Der Fall Zamar (German Edition)
hatte, lockerte sich. Sie stellte Kaffeetassen für Thompson und Monroe auf den Tisch.
„Wenn ihr noch etwas braucht, lasst es mich wissen“, sagte sie freundlich. „Ich bin nebenan.“ Dezent huschte sie aus der Tür.
Wie Madea selbst bemerkte, forderte ihr Verstand sie zwar, aber ihr Geist war in eine schockartige Starre gefallen. Sie musste endlich wieder aus dem Tal der Tränen, musste wieder Stärke zeigen, denn sie wollte nun auch wissen, wer sie unbedingt tot sehen will.
Deshalb stürmte sie gleich, nachdem Miranda den Raum verlassen hatte, mit einer Frage hervor. „Wer wollte mich töten? Wer waren diese Männer?“
Die beiden Männer sahen sich kurz an. „Wir haben gehofft, dass Sie uns darüber etwas erzählen können“, sagte Thompson schließlich.
„Das heißt, Sie wissen nicht wer dahintersteckt?“
Thompson schüttelte kurz den Kopf. „Nein. Wir wissen nur, dass sich jemand sehr viel Mühe macht, um Ihnen die Schuld an den Morden der ehemaligen Soldaten zu geben. Oder sehen wir das falsch?“ Er wollte nicht zu viel reden. Madea sollte von sich aus einzelne Fakten hervorbringen. Aber konnte sie überhaupt dazu beitragen?
„Nun, nachdem schon von zwei toten Soldaten in den Medien berichtet wurde, die zusammen in einer Einheit gedient hatten, habe ich mir noch nichts dabei gedacht. Aber als von einem dritten toten Soldaten die Rede war, stolperte ich über den Namen, denn der kam mir bekannt vor.“ Madea legte eine minimale Pause ein und überlegte, ob sie ihre versteckten Zeitungsartikel erwähnen sollte. Mit Sicherheit wusste das FBI über ihre gesammelten Werke Bescheid, denn der Besuch in ihrem Zimmer ließ sich bestimmt in diese Büroräume zurückverfolgen. War es etwa Dan selbst, der sich in ihren Dokumenten umgeschaut hatte? Vielleicht sollte sie ihn offen fragen.
„Ich recherchierte also im Internet und nahm mir meine gesammelten Zeitungsartikel hervor, um nach dem Namen zu suchen. Diese Zeitungsberichte, von denen ich spreche, kennen Sie sicher. Außerdem hätten Sie mich fragen können, wenn sie meine Dokumente sehen wollten, ich hätte sie Ihnen auch so von meinen Computer heruntergeladen.“
Betreten schauten die beiden Männer auf den Tisch. Dan presste die Lippen zusammen. Cleveres Mädchen, dachte er.
Schweigen ist auch eine Antwort, jedenfalls für Madea.
„Wie dem auch sei, ich fand den Namen schließlich zwischen den Soldaten, die damals im Irak waren und erkannte, dass alle drei getöteten Marines an dem Überfall auf meine Familie beteiligt waren. So, wie Sie sicher auch dachten, ist das kein Zufall. Ich verfolgte also das Geschehen, und die Liste der Ermordeten wurde länger. Je mehr die Medien darüber berichteten, wurde mir zunehmend klarer, dass ich für die Morde verantwortlich gemacht werden sollte. Aber warum das so sein soll, weiß ich bis jetzt nicht.“ Über die Ausflüge nach Nashville und Tallapoosa wollte Madea nichts sagen, zur Wahrheitsfindung diente es sowieso nicht. Es musste ihr Geheimnis bleiben.
„Haben Sie nicht irgendeinen Verdacht, wer Ihnen das anhängen will?“, fragte Thompson.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich kenne hier in Amerika niemanden.“
„Du solltest in dem Haus einen Brief schreiben oder unterschreiben“, meldete sich Dan nun zu Wort. „Ich habe es nicht ganz verstanden. Leider hat das Papier die Explosion nicht überstanden. Worum ging es in dem Brief?“
Er hat es nicht ganz verstanden? Madea wunderte sich. Sie hatte sich mit den Männern nur auf Arabisch unterhalten. Sprach und verstand er etwa ihre Sprache?
„Ich sollte einen Brief schreiben. Die vorgedruckten Worte auf einem Blatt sollte ich noch einmal mit der Hand schreiben, es sollte mein Abschied sein. Ich hätte zugegeben, dass ich die Soldaten getötet habe. Die Zeilen kündigten meinen Selbstmord an.“ Ein Kloß saß Madea im Hals, sie fügte leise hinzu: „Es lag ein Strick bereit, mit dem ich mich erhängen sollte.“
Daniel lief es eiskalt den Rücken herunter.
Thompson nahm einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse. „Was ist der Hintergrund dieser Aktion? Warum sollen Sie für diese Morde verantwortlich gemacht werden? Und warum will man Sie jetzt unbedingt tot sehen?“
„Ich weiß es wirklich nicht.“ Madea schluckte bedächtig.
„Wahrscheinlich ist sie den Drahtziehern nicht mehr wichtig“, sagte Daniel ruhig. „Diese Leute hatten Madea in dieses perfide Spiel als Figur gesetzt. Nun, so scheint es, war sie nicht mehr wichtig. Aber
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