Der Fall Zamar (German Edition)
die beiden FBI-Agenten kerzengrade in ihrem Fahrzeug, das auf der anderen Straßenseite etwa 70 Meter entfernt von Dela Vegas Auto stand. Seit sechs Stunden warteten sie vor der Boxschule. Sie sollten ihn beobachten und notfalls beschützen. Eintönigkeit ließ die beiden jedoch unaufmerksam werden. Für Unterbrechung der Langeweile sorgte einzig und allein ein Junge von etwa elf Jahren. Vor einer Stunde bot er den beiden Wartenden eine Autowäsche an. Vor Ort wollte er die Scheiben putzen und den Lack polieren. Er bettelte förmlich um die Arbeit, um ein wenig Geld zu verdienen. Dabei schlich er so lange um das Fahrzeug der Beamten herum, bis sie ihn gereizt mit heftigen Worten vertrieben.
„Los, lass den Motor an!“, schrie Brad Kolkins, als die Schüsse fielen. Unruhig rutschte er auf dem Beifahrersitz hin und her. „Den BMW müssen wir kriegen.“ Er zog schon seine Waffe aus dem Halfter.
Hastig ließ der zweite Beamte das Fahrzeug an und legte den ersten Gang ein. Nur eine Vierteldrehung der Reifen konnte sich der Wagen vorwärts bewegen. Im nächsten Moment merkten die beiden Männer, wie die Luft aus allen vier Reifen entwich. „Was ist denn das für eine Scheiße?“, fluchte der Fahrer.
Kolkins stieg sofort aus, blickte unter die Vorderräder und sah die Metallsterne, die im Reifen feststeckten. Wütend trat er mit dem Fuß gegen den Reifen. Mittlerweile stand auch der Fahrer neben dem Auto und sah die Bescherung. „Das kann nur dieser Bengel gewesen sein“, schnaufte er.
Balroso fuhr währenddessen gemächlich aus dem Parkhaus, denn er wusste, dass die beiden FBI-Agenten ihm nicht folgen konnten. Frühzeitig hatte er die beiden Überwacher entdeckt und engagierte daraufhin einen pfiffigen Rotzlöffel, dem er 50 Dollar bot. Der Junge hatte seine Sache sehr gut gemacht. Nicht nur, dass er schauspielerisches Talent besaß, sondern auch die Krampen präzise platziert hatte.
Eine halbe Stunde später saß Balroso am anderen Ende der Stadt in einem Internetcafé und überlegte, wie er die Zeilen an die Lokalzeitung formulieren sollte. Präzise, kurze Informationen sollten ausreichen, um die Redakteure neugierig zu machen.
21.
Pünktlich 9.30 Uhr stand Monroe am Sonntag vor Madeas Wohnungstür.
Am Abend zuvor hatte er sie nach Hause gebracht. Allerdings ist er nicht gleich wieder davongefahren, sondern überwachte noch eine Stunde lang den Eingang des Hauses. Er wollte schauen, ob sie eventuell noch mal das Haus verlässt oder von jemand besucht wird. Aber es passierte nichts Auffälliges.
Auf jeden Fall war es nicht schlecht, wenn er mit ihr den ganzen Tag verbrachte. Vielleicht konnte er noch mehr in Erfahrung bringen. Gab es womöglich doch Helfer?
Daniel klopfte an der Tür. Er wartete. Wiederholt klopfte er. Nichts rührte sich. Er runzelte die Stirn. Beim dritten Mal hämmerte er lauter an die Tür. Er lauschte. Nichts.
Was war passiert? Wo war Madea?
Fix holte er sein Telefon aus der Tasche und wählte die FBI-Zentrale.
„Schaut bitte nach, ob ihr Zamars Mobiltelefon orten könnt.“
Während er wartete, hörte er im Hintergrund das Klicken der Computertastatur. Mit flinken Fingern suchte jemand nach dem Funksignal von Zamars Handy.
„Tut mir Leid, Dan, ich habe nichts für dich. Es ist nicht eingeschalten.“
„Okay. Ich danke dir.“ Er beendete das Gespräch.
Mist! Daniel musste erst einmal seine Gedanken ordnen. Hat Madea es sich doch anders überlegt und will nicht mit ihm rausfahren? Oder hat sie ihn geblendet und getäuscht?
Noch am Abend war Balroso mit dem Flugzeug nach Nashville gekommen. Er hatte sich einen Mietwagen am Flughafen besorgt und verbrachte nur ein paar Stunden in einem Motel, um ein wenig zu schlafen. Da Balroso mehrere gefälschte Pässe zur Auswahl hatte, fiel es ihm nicht schwer, seine Spuren zu verwischen. Er benutzte daher für den Flug und für den Mietwagen zwei verschiedene Namen. In der Innenstadt musste er sich aber nach einem zweiten Wagen umsehen, den er bei der Tat benutzen wollte.
Das Foto von Wilson hatte er sich aus dem Internet besorgt, es gab schließlich genügend Berichte über den ehemaligen Staff Sergeant. Da Balroso wusste, dass Wilson im Moment keiner geregelten Arbeit nachging, konnte er ihn nur auf gut Glück erwischen.
Deshalb war er schon sechs Uhr früh aufgebrochen. Er hoffte, dass Familie Wilson am heutigen Sonntag in die Kirche ging. In einem Bericht über ihn las Balroso, wie bemüht Wilsons Eltern um eine
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