Der Fall Zamar (German Edition)
Mikrofon. „Ich habe den anderen Giebel und die Vorderseite im Blickfeld. Das Fahrzeug von Zamar steht vor der Tür. Die Veranda ist scheinbar umlaufend. Bis jetzt habe ich nur einen Wachposten entdeckt, der gleich um die Ecke zur anderen Seite kommt.“
„Sehr schön. Ich würde als Erstes den Wagen lahmlegen.“
„Gut, dann warte, bis der wieder auf meiner Seite ist. Wenn der Kerl etwas mitbekommen sollte und auf deiner Seite nach der störenden Quelle sucht, dann schalte ihn bitte so aus, dass er keinen Ton von sich gibt. Ich will dann unbemerkt bis zur Eingangstür vordringen.“
„Und dann?“, hakte Chris nach. „Was willst du dann machen?“
„Ich sehe da eine Glocke vor dem Eingang. Ich werde dann einfach an der Tür läuten.“
Ängstlich zusammengekauert, saß Madea auf dem wackligen Holzstuhl. Ihre Füße waren an den Knöcheln mit Klebeband zusammengebunden. Auf dem zerschlissenen Tisch vor ihr lagen ein vorgedruckter Text auf Arabisch und ein leeres Blatt. Dem Dialekt nach zu urteilen, kam der Hüne, der hinter ihr stand, aus dem Irak. Er hielt ihren linken Arm nach hinten gedreht, sodass sie mit der rechten Hand hätte schreiben können, so, wie es dieser Kerl verlangte. Da sie nun wusste, was sie dort zu Papier bringen sollte, sträubte sie sich mit aller Macht dagegen, denn es sollte ihr Todesurteil sein.
„Nun schreib endlich!“ Zum wiederholten Male sagte der Iraker diese Worte auf Arabisch.
Ein zweiter, nicht gerade groß gebauter Mann, stiefelte um die beiden herum. Seine Pistole griffbereit in der Hand haltend, ging sein nervöser Blick ab und zu durch die graudreckigen Fensterscheiben. Madea war sich nicht ganz sicher, aber sie meinte, einen syrischen Dialekt herauszuhören. Sie wusste, dass ein Mann draußen auf der Terrasse Wache hielt. Nur kurz hatte sie ihn gesehen, als er hinausging, um seinen Posten zu beziehen. Dieser dritte Mann sprach zwar auch Arabisch, kam aber, seiner dunkleren Hautfarbe nach zu urteilen, aus einem nordafrikanischen Land.
„Es muss deine Handschrift sein“, zischte er sie an. „Tu ein gutes Werk.“
Madea schüttelte den Kopf. Dieses Spiel wollte sie nicht mitmachen, sich nicht einfach kampflos ausliefern.
Eine Hand klatschte heftig in ihr schon lädiertes Gesicht. „Wir haben Zeit“, hörte Madea noch die Worte verklingen, als sie schon ein wenig Blut von ihrer Unterlippe schmeckte. Sie gab sich stark, keine einzige Träne sollten die Kerle zu sehen bekommen. Aber die Angst hatte sich tief in ihrem Körper verankert.
„Warum macht ihr das?“, fragte sie nun schon zum dritten Mal. „Und warum soll ich das noch schreiben, wenn ihr mich doch sowieso erschießen wollt?“
Der Kleinere von den beiden kam jetzt nah an ihr Gesicht heran, er wirkte angespannt. „Wir wollen dich Ungläubige nicht erschießen, nein. Du wirst deinem Leben selbst ein Ende setzen, mit dem Strick hier.“ Er zeigte auf das am Boden liegende Seil.“
Madea zuckte zusammen und drehte ihren Kopf kurz zur Seite, als sie seinen unangenehmen Atem spürte.
„Ich bin meinem Glauben treu, so, wie ihr es auch seid. Ich liebe meine Heimat, den Irak. In diesem Land studiere ich Medizin, um dann in meinem Heimatland helfen zu können.“
„Du solltest einen Mann haben, Kinder zur Welt bringen, am Herd stehen und ein Kopftuch tragen, das sind deine Aufgaben“, sagte der hinter ihr stehende zynisch.
„Die Zeiten haben sich eben geändert“, gab Madea hinterher.
Dafür gab es einen weiteren Schlag ins Gesicht. Sie schloss kurz die Augen, um den Schmerz zu verdauen.
„Jetzt schreib endlich!“ Der Kleine blökte sie an. „Wir sind nicht hier, um zu quatschen.“
„Dann sagt mir wenigstens, warum ich zugeben soll, dass ich die Soldaten auf dem Gewissen habe.“ Aber was wollte sie eigentlich mit der Information noch anfangen, wenn sie tot war. Keiner konnte ihr mehr helfen, hier, einsam im Wald. Oder sollte sie nicht wenigstens versuchen, sich selbst zu befreien? Sie konnte sich doch nicht einfach so aufgeben. Vielleicht konnte sie die Männer irgendwie ablenken und dann die Fessel an den Füßen zerschneiden. Madea musste nur lange genug durchhalten, damit die Männer ungeduldig und unaufmerksam wurden. Hatte sie wirklich die Kraft dafür?
„Das ist nun mal heute unser Job, diese Aufgabe in unseren Vereinbarungen mit unserem Partner zu erfüllen“, sagte der Kleine ungehalten. „Wir müssen schließlich auch zusehen, wie wir unser Geld verdienen.“
„Und wozu
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