Der Fall
weiterarbeiten lassen würden! Ich melde mich später bei Ihnen.« Als Jared auflegte, sah er zu Kathleen auf, die das ganze Gespräch mitgehört hatte.
»Glauben Sie, er weiß Bescheid?«, fragte sie.
»Keine Ahnung«, sagte Jared. »Er wird nervös, aber ich glaube, er ist zu aufgeregt, um Verdacht zu schöpfen. Ich hoffe nur, Sara bekommt vor dem Prozess noch Verschiedenes heraus.«
Als Jared an diesem Abend um Viertel nach acht nach Hause kam, knallte er die Tür hinter sich zu, und sobald er seine Frau in der Küche stehen sah, fuhr er sie an: »Sara! Wann wirst du eigentlich endlich mal eine Zeugenliste einreichen?«
»Wenn ich sie fertig habe«, schoss Sara zurück und ging ins Schlafzimmer. »Und ich habe sie noch nicht fertig.«
»Renn nicht einfach vor mir weg«, schrie Jared und folgte ihr. »Was du da veranstaltest, hat nichts mehr mit einer Gerichtsverhandlung zu tun. Das ist schon eher ein Hinterhalt.«
»Nenn es meinetwegen, wie du willst. Jedenfalls kann ich mir mit dem Abschluss meiner Recherchen bis zu den Eröffnungsplädoyers Zeit lassen.«
»Bist du verrückt? Niemand braucht so lang. Üblicherweise müsstest du –«
»Was üblich ist, interessiert mich einen Dreck! Laut den Bestimmungen bin ich dazu ermächtigt, und ich habe vor, meinen Handlungsspielraum in vollem Umfang auszuschöpfen. Wenn du also wieder hier einziehen willst, dann mach es dir lieber auf der Couch bequem, und lass mich ansonsten in Ruhe.« Mit einem raschen Stoß knallte Sara Jared die Tür vor der Nase zu.
Einen Augenblick später öffnete Jared, die Tür vorsichtig wieder und schlich ins Schlafzimmer. Sara saß bereits am Computer und bearbeitete mit ihrem Zweifingersystem die Tastatur. Als Jared sich ihr näherte, las er folgende Wörter auf dem Bildschirm: »Wie lief‘s heute bei dir, Schatz?« Jared beugte sich vor, küsste Saras Nacken und übernahm an der Tastatur.
»Gut«, tippte er nun seinerseits. »Habe mit Rafferty telefoniert. Ging, glaube ich, ganz gut. Glaube nicht, dass er was ahnt. Er ist zu nervös.« Damit ließ er Sara wieder an die Tastatur. Während sie umständlich tippte, zog sich Jared einen Stuhl heran, sodass sie beide vor dem Bildschirm saßen.
»Warum dieses Theater? Conrad meint, wir können die ganze Wohnung nach Wanzen absuchen lassen. In zwei Stunden wäre alles erledigt, und dann können wir uns ungestört unterhalten.«
Mit einer raschen Handbewegung drehte Jared die Tastatur zu sich herum und schrieb: »Auf keinen Fall! Wenn die Wohnung nach Wanzen durchsucht wird, weiß Rafferty, dass etwas nicht stimmt. Bis zum Prozess gehen wir kein Risiko ein.«
Mit zwei Fingern schrieb Sara: » Ich kann nur so schlecht tippen.«
Jared lachte still in sich hinein. Das war es, was ihm die ganze Zeit so gefehlt hatte. Er legte Sara die Hand an den Hinterkopf, zog sie zu sich heran und küsste ganz zart ihre Stirn. Dann ihre Wange. Dann ihr Ohrläppchen. Und als er mit den Lippen ihr Ohr streifte, flüsterte er: »Ich liebe dich wirklich!« Während er sich seitlich an ihrem Hals hinabarbeitete, machte er langsam den obersten Knopf ihrer Bluse auf.
Sara schloss die Augen und stand kurz davor, sich dem Augenblick hinzugeben. Doch plötzlich fiel ihr etwas ein. Sie wich zurück und tippte: »Nicht, solange sie zuhören.«
»Sie werden nichts hören«, tippte Jared.
»Ganz richtig. Werden sie nicht.«
»Ist das dein letztes Wort?«
Sara gab nichts als ein Ausrufezeichen ein.
»Schön, dann sitze ich eben hier und leide«, tippte Jared. »Ich leide. Ich leide. Ich leide.« Er hielte inne. »Ich leide immer noch.« Als ihm Sara auf den Rücken klopfte, schrieb er: »Was ist heute sonst noch bei dir passiert? Irgendwas Neues?«
»Nicht jetzt«, tippte Sara. »Morgen.«
Als Sara und Jared sich an den Computer setzten, fiel keinem von beiden auf, dass der Schreibtisch um einen Zentimeter nach rechts gerückt worden war. Sie bemerkten weder die etwas stärkere Aufwärtsneigung des Bildschirms noch das zusätzliche Kabel, das vom Bildschirmkabel abgezweigt worden war. Und schon gar nicht merkten sie, dass dieses Kabel hinter dem Schreibtisch in einem sauber in die Schlafzimmerwand gebohrten Loch verschwand. Oder dass es sich am Abzugsrohr der Gasheizung entlang schlängelte, das direkt in den Keller hinabführte und dort in einen anderen Bildschirm mündete, auf dem jedes Wort zu lesen war, das Jared und Sara tippten.
Dienstag morgen betrat Sara mit aufrechter Haltung und energisch gerecktem
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