Der Fall Zamar (German Edition)
nicht. Das wäre erst mal spekulativ“, sagte Jack. „Woher sollte er von Madea Zamar wissen?“
„Der Jemand könnte einen Tipp bekommen haben.“
„Wie dem auch sei, bleibt zu vermuten, dass es sich um einen Profi handelt. Durchaus möglich, dass es der gleiche Schütze ist, der die Morde an den Soldaten verübt hat. Jedenfalls war das keiner, der sich rein zufällig an einem irakischen Bürger rächen will.“
„Das hilft uns irgendwie auch nicht weiter. Wir haben noch nicht einmal ansatzweise eine Idee, aus welcher Richtung diese Aktionen aufgezogen werden.“ Daniel wirkte frustriert.
„Vielleicht sollten wir noch einmal ihre Akten durchgehen. In den gesammelten Werken der CIA müssen wir eben auf die winzigsten Ungereimtheiten achten, die uns einen Ansatz zu einer Motividee erlauben. Im Moment kannst du nur versuchen, sie zum Reden zu bewegen.“ Hörbar atmete Thompson tief durch. „Das kann doch nicht so schwer sein.“
„Nun, sie sagt dazu aber nichts.“ Dan überlegte kurz. „Es besteht auch die Möglichkeit, dass sie nichts dazu sagen kann, weil sie selbst nicht weiß, was hier passiert.“
„Aber du berichtetest von ihren, im Innersten tief getroffenen Gefühlsregungen, die vermuten lassen, sie kannte die getöteten Soldaten. Da muss sie doch was wissen.“
„Sicher wird sie die Namen kennen, weil sie einfach wissen wollte, wer ihre Eltern getötet hat. Sie hat ja auch alles aus den Medien heraus gesammelt. Deswegen muss sie aber nicht unbedingt wissen, wer die Männer auf dem Gewissen hat.“
„Scheiß Zufall ist das natürlich schon. Zamar hatte ein langjähriges Interesse an diesen toten Soldaten. Nach vielen Jahren der tausendfach kilometerweiten Entfernung ist sie jetzt zufällig ganz in der Nähe, die Ex-Marines sterben innerhalb von 14 Tagen, und sie soll rein gar nichts damit zu tun haben?“ Thompson war erregt. „Das kann ich mir einfach nicht vorstellen.“
„Ja, ich weiß. Das klingt alles sehr makaber“, sagte Dan.
„Also gut, du bleibst weiter an ihr dran“, gab Thompson seine Anweisungen. „Für die Nacht werde ich ein Observationsteam vor das Haus stellen, damit uns nichts entgeht. Bis bald.“
„Gut.“ Dan legte auf.
Keine fünf Minuten später erschienen Maggie und Madea im Hauseingang, sie gingen in Richtung der Hörsäle. Dan folgte den beiden Studentinnen im weitem Abstand. Etwas verschlafen, strömten viele junge Leute in die Vorlesungen, mit seiner Umhängetasche fiel Monroe dazwischen nicht weiter auf.
Bis zum Mittag passierte allerdings nichts Aufregendes. Monroe sah gerade noch Madea und Maggie in Richtung Mensa gehen, als die Lautsprecher eine Nachricht durchgaben: Dan Smith möge sich bitte im Sekretariat melden. Alle halbe Stunde gab es verschiedenartige Ansagen, aber damit hatte er nicht gerechnet. Er machte sich auf den Weg in das Büro der Schulleitung, das am anderen Ende des Universitätsgeländes lag.
Auch Madea und Maggie hörten die Durchsage. Sie sahen sich kurz an und stiefelten dann weiter zur Mensa.
Der Tisch im Speisesaal, an den sie sich eben gesetzt hatten, war nicht nur mit ihren Salattellern, sondern wieder mal mit allerlei Lesestoff beladen. Aber Madea konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Es war die pure Angst, die sie lähmte, konzentriert zu arbeiten. Natürlich wusste sie, dass ihr die Schüsse galten, aber sie kannte das Warum nicht. Werden die Täter es noch einmal probieren? Aber was sollte sie machen? Einfach verkriechen? Alle Welt wird dann Fragen stellen, die sie nicht beantworten möchte. Soll sie etwa sagen, dass sie selbst plante, die Mörder ihrer Familie aus dem Weg zu schaffen und nun ist ihr jemand zuvorgekommen? Das glaubt ihr kein Mensch. Aber wer will nun auch sie tot sehen? Madea war einfach zu aufgewühlt. Wie sollte sie herausfinden, wer mit ihr dieses miese Spiel veranstaltet?
Und dann war da noch Dan. Je länger sie ihn kannte, umso verwirrender wurde es um ihn. Sie wurde nicht schlau aus ihm. Sicherlich ist er nett und freundlich. Aber wirkte er zu Anfang noch eher schüchtern, ungeschickt und eckig, so merkte Madea am Wochenende schon, dass er nicht nur um ihre Freundschaft, sondern eher um ihre Liebe bemüht ist. Gestern allerdings zeigte er sich völlig anders. Als der Schuss fiel, reagierte er auf Anhieb, zog sie unmittelbar hinter die Bank. Beherzt und unerschrocken zeigte er sich, prompt wusste er, was los war, was zu tun war. Waghalsig wollte er den Täter jagen, obwohl das einfach
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