Der Fall Zamar (German Edition)
streng christliche Erziehung waren.
In der Tenderstreet entdeckte er auf Anhieb den Wagen der zwei FBI-Agenten, die zur Überwachung abbestellt waren. Balroso erkannte sofort, dass er hier diese Nummer mit den Krampen und einem Jungen nicht abziehen konnte. Bis auf zwei Hundebesitzer, die ihre Tiere zur Morgentoilette ausführten, wirkte die Straße verschlafen und leer. Also musste er selbst Hand anlegen.
Er parkte den gestohlenen Pick-up etwa 100 Meter vom Haus entfernt. Aus seinem Rucksack entnahm er eine schwarze Hornbrille und einen schwarzen Schnurrbart zum Ankleben. Mit einer Baseballkappe passte er sich den Leuten in dieser Umgebung an. Er zog sich noch eine grüne Trainingsjacke über und überprüfte dann seine beiden Waffen. Er wusste, dass sein Vorhaben riskant war, aber er vertraute auf seine sehr guten Fähigkeiten als Schütze.
6.30 Uhr lag die Gegend immer noch ruhig, nur der nächste Hundebesitzer querte die Straße. Balroso sah sich um und stieg aus dem Auto, sobald der Mann mit dem Vierbeiner außer Sichtweite war. Er schlenderte auf dem Gehweg an den anderen parkenden Autos vorbei, bis er den Wagen der beiden Beamten erreichte. Er klopfte nett lächelnd an die Scheibe, so, als wolle er etwas fragen. Zerknittert von der langen Nacht ließ der eine Agent die Scheibe herunter.
„Guten Morgen, die Herren.“ Als die Scheibe vollständig unten war, nutzte er den Überraschungseffekt. Die beiden Waffen, die er bis zum Auto in einer Einkaufstüte getragen hatte, holte er fix, verborgen hinter der Tür, heraus.
„Ich habe da eine Frage.“ Weiter sprach Balroso nicht. Gleichzeitig hob er die Waffen und schoss die beiden Betäubungspfeile ab. Erst fassten sich die beiden Männer an den Hals, dann wollten sie instinktiv noch zu den Waffen greifen. Aber die Wirkung des Betäubungsmittels trat sehr schnell ein, die Agenten sackten in den Autositzen zusammen.
Zufrieden schaute Balroso auf die beiden. Die Dosis sollte eigentlich für fünf Stunden reichen. In dieser Zeit muss er Wilson erwischt haben. Trotzdem sollte er auf der Hut sein, es kann immer etwas dazwischenkommen. Wenn sie zum Beispiel nicht auf ihr Klingeln vom Handy reagierten, könnte jemand misstrauisch werden.
Balroso öffnete schnell noch die Tür des Fahrzeuges, um das Fenster wieder zu schließen. Leise klappte er die Tür wieder zu. Die Betäubungspistolen steckte er wieder in die Einkaufstüte und spazierte zurück zu seinem Wagen. Dabei sah er sich dezent zu allen Seiten um, ob irgendwelche Leute zu sehen waren. Alles blieb ruhig.
Im Auto wechselte er die Jacken und entfernte Bart, Brille und Kappe. Nochmals inspizierte er die Umgebung, besonders die Fenster der Häuser. Er sah keine schnell weghuschenden Gesichter, die sein Treiben beobachteten. Dann streifte er sich sorgfältig die schwarze Perücke über den Kopf und zupfte sich die Haare so zurecht, dass sie viel von seinem Gesicht verdeckten. Von Weitem hielt ihn jeder für eine Frau. Es war dennoch ein Wagnis. Hinter irgendeiner Ecke konnte jemand lauern und ihn beobachten. Aber er war von seinen Fähigkeiten so überzeugt, dass er kein Risiko scheute.
Auf dem Beifahrersitz lag seine Pistole griffbereit, verdeckt von einer Zeitung. Bis 9.15 Uhr musste er warten, dann öffnete sich die Haustür der Familie Wilson. Balroso hatte Glück. Frank Wilson kam allein heraus, seine Frau blieb an der Tür stehen. Sie sah ihm nach, wie er zur Garage ging.
Sofort ließ Balroso den Motor an und fuhr in Richtung Wilson. Das Fenster öffnete er während der kurzen Fahrt. Vor der Grundstücksausfahrt blieb er kurz stehen. Als der Wagen hielt, drehte sich Wilson neugierig um. Von der Straße bis zum Garagentor betrug die Entfernung etwa 25 Meter. Balroso feuerte drei Kugeln schnell hintereinander auf ihn ab, die ihn alle in die Brust trafen. Die Frau fing laut an zu schreien, zog sich aber vor Angst wieder in das Haus zurück.
Mit durchdrehenden Reifen raste Balroso davon.
Zehn Minuten später wimmelte es von Polizisten in der Straße, die Sonntagsruhe war vorbei. Alle Anwohner wurden befragt, aber niemand konnte Angaben zu irgendwelchen Auffälligkeiten machen. Nur Heather Wilson beschrieb die Fahrerin des Pick-ups: eine Frau mit langen schwarzen Haaren.
Daniel sah auf seine Uhr, sie zeigte 9.37 Uhr. Sollte er warten?
Plötzlich hörte er ein Poltern im Treppenhaus. Jemand kam eilig die Stufen heraufgerannt.
Daniel stellte sich schnell hinter den mannsbreiten Pfeiler, der sich
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