Der Fall Zamar (German Edition)
Frauen schon wieder lange genug, um zu wissen, dass Deborah Madea etwas auf ihren Schreibblock geschrieben hat. Nicht nur die Neugier nach dem Aufgeschriebenen packte ihn, sondern auch die Sehnsucht nach dem Zusammensein mit Madea. Also raffte er sich auf, ging zur Theke, kaufte sich ein saftiges Sandwich und schlenderte verträumt zu den beiden. Nochmals schaute er sich dabei um, er entdeckte aber keine Personen, wo er der Meinung war, dass diese hier nicht hergehörten.
„Hallo Madea, hallo Maggie. Schön, euch hier zu sehen. Darf ich mich zu euch setzen?“
Maggie antwortete sofort: „Natürlich! Du bist immer willkommen.“
So sah allerdings Madeas Gesichtsausdruck nicht aus. Sie war hin- und hergerissen zwischen Mist, jetzt ist er doch hier und Na endlich, schön, dass du da bist.
Dan packte seine Umhängetasche auf einen Stuhl und setzte sich an den Tisch.
„Wie geht es euch nach dem gestrigen Tag?“, fragte er besorgt.
„Von mir aus können wir den Tag in unserem Leben streichen“, platzte Maggie sofort heraus. „Solchen Horror müssen wir nicht noch einmal haben.“
Madea zuckte mit den Schultern. Sie sah Dan nur prüfend an.
Er spürte ihr Misstrauen. „Wir hatten ziemliches Glück gestern, oder?“ Mit einem kräftigen Biss in sein Sandwich gab er sich gelassen.
„Wir hatten nicht nur Glück, sondern Gottes Segen auf unserer Seite“, betonte Maggie. „Man hat schon von vielen schlimmen Vorfällen in Schulen gehört, wo es viele Tote und Verletzte gab. Ich glaube auch, dass dieser bekloppte Schütze vor dir Angst bekommen hat.“
„Nein, nein, bestimmt nicht.“ Dan biss wieder von seinem Brot ab.
„Gestern, gegen Abend, waren Maggie und ich noch zur Aussage bei der Polizei.“ Madea hatte ein Lächeln aufgesetzt. „Jeder wurde einzeln befragt. Erst ich, und 20 Minuten später sollte Maggie ihre Aussage zu dem Vorfall machen. Wir sind gleich zusammen dorthin gegangen.“ Sie hielt kurz inne und wählte ihre Worte bedacht. „Ich dachte, sie laden dich auch gleich vor, um alles aus deiner Sicht zu erfahren?“ Sie sah ihn scharf an.
Cleveres Mädchen, dachte sich Dan. Aber er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Ach, die Polizei hatte mich gleich zwei Stunden nach den Schüssen angerufen. Wenn es möglich wäre, sollte ich doch gleich mal vorbeikommen.“ Dan nahm seine zum Sandwich zugehörige Serviette und wischte den eben von der Thunfischpaste entstandenen Fleck vom Tisch.
Madea sah ihn erwartungsvoll an, als wenn sie eine weitere Erklärung brauchte.
„Natürlich habe ich das sofort erledigt“, fügte er nun hinzu. „Es ist doch selbstverständlich, der Polizei gleich zu helfen. Vielleicht konnte ich entscheidende Hinweise geben, die die Ergreifung des Täters vorantreibt.“ Er aß genüsslich sein Sandwich.
„Okay, also warst du schon dort.“ Jetzt war es Madea doch wieder unangenehm, so gefragt zu haben. Sie überspielte es mit dem Sortieren einiger Unterlagen, die vor ihr lagen.
„Ja.“
Maggie erhob sich vom Stuhl. „Ich werde euch kurz allein lassen. Ich gehe zur Toilette.“ Sie verschwand. Man sah sie noch, wie sie sich durch den Strom der Studenten in Richtung Ausgang kämpfte.
Dan hatte seine Mahlzeit jetzt beendet, nun wischte er sich noch die Finger mit der Serviette ab.
„Eigentlich bin ich hierhergekommen, um dich zu bitten, das Wochenende wieder mit mir zu verbringen.“ Dan sah ihr tief in die Augen. „Ist das möglich?“
Madea hielt kurz angestrengt die Luft an. „Ich … nun, ich wurde von Deborah eingeladen, mit ihrer Familie das Thanksgiving-Fest zu feiern. Sie hat mir vorgeschwärmt, wie herrlich es auf ihrer Farm sein kann. Und ehrlich gesagt …“, sie stammelte leicht, „würde ich das Angebot gern annehmen. Sonst bin ich doch alleine hier.“
„Ich bin doch hier in Atlanta.“
„Ja, das ist richtig.“ Sie senkte den Kopf, um seinen eindringlichen Blick auszuweichen.
Er berührte ihre Hand. „Was ist los? War das letzte Wochenende nicht schön?“
„Doch, natürlich.“ Madea überlegte kurz. Dann hob sie wieder den Kopf und sprach mit fester Stimme: „Also gut, dann werden wir es eben anders machen. Zuerst fahre ich zu Deborah auf die Farm und lerne ihre Familie kennen. Am Sonnabend werde ich dann zurückfahren und wir könnten uns am Nachmittag noch treffen.“ Jetzt wunderte sie sich selber über ihre Worte. Wollte sie ihn nicht auf Distanz halten? Sie war hin- und hergerissen.
„Das ist wunderbar.“
Mit flinken
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