Der Fall Zamar (German Edition)
gegenüber von Madeas Wohnungstür befand. Er zog seine Beretta aus dem Hosenbund und hielt sie verborgen an der Seite. Als die Schritte die Etage erreichten, lugte Daniel kurz hervor. Er sah Madea und entspannte sich. Die Pistole steckte Daniel fix wieder weg. Er lehnte sich locker an den Pfeiler.
Sie kam den Flur entlang. Während sie lief, sah sie auf die Uhr am Arm. Leise fluchte sie auf Arabisch. Daniel konnte die Worte verstehen und übersetzen. Aber als sie jetzt den Blick nach vorn richtete, sah sie Dan in Höhe ihrer Tür warten. Ihr Gesicht erhellte sich.
„Hallo Dan!“ Ein mit großen Blumen bedruckter Rock hüllten ihre Beine ein.
„Guten Morgen!“ Daniel verzog verschmitzt seinen Mund: „Aber so etwas wie eben sagt man doch nicht!“
Madea sah ihn schräg von der Seite an und zog die Augenbraue hoch. „Ach, und woher willst du wissen, was ich gesagt habe?“
„Na, so wie sich das angehört hat, konnte das nichts Gutes heißen.“ Daniel wollte ihr natürlich nicht preisgeben, dass er ihre Sprache spricht.
„Du hast ja recht. Es ärgert mich nur, weil ich zu spät gekommen bin. Ich habe noch schnell ein paar Brötchen für uns zum Frühstück geholt. Aber da waren so viele Leute und ich …“
Daniel grinste. „Wie schön, dass wir nun bis zum Mittag nicht hungern müssen.“
„So, da habe ich dich jetzt gerettet.“ Madea schloss die Wohnungstür auf und ging hinein.
Daniel blieb an der Tür stehen und rief ihr hinterher: „Das mit dem Retten find ich gut. Ach, übrigens, vielleicht könntest du deine Badesachen mitnehmen. Heute wird es angenehm warm, und da könnten wir doch schwimmen gehen.“
Das gefiel Madea nicht so gut, denn schwimmen konnte sie nicht wirklich. Aber sie packte trotzdem ihren Badeanzug ein. Fünf Minuten später saßen sie in Dans Land Rover und fuhren stadtauswärts.
Der Stone-Mountain-Park war ein bekannter Ausflugspark und lag etwa eine gute halbe Autostunde von Atlanta entfernt. Die Attraktion dieses Naturparkes war der riesige Granitfelsen, der einen Umfang von acht Kilometern misst. Die Ausmaße dieses Felsen erkannte Madea erst, als Dan sie zur Nordwand führte. Dort prangte ein Relief in der Größe eines Fußballfeldes. Madea und Dan ließen sich auf der großen Wiese vor dem Bild nieder. Sie war beeindruckt von diesem Kunstwerk.
„Wer ist das denn auf den Pferden?“, fragte Madea Dan nach einiger Zeit des Betrachtens.
„Das sind drei Persönlichkeiten der Konföderierten Staaten von Amerika. Dort sind Präsident Jefferson Davis und seine Generäle Thomas Jackson und Robert E. Lee zu sehen. Du solltest es mal im Dunkeln sehen. Jede Nacht wird eine Lasershow auf das Relief projiziert.“
„Das ist wunderbar.“
Sie blieben noch eine Weile auf der Wiese sitzen und ließen das Bild auf sich wirken. Madea packte die Brötchen aus und Dan holte Kaffee und Tee von einem Verkaufsstand. Später fuhren sie mit der Seilbahn auf das Plateau des Felsens.
Ein leichter Wind ging durch Madeas Haare, als sie die Aussicht aus 250 Meter Höhe über dem Gebiet mit den Seen und Wäldern genossen. Sie fühlte sich gut in seiner Nähe. Trotzdem musste sie auf ihrem Standpunkt beharren, dass es nur eine Freundschaft zwischen ihr und Dan bleiben kann. Aber ihre Gefühle signalisierten ihr etwas anderes. Warum hat sie sich auf diesen Ausflug mit Dan eingelassen?
Wieder im Tal angekommen, schlenderten sie noch durch das Museumsdorf. Mittlerweile waren Hunderte Menschen im Park unterwegs, die alle am Wochenende die Ruhe und Erholung in den weitläufigen Grünanlagen und Wäldern suchten.
„Komm, lass uns zu einem schönen See fahren.“ Dan sah sie an.
„Bleibt mir eine Wahl?“ Madea schmunzelte.
„Nun, ich muss uns schließlich noch einen Fisch fangen, damit wir ihn über dem Feuer grillen können, sonst werden wir elendig verhungern.“ Dan lächelte und ging zum Parkplatz.
„So, so. Dann ziehen wir also jetzt zu unseren Jagdgründen.“ Madea ging ihm hinterher.
Nach fünf Minuten Autofahrt kamen sie zu einem lauschigen See, an dem sich nur etwa 50 Leute aufhielten. Familien und Pärchen hatten fast alle einen Grill aufgestellt und brutzelten ihre Würstchen. Ein paar Kinder kreischten vergnügt im Wasser.
Madea stieg aus dem Fahrzeug und sah sich in der Gegend um. Dan stand an der geöffneten hinteren Autotür, nahm in einem unbeobachteten Augenblick seine Dienstwaffe aus dem Hosenbund und steckte sie unauffällig in die Sporttasche, die auf der
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