sendern die Berichte über den Unfalltod von Moor und die Zusammenhänge mit einer irakischen Bürgerin gesehen hatte, schaltete er das Gerät ab. Er dachte über die Situation nach, alles verlief nach seinen Plänen. Aber es brauchte noch etwas Zeit, bis sich die Sache zu seiner vollen Zufriedenheit entwickelte.
Die Nachrichtendienste sind auf den richtigen Kurs gebracht. Sie halten die Hände über ihre Elitesoldaten, sie schreiben: „Sie haben tapfer gekämpft, aber jetzt sollen sie für ihre Einsätze bestraft werden.“ Alles wird verallgemeinert, in keinem Bericht wird etwas von dem Vorfall in Haditha erwähnt. Da gibt es schon Schlagzeilen wie: „Irakische Islamisten rücken aus, um sich zu rächen.“
Der irakische Botschafter in den USA reagierte sehr schnell mit der ersten Mitteilung für die Presse. Er wies darauf hin, dass nicht vorschnell falsche Schlussfolgerungen gezogen werden sollten. Es liegen noch keine eindeutigen Beweise für einen Täter oder eine Täterin vor.
Noch größere Sorgen machte sich allerdings die amerikanische Regierung. Sie fürchtet um die gerade zart aufgebauten guten Beziehungen zum Irak. Immerhin sind noch einige Soldaten und Zivilhelfer in Bagdad und Basra stationiert.
Ein leises Signal ertönte jetzt von der kleinen gläsernen Schalttafel, die auf Pearsons Schreibtisch stand. Damit wusste Pearson, dass jemand über den gesonderten Treppenaufgang zu ihm kam, der direkt zu seinem Büro führte. Von diesem stillen Zugang wussten nur sehr wenige, allerdings hatte er die Tür in seinem Büro nicht sonderlich getarnt, es stand einfach nur „Bibliothek“ dran. Bei ihm gab es eben manchmal Besucher, wovon der Pförtner und auch seine Sekretärin nichts wissen müssen. Außerdem, so sagte er es oft zu sich selbst, sollte man sich immer eine Hintertür offen halten, für alle Fälle.
Es klopfte unauffällig und Mario Balroso betrat den Raum.
„Hey!“, brummte er. Er passte sich immer seines Umfeldes an, deshalb protzte er jetzt mit einem schwarzen Anzug von Armani, kombiniert mit einem hellgrünen Hemd.
„Sei gegrüßt, mein Freund!“, entgegnete ihm Pearson freudestrahlend. „Es sieht sehr gut aus. Die Medien haben den Knochen angenommen, den wir ihnen hingeworfen haben.“
Balroso ging durch den Raum und ließ seinen kräftigen Körper lässig in das weiße Ledersofa fallen. Er zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich leger nach hinten, dabei entblößte sich auf der Schulter nahe dem Hals eine 10 cm lange Narbe.
„Du weißt, dass ich kein Zigarettenmief in meinem
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