Der Fall
konnte, hatten sie schon fast gewonnen.
Als Moore nun Elliotts Wohnungstür erreichte, legte er den Finger auf den Spion und klopfte leise an die Tür. Keine Reaktion. Er klopfte wieder. Immer noch keine Reaktion. Darauf holte er sechs Schlüssel heraus, die er von einem Kollegen bei der Spurensicherung bekommen hatte. Bei modernen Sicherheitsschlössern hatte man damit zwar meistens keinen Erfolg, aber bei alten Schlössern erfüllten sie ihren Zweck in der Regel recht gut. Einen nach dem anderen probierte Moore die Schlüssel aus. Die ersten drei passten nicht. Aber beim vierten Versuch hörte er das leise Klicken, das ihm ungehinderten Zugang zu der Wohnung verhieß. Lächelnd drehte er am Türknauf und öffnete die Tür. Er konnte es nicht erwarten, Elliott zu überrumpeln. Er konnte es nicht erwarten, ihn in die Enge zu treiben. Und er konnte es nicht erwarten zu sehen, wie er sich herauszuwinden versuchte.
Das Problem war nur, dass Elliott die ganze Zeit zu Hause gewesen war. Er hatte seit dem gestrigen Abend gewusst, dass Moore kommen würde. Und als er den Hahn seines Revolvers zurückzog, war er bestens auf die Begegnung mit ihm vorbereitet. Der erste Schuss kam für Moore wie aus heiterem Himmel, als er Elliotts Wohnung betrat.
Als die Aufzugtür aufging, verließen Jared und Kozlow die Kabine und schritten auf Jareds Büro zu. »Sind wir für heute endlich fertig?«, fragte Kozlow. »Ich habe es langsam satt, in diesem Anzug rumzurennen.«
»Dann ziehen Sie ihn eben aus. Ist mir doch egal.« Als Jared auf Kathleens Schreibtisch zuging, sagte Kathleen: »Rufen Sie lieber sofort Rafferty an – er ruft ständig hier an …« Kathleens Telefon läutete. »Das ist er bestimmt wieder.«
»Stellen Sie ihn durch.« Jared ging in sein Büro und nahm den Hörer ab. »Rafferty, sind Sie –«
»Wo haben Sie gesteckt?«, fragte Rafferty mit überschnappender Stimme. »Ich möchte auf der Stelle wissen, was eigentlich los ist … was bei den Ermittlungen herausgekommen ist … Wo sie sie hingebracht haben, damit ich –«
»Beruhigen Sie sich doch erst einmal.«
»Sagen Sie mir nicht, was ich zu tun habe!«, schrie Rafferty. »Hier geht es um mein Leben! Haben Sie verstanden? Um mein Leben! Ich will, dass Sie den Kerl, der das getan hat, finden und ihm bestellen, er ist bereits tot!«
»Hören Sie, ich finde das alles zutiefst bedauerlich, aber trotzdem müssen Sie sich erst einmal beruhigen. Wenn sie sie heute Morgen gefunden haben, dürften am Nachmittag die ersten Informationen vorliegen. Aber bis dahin sollten Sie einfach nur –«
»Könnten Sie diese Informationen beschaffen?«
»Ich denke schon. Meine Frau müsste Zugang zu –«
Das genügt. Ich komme vorbei.« Rafferty hatte den Hörer auf die Gabel geknallt.
Um sich zu vergewissern, dass niemand ihr in die Centre Street 80 folgte, blickte Sara über ihre Schulter zurück. Als sie niemanden entdeckte, der irgendwie verdächtig wirkte, betrat sie das Gebäude.
»Hallo, Sara«, begrüßte Darnell sie, als sie in die Liftkabine trat. »Wie läuft Ihr Prozess?«
»Das reinste Chaos. Eine unserer Zeuginnen wurde heute Morgen tot aufgefunden.«
»Ein Mafiafall?«, fragte Darnell.
»Schön wär’s«, sagte Sara. »Dann wäre sicher alles einfacher.«
Als der Aufzug im siebten Stock anhielt, stiegen vier Personen aus. Sara gehörte nicht zu ihnen.
»Ihre Etage, Kojak. Worauf warten Sie noch?«
»So was Blödes – ich habe etwas im Gericht vergessen. Ich muss noch mal zurück.« Als die Lifttür zuging, war sie allein mit Darnell. »Können Sie mich in den Keller fahren, ohne auf den anderen Stockwerken anzuhalten? Ich möchte nicht, dass jemand sieht, wohin ich gehe.«
»Ganz schön raffiniert«, sagte Darnell und zog den Lifthebel nach unten. »In den Keller.«
Im Keller ging Sara den Hauptgang hinunter, bis sie eine Tür mit der Aufschrift VERHÖRRAUM erreichte. Sie ging jedoch noch eine Tür weiter und betrat den dahinterliegenden Raum. Nachdem sie Platz genommen hatte, beobachtete sie durch einen in einer Richtung durchsichtigen Spiegel, wie Officer McCabe auf seinen Gefangenen hinabblickte. Sara konnte zwar nur McCabes Rücken sehen, aber seine Körpersprache sagte eigentlich alles: Es lief nicht glatt ab.
Seine Schultern waren verspannt, seine Fäuste geballt. Sichtlich verärgert zog McCabe einen rostigen Stuhl unter dem Verhörtisch hervor und setzte sich. Und in diesem Moment bekam Sara McCabes Gefangenen zum ersten Mal richtig zu
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