Der Fall Zamar (German Edition)
trank von seinem Kaffee.
Eine Pause entstand. Jeder dachte nach.
„Die nächste Frage wäre zu klären.“ Thompson stand jetzt aus seinem Sessel auf. „Ist es überhaupt möglich, in der fraglichen Zeit diese ganze Aktion zu schaffen?“
Malcolm hob seinen Finger, so, als müsste er sich für die Antwort bewerben. „Also, das habe ich gleich mal überprüft. Für die Hin- und Rückfahrt nach Tallapoosa, für das kurze Beobachten des Opfers und das Abstellen des Autos braucht man mindestens 2 Stunden und 50 Minuten, staufrei versteht sich.“
„Also, kann sie es durchaus gewesen sein. Knapp aber es geht. Dan, sieh zu, dass dieses Mädel ein Alibi hat.“
Alle drei in dem Raum versanken kurzzeitig wieder in ihren Gedanken.
„In allen Medien wird jetzt über diesen Unfall berichtet“, Thompson versuchte einen nächsten Ermittlungsansatz zu finden, „obwohl der nicht spektakulärer ist als manch anderer in der näheren Umgebung. Sicherlich, die Journalisten bringen den Toten Soldaten mit den anderen in Los Angeles in Verbindung. Und wenn die eine große Story wittern, legen die sofort los, jeder will der erste sein, der davon berichtet.“
„Ja, und bei jedem wurde ein irakischer Bürger als Täter gesehen.“ Dan sinnierte weiter: „Es wird so langsam eine kleine Hetzjagd gegen die Iraker aufgebaut, so nach und nach soll durchdringen, wie böse die islamischen Iraker sind. Zumindest lese ich das so zwischen den Zeilen. Die Medien reißen einen tiefen Graben zwischen uns und dem irakischen Volk. Können wir davon ausgehen, dass diese Informationen bewusst gestreut wurden?“
„Wenn wir jetzt den Gesamtvorgang betrachten, wohl schon.“ Thompson überlegte kurz und sprach dann weiter. „Selbst in L. A. ist man auf den toten Gregory Moor aufmerksam geworden. Vor ein paar Tagen, als die Presse von den beiden toten Ex-Marines berichtetet, erwähnte man nur kurz, dass es sich bei dem Täter um einen irakischen Bürger handelte.“
„Sicher, mehr konnten sie scheinbar auch nicht schreiben, denn wenn dort auch ein anonymer Anrufer den Tipp gegeben hatte, konnten die Journalisten diese Quelle noch nicht ausfindig machen und überprüfen. Aber jeder möchte mit der exklusivsten Titelseite seine Auflagen erhöhen. Da nehmen die Redakteure schon mal in Kauf, dass die Quelle nicht hundertprozentig echt ist. Ich nehme an, dass die Nationalität des Täters deswegen nur kurz genannt wurde.“
„Und jetzt füttert der Blätterwald in L. A. die Leute auch mit diesem Unfall. Die erkennen natürlich auch den Zusammenhang und stimmen ein gemeinsames Lied an: Die Iraker rächen sich.“ Thompson trank seinen Kaffee. „Warum macht jemand so etwas?“
„Um eine Wirkung zu erzielen“, gab Daniel die Antwort. „Nun gibt es schon drei tote …“
„Vier!“ Malcolm schnitt ihm das Wort ab. „Es gibt schon vier tote Ex-Marines aus dieser Patrouille.“
Die beiden anderen Bundesagenten sahen ihn fragend an.
Er erklärte: „Im Internet habe ich vor Kurzem einen Bericht gefunden über die Gerichtsverhandlung von einem gewissen Ron Bolwik, der den Truppensanitäter dieser Einheit ermordete.“ Malcolm fasste die Fakten zusammen.
„Also gut“, sagte Thompson, „dann ist das der vierte Tote, wobei der nachweislich von einem Amerikaner getötet wurde.“
„Richtig“, sagte Malcolm, „der hat mit diesen bestimmt nichts zu tun, zumal der Mord schon zwei Jahre zurückliegt.“
„Nun, wer könnte also Interesse daran haben, diese Ex-Soldaten tot zu sehen?“, fragte Thompson rhetorisch. „Wenn man es ganz einfach sieht, dann doch sicher jemand, der sich an diesen Menschen rächen will. Jeder einzeln für sich genommen, hätte eventuell ein anderes Motiv geboten, aber das wird es nicht sein. So viel Zufall wird es nicht geben. Also laufen die Fäden wieder bei Zamar zusammen.“
„Es gibt aber noch andere Familien der Tragödie in Haditha, denen genauso der Sinn nach Rache steht. Eine Frau, die ihren Ehemann oder ihren Sohn verloren hat.“ Daniel wollte die Fakten nicht einfach so akzeptieren, dass Zamar als vermutliche Täterin ausgemacht wird.
„Sicherlich gibt es genügend andere, die ebenfalls die Mörder bestraft sehen wollen.“ Thompson wollte die Fakten noch einmal klarstellen. „Im Moment ist Zamar die am dringendste Tatverdächtige. Sie ist in unserem Land, sammelt diese Zeitungsausschnitte, verfolgte also das Geschehen um die Mörder ihrer Familie und hat im Augenblick keine
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