Der Fall Zamar (German Edition)
wahnsinnig riskant erschien. Seine Worte bei der Polizei kamen überlegt und präzise. Und dann war da noch der Satz, der sie die halbe Nacht nicht schlafen ließ: Die Sache ist gefährlicher und größer, als sie scheint. Was wollte er damit sagen? Meinte er wirklich nur den Anschlag im Park, oder wusste er mehr? Immerhin ahnte er sofort, dass es sich nicht nur um einen Amokschützen handelte, der wahllos auf die Leute schoss. Was hat sie bei ihm übersehen, weiß er irgendetwas? Ist er in die Sache verwickelt? Wem kann sie hier eigentlich trauen? So viele unbeantwortete, verwirrende Fragen. Madea fühlte ihren schnellen Herzschlag, der ihre Angst verriet.
Madea stellte sich die Frage, warum Dan zur Universitätsleitung sollte? Wenn er ihr irgendwo wieder über den Weg lief, konnte sie ihn ja auch unverblümt fragen. Ob sie eine ehrliche Antwort erhalten wird, weiß sie allerdings nicht.
Die Vorlesungen morgen musste Madea noch überstehen, dann kamen ein paar freie Tage. Thanksgiving, das Familienfest der Amerikaner, stand bevor. Fast alle Studenten werden heimfahren, sie könnte sich dann verkriechen.
Im Verwaltungsgebäude angekommen, musste Monroe nur kurz warten, bis er eine von den Damen in der Organisation sprechen konnte. Dan legte seinen Ausweis vor, dann bekam er einen Brief ausgehändigt. Er drehte ihn und las den Absender. Die Polizei des Universitätsgeländes war angegeben.
Auf dem Weg zur Mensa las er die paar Zeilen. Dan Smith wurde zu einigen Fragen in die Dienststelle der Polizei auf dem Campus gebeten. Der Termin sollte morgen um 13 Uhr sein. Hatte das noch mit den Schüssen hier auf dem Gelände zu tun? Er wusste es nicht. Um den Schein zu wahren, wird er wohl den Termin wahrnehmen müssen. Er steckte den Brief in seine Tasche und eilte zur Mensa.
In der Zwischenzeit kam Deborah zu Madea und Maggie an den Tisch. „Hallo ihr beiden!“
Madea war froh über diese Abwechslung, denn das Lesen der Schriftstücke brachte im Moment keine Erweiterung ihres Wissens. „Hallo Deborah.“ Auch Maggie begrüßte sie.
„Ich habe ja nicht viel Zeit, bevor die Oberhexe aus der Küche mich zurückzitiert, aber mir ist da was Tolles eingefallen. Madea, wie wäre es, wenn du mich und meine Familie zu Thanksgiving besuchst? Ich weiß ja, dass fast alle hier zu ihren Familien fahren. Und du müsstest hier allein bleiben. Du könntest bei mir ein paar sorgenfreie Tage erleben.“
Das kam für Madea doch sehr überraschend. „Ich weiß nicht so recht, was ich sagen soll.“
„Ich würde morgen früh schon losfahren, da ich morgen nicht mehr zu arbeiten brauche. Du kannst dann nach den Vorlesungen nachkommen. Ich schreibe dir die Adresse auf und los geht es.“ Die Worte sprudelten aus Deborah heraus.
„Nun, ich …“, Madea wirkte unentschlossen.
„Wir haben eine Farm mit vielen Tieren. In den Wäldern sind schöne Seen, zu denen wir gern auch mal ein Ausflug machen können. Wenn du möchtest, kannst du auch in Ruhe dort lernen. Meine Familie würde sich über deinen Besuch freuen.“ Nach Sekunden der Wortlosigkeit fügte Deborah noch hinzu. „Ruhe wirst du auf jeden Fall haben, zumindest läuft dort kein Amokschütze umher.“
Da könnte sie wohl recht haben, dachte sich Madea. So könnte sie auch zwei, drei Tage Abstand von Dan bekommen, das kam ihr sehr entgegen. „Eigentlich hört sich das gut an.“
„Das hört sich nicht nur gut an, das ist auch gut“, warf Maggie ein. „Du solltest das Angebot annehmen.“
„Also abgemacht. Aber nur, wenn mir die Option offen bleibt, dass ich am Samstag zurückfahren kann.“
„Okay. Dann müssten wir schnell noch die Anschrift aufschreiben.“ Deborah suchte in ihrer Hosentasche nach einem Zettel, wo aber keiner zu finden war. Madea schob Deborah ihren Schreibblock hin, einen Stift legte sie dazu. Die Adresse war notiert, eine Telefonnummer schrieb Deborah noch darunter. „Das ist die Rufnummer von meinem Zuhause.“
Den akkuraten Sitz der Gummihandschuhe prüfend, drehte sich die Aushilfskraft in Richtung Küche. Sie nahm den leeren Salatteller von Maggie und sagte: „Bevor es Ärger gibt, gehe ich wohl eher wieder an die Arbeit. Wir sehen uns dann morgen, Madea. Ciao ihr Süßen!“
Da Madea und Maggie seit dem gestrigen Tag eine Phobie gegen Parkanlagen hatten, blieben sie einfach noch bis zur nächsten Vorlesung auf ihrem Platz und arbeiteten sich weiter durch den Dschungel von medizinischen Themen.
Dan beobachtete von Weitem die beiden
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