Der Fall Zamar (German Edition)
nicht einfach wie in Wildwestmanier den Helden spielen und den Amokschützen einfangen wollen!“ Ihre Stimme klang vor Aufregung zittrig. „So etwas solltest du den Profis überlassen. Der hätte doch noch öfter schießen können.“
Maggie fand keine Worte. Dan hob nur entschuldigend seine Schultern. Er beugte sich nach unten, um die verstreuten Blätter aufzusammeln. Madea stand immer noch da und atmete erregt.
Als Dan ihr die Zettel in die Hand gab, sagte Madea aufgewühlt: „Du hättest erschossen werden können.“
„Klingt da Sorge mit?“, sagte er sanftmütig. „Solche Risikomomente hat jeder Held.“
Ihre Nerven lagen blank. Sie winkte mit der Hand ab und langte auf den Boden, um ihre Tasche mit dem Laptop aufzuheben. Eigentlich hätte Madea das wirklich egal sein können, aber ihre Gefühle ließen das nicht zu.
„Was war das?“, meldete sich Maggie ängstlich zu Wort. Sie selbst war noch nie so nah an einer Schießerei gewesen. Im Gegensatz zu Madea, die die Geräuschkulisse von Gewehrschüssen aus dem Irak kannte.
„Das waren Schüsse“, sagte Dan knapp.
„Ein verrückter Amokschütze hat auf uns geschossen“, meinte Madea und schaute in die Tasche, um zu sehen, ob der Laptop in Ordnung war.
„Ein Amokschütze?“, fragte Maggie irritiert. „Hätte der nicht woanders sein Schauspiel veranstalten können?“ Sie setzte sich mit zittrigen Beinen wieder auf die Bank.
„Und du meinst wirklich, dass der wahllos geschossen hat?“ Jetzt musste Dan mal vorsichtig stochern. „Ich meine, es sah so aus, als wenn er dich treffen wollte.“
„Was, mich?“ Madea machte große Augen. „Warum sollte jemand auf mich schießen?“ Ihre Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt.
„Hast du vielleicht Feinde?“, fragte Dan.
„Ich?“, fragte sie mit wackliger Stimme. „Wahrscheinlich nicht mehr als jeder andere Iraker in diesem Land zurzeit auch. Lies doch mal die Zeitung.“
„Du meinst nicht, dass jemand genau dir was antun wollte?“, fragte Dan noch einmal.
Sie sah ihn mit verengten Augen an. „Ich weiß nicht, warum mir jemand Schaden zufügen will. Sicher, vielleicht weiß jemand, dass ich irakische Bürgerin bin und will einfach nur seinen Frust an mir auslassen.“
Von Weitem hörten sie jetzt die Polizeisirenen.
„Er könnte noch einmal versuchen, dich zu verletzen oder gar zu töten.“ Dan schaute Madea eindringlich an. Sie wollte aber einfach nichts dazu sagen. Soweit Daniel wusste, hat sie mit niemandem hier über ihr schweres Schicksal geredet. Scheinbar wusste auch Maggie nichts von den Vorfällen in Haditha. Daraus schloss Monroe, dass Madea noch ein Geheimnis mit sich herumtrug, welches sie absolut niemand anvertrauen wollte oder konnte.
„Nein, nein. Das glaube ich nicht. Der Amokschütze hat nur drauflosgeschossen“, sie wollte es mit einer Handbewegung als belanglos abwerten. „Wir hatten einfach nur Glück.“
Zwei Polizisten preschten heran. Daniel sah aus den Augenwinkeln, wie links und rechts im Park weitere Beamte den Platz sicherten.
„Uns erreichte ein Notruf, waren Sie das?“, fragte der größere der beiden Männer.
„Nein, aber wir saßen hier, als zweimal geschossen wurde.“ Dan zeigte erst auf die Bank, dann auf die Stelle, wo die beiden Geschosse etwa eingeschlagen waren.
„Sie stehen so entspannt hier. Woher können Sie so sicher sein, dass der Täter nicht mehr vor Ort ist?“, fragte nun der zweite Polizist in die Runde.
„Na, von entspannt kann keine Rede sein.“ Bei Maggie ließ der Schock jetzt langsam nach.
„Also gut, Sie meinen, der Täter ist schon fort. Wie kommen Sie darauf?
„Ich habe ihn durch das Gebäude da drüben verfolgt.“ Dan zeigte mit dem ausgestreckten Arm in die Richtung. „Er muss zur Straßenseite rausgekommen sein. Vielleicht stand dort sein Fluchtfahrzeug. Dort oben steht ein Fenster offen, von da könnte er geschossen haben.“
„Ach, Sie haben Rambo gespielt?“, sagte der zweite Beamte geringschätzig. „Und weshalb glauben Sie, dass der Täter von dort aus geschossen hat?“
„Nun ja, eigentlich sind alle Fenster hier geschlossen. Warum sollten diese auch geöffnet werden, wenn doch überall Klimaanlagen laufen?“ Dan musste sich zurückhalten, um nicht zu detailwissend zu wirken.
„Aha, ein ganz Schlauer! Na, dann wollen wir mal ihre Personalien aufnehmen.“
Dan könnte platzen, so ein Blödkopf. Der sollte eigentlich gleich jemanden losschicken, der den Tatort sichert. Aber er durfte
Weitere Kostenlose Bücher