Der Fall Zamar (German Edition)
welches weit größere Verbrechen steckt dahinter? Denn nur so etwas wird infrage kommen. Wer macht sich die Mühe, tötet einige Ex-Marines, bringt alles in die Medien und arrangiert alles, damit Madea das Schuldeingeständnis dafür übernimmt? Natürlich könnte es auch sein, dass sich jemand von den damals betroffenen Familien an diesen ehemaligen Soldaten rächen wollte und es dir anhängen will.“ Daniel sah dabei kurz Madea an. „Aber das passt alles nicht so recht zusammen.“
„Ich muss zugeben“, gab Thompson zu verstehen, „unsere Ermittlungen liefen zu Anfang bei Ihnen ebenfalls in diese Richtung, bis Sie ein Alibi hatten.“
Unangenehm würde es für Madea jetzt werden, wenn Thompson nachfragte, wo sie denn nun bei den ersten beiden Tötungsdelikten gewesen war. Sie musste das Gespräch in eine andere Richtung lenken. Da fiel ihr wieder ein, was der Iraker gesagte hatte.
„Moment mal.“ Madea gab sich nachdenklich, setzte sich aufrecht hin. „Als ich dort saß und wusste, dass ich eigentlich nicht mehr lebend aus dem Haus komme, versuchte ich herauszubekommen, warum ich sterben sollte. Immer wieder habe ich gefragt. Der Mann, der dann vor die Tür gegangen ist, nachdem es geläutet hatte, war sehr aggressiv, redete bewusst und überlegt. Der andere, ich denke, er stammte aus dem Irak, machte einen nervösen Eindruck. Da es dem Iraker nicht schnell genug ging, wurde er ungeduldig und hat doch ein paar Worte gesagt, die ich sicher nicht hören sollte, denn der andere stoppte ihn sofort.“ Sie legte eine Pause ein, so, als wenn sie wissen möchte, dass ihr die ganze Aufmerksamkeit zuteilwird. „Es geht um Waffengeschäfte“, sagte sie in der wissbegierigen Erwartung ihrer Zuhörer.
Merklich schoben sich Thompsons Stirnfalten zusammen. „Waffengeschäfte?“
„Kannst du dich daran erinnern, was sie genau gesagt haben?“, fragte Daniel.
Madea dachte kurz nach. „Er sagte, mein Volk hätte auch einen Vorteil davon, denn es erhält neue Waffen. So in etwa waren seine Worte. Mehr brachte der Iraker nicht heraus, der andere schnitt ihm das Wort ab. Der Iraker erntete von dem Typen einen bösen Blick und ich einen Fausthieb in …“ Sie senkte den Kopf.
Kurze Verschwiegenheit breitete sich im Raum aus.
„Mehr weiß ich wirklich nicht, weder wie die Waffengeschäfte mit den Morden zusammenhängen, noch wie ich in diese Geschichte passe.“
„Im Moment finden wir auch noch nicht den richtigen Zusammenhang“, sagte Thompson.
Madea wollte nun aber auch die Gedanken preisgeben, die ihr schon länger durch den Kopf gingen. „Für mich ergibt sich noch ein ganz anderes Bild. Es kann durchaus sein, dass ich falsch liege, aber … Sie hielt inne, um abzuwarten, ob ihre Meinung gefragt war.
Thompson nickte ihr wohlwollend zu mit den stummen Worten, sie möge weitererzählen.
„Nach den vielen Berichten in den Medien erkenne ich einen öffentlichen Aufschrei in der Bevölkerung. Es sieht so aus, als sollten die Iraker und die Amerikaner gegeneinander aufgebracht werden.“
„Das ist richtig“, sagte Jack. „Das haben wir auch bemerkt. Nur fehlt uns dort noch das Bindeglied. Ich schlage vor, dass unser Team am Computer alles an Berichten zusammenträgt, was bisher dazu erschienen war. Die Handys sind im Labor. Zeitnah werden wir sicher ein Ergebnis der Untersuchungen erhalten.“ Er stand auf.
Auch Daniel entschwand der Gemütlichkeit des Sessels. „Wir werden uns mal bei den Kollegen für Waffenkriminalität umhören, was bei denen gerade am Laufen ist.“
„Daniel, du wirst die junge Dame in die sichere Wohnung bringen“, gab Jack seine Order. „Wenn es dir nichts ausmacht, kannst du die Nacht über in der Wohnung bei ihr bleiben.“
„Ja, sicher bleibe ich bei ihr.“
Madea erhob sich, bedankte sich für den Tee und vorab auch für die sichere Zuflucht.
„Wir werden deine Tasche noch holen und können dann sofort fahren.“
Sie nickte kurz und ging mit ihm zur Tür hinaus.
28.
Wieder ein Blick auf die Uhr, die das Armaturenbrett zierte. Der Anruf von Ismahat sollte längst sein Telefon erreicht haben. Aber seit drei Stunden gab sein Handy keinen Laut von sich.
Auf der Autofahrt von Savannah nach Atlanta dachte Balroso über einige Dinge nach. So grübelte er, warum sich die drei Freunde noch nicht gemeldet haben. Sicher, er hatte ihnen gesagt, dass sie nichts überstürzen müssten. Zamar sollte, soweit es sich einrichten ließ, den Brief selbst schreiben, es
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