Der Fall Zamar (German Edition)
ich hinfahren und schauen, was los ist.“ Daniel wollte sie mit seinen Gedanken nicht beunruhigen.
Sofort ging die Frau hinter in ihr kleines Büro. Daniel folgte ihr. Fix hatte sie die Anschrift herausgesucht und auf einen Zettel geschrieben. „Hoffentlich geht’s ihr gut.“
Zügig fuhr er mit seinem Land Rover fünf Kilometer durch die Stadt. Er ahnte Schlimmes. Das Mehrfamilienwohnhaus, in dem Jenny Holmes wohnte, lag in einer belebten Straße. Die Haustür stand offen, er betrat das Treppenhaus. Er kam an den Briefkästen vorbei und sah, dass bei Holmes noch ein Brief drinsteckte. Wenn der Brief heute Vormittag von der Post eingeworfen wurde, war bis jetzt niemand nach Hause gekommen. Vielleicht lag Daniel auch falsch mit dieser Theorie und Jenny hat die Wohnung noch nicht wieder verlassen.
Im dritten Stock angekommen, lauschte er vorsichtig an der Wohnungstür. Er klopfte dreimal sehr laut, niemand hörte. „Miss Holmes, machen Sie auf. Hier ist die Polizei.“ Nichts.
Jetzt nahm er seine Beretta aus dem Hosenbund und hielt sie vor sich. Bei seinem gewaltigen Fußtritt gab die Tür nach. In der Wohnung blieb es noch immer ruhig. Vorsichtig betrat er das erste Zimmer. In der Küche standen nur eine Tasse, ein Teller und eine geöffnete Handtasche auf dem Tisch. Auf dem Boden lagen eine geöffnete Brieftasche, dazu noch der Pass und die Fahrerlaubnis. Kein Mensch hielt sich dort auf. Er kam zum nächsten Raum, wo die Tür einen Spalt offen stand. Im Schlafzimmer sah er das zerwühlte Bett von der jungen Frau. Sorgsam schaute sich Daniel um, auch die Schränke öffnete er.
Als er den Flur weiter entlangging, sah er das zerschossene Schloss der Badezimmertür, sie war nur angelehnt. Er ahnte, was kommen würde. Jenny lag auf dem Boden neben der Dusche in einer riesigen Blutlache, mit zwei Einschüssen im Brustkorb. Er kniete sich zu ihr nieder und berührte ihre kalte Haut. Er suchte ihren Puls, was hoffnungslos war. Bevor er aber zum Telefon griff, schaute er in das Wohnzimmer. Weder verbarg sich dort der Mörder, noch gab es weitere Tote.
Monroe telefonierte mit der Einsatzzentrale des FBIs und gab die Fakten bekannt. Während er auf die Spurensicherung wartete, analysierte er die Situation. Die Wohnungstür schien auf den ersten Blick in Ordnung zu sein, das heißt, sie hat ihren Mörder hereingelassen. Daniel dachte nach. Wenn eine Frau sich im Café für das FBI ausgegeben hat, dann wird sie das hier eventuell auch getan haben. Und als in der Wohnung die Waffe zum Vorschein kam, konnte Miss Holmes wohl gerade noch ins Badezimmer flüchten und die Tür verschließen.
Dann war da noch die Geldbörse. Ein paar Silikonhandschuhe, die Daniel immer bei sich hatte, streifte er sich fix über und schaute in das Portemonnaie. Es befand sich kein Geld darin.
Daniel hörte mehrere Autos mit quietschenden Reifen anhalten. Im nächsten Moment polterte es im Treppenhaus und dann strömten die Leute von der Spurensicherung in die Wohnung. Mindestens acht Kollegen begrüßten ihn und begannen routiniert mit ihrer Arbeit. Zwei Minuten später erschien Jack Thompson in der Tür. Daniel sah ihn erstaunt an.
„Man hat mich informiert“, beantwortete er Daniels stumme Frage. „Weißt doch, ich habe kein Zuhause. Außerdem hatte ich gedacht, dass es wichtig sein könnte.“
„Naja, der Täter hat versucht, diesen Mord wie einen Raubmord aussehen zu lassen.“ Er berichtete ihm kurz die Fakten. Beide standen nun im Flur vor der offenen Badezimmertür und sahen auf den toten Körper der Frau.
„Und warum meinst du, sei es kein Raubmord gewesen?“, wollte Thompson wissen.
„Weil es unlogisch ist. Als die Holmes merkt, dass jemand bei ihr einbricht, versteckt sie sich im Bad, schließt ab. Der Täter kann also ungestört klauen. Warum sollte er sich die Mühe machen und ein höheres Risiko eingehen und erst die Tür aufschießen und dann noch das Mädel töten. Er hätte doch flüchten können.“
„Vielleicht hat sie den Täter gesehen und musste deshalb sterben.“
Daniel schüttelte mit dem Kopf. „Als Kellnerin hat sie bestimmt nur so viel verdient, dass es zum Leben reicht. Schau dich doch mal hier um. Nach Reichtum sieht das hier nicht aus. Also warum sollte sich ein Räuber ausgerechnet, diese Wohnung aussuchen, wo es nicht wirklich viel zu holen gibt? Außerdem trifft es genau diese Person, die wir als Zeugin befragen wollten. Jemand möchte nicht, dass sie sich vielleicht doch an Zamar
Weitere Kostenlose Bücher