Der Fall
so«, sagte Jared und nahm den Anzug, den sie für die Grand Jury gekauft hatten, in Augenschein. »Vergessen Sie nicht, die Brille aufzusetzen.«
»Habe ich hier«, sagte Kozlow und klopfte auf seine Brusttasche. »Nur keine Angst.«
Als Jared im Fond der Limousine Platz nahm, spürte er, wie Rafferty ihn eisig anstarrte. Jared versuchte das ungute Gefühl, das sich in seinem Magen breit machte, zu ignorieren und fragte: »Alles okay?«
»Ich wollte sehen, wie es Ihnen geht.«
»Dann freut es Sie wahrscheinlich zu hören, dass ich gestern Abend noch fündig geworden bin. Ich habe ihre Fragen an Claire Doniger und Officer McCabe gesehen, ich habe ihr Eröffnungsplädoyer gelesen, und ich habe einen Blick in die Beweismittelliste geworfen. Wir stehen recht gut da – inzwischen sind wir auf alles vorbereitet, was sie anführen könnte.«
»Was ist mit der Auswahl der Geschworenen?«
»Halten Sie mich für einen totalen Anfänger? Ich weiß genau, welchen Typ ich brauche: weiblich, weiß, mit Collegeabschluss – und möglichst liberal. Sie sehen den Angeklagten viel nach. Und sie hassen Anwältinnen.«
»Und Ihre Frau? Wen wird sie aussuchen?«
»Machen Sie sich wegen meiner Frau mal keine Gedanken. Sie hat noch nie selbst Geschworene ausgesucht. Ich bin zwar sicher, Moore hat ihr ein paar Tipps gegeben, aber die Auswahl bleibt trotzdem ihr allein überlassen.«
»Sie glauben also, dass Sie alles unter Kontrolle haben?«, fragte Kozlow. »Sie glauben, Ihre Gewinnchancen stehen gut?«
»Bei einem Strafprozess gelten andere Regeln als beim Wetten«, antwortete Jared. »Entweder die Geschworenen kaufen Ihnen den Quatsch ab, den Sie ihnen anzudrehen versuchen, oder sie durchschauen Sie und schicken Sie auf den Mond.«
»Nun, dann hoffe ich, sie nehmen Ihnen Ihren Quatsch ab«, warnte Rafferty.
»Hören Sie, auf Ihre –«
»Nein, Sie sind derjenige, der hier zuhört«, schnitt ihm Rafferty das Wort im Mund ab. »Ich will hier nichts mehr davon hören, dass Sie keine Aussagen über unsere Gewinnchancen machen können. Und ich will auch nicht hören, dass Sie sich, was den Ausgang der Verhandlung angeht, nicht sicher sind. Ich will nur von Ihnen hören, dass Sie diesen Fall gewinnen. Genau besehen, ist das sogar, was ich von Ihnen erwarte. Ich möchte Sie sagen hören: ›Rafferty, wir gewinnen diesen Fall.‹«
Jared schwieg.
»Sagen Sie es! Sprechen Sie es mir nach«, verlangte Rafferty. »Rafferty, wir gewinnen diesen Fall. Es ist überhaupt keine Frage, dass ich diesen Prozess für Sie gewinnen werde.«
Noch immer sagte Jared kein Wort.
»Bist du taub, oder was?«, fuhr Kozlow Jared an und drückte ihm den Daumen auf die Wunde an seinem Kinn. »Sag schon endlich diesen blöden Satz!«
Jared sah Rafferty finster an und knurrte: »Rafferty, wir gewinnen diesen Fall. Es ist überhaupt keine Frage, dass ich diesen Prozess für Sie gewinnen werde.«
»Das nenne ich gute Neuigkeiten, Mr. Lynch«, sagte Rafferty. »Genau das wollte ich hören.«
Sara stand vor dem Gerichtssaal und hielt nervös nach Conrad Moore Ausschau. Obwohl sie erst in zwanzig Minuten verabredet waren, betrachtete sie es schon seit längerem als Selbstverständlichkeit, dass Conrad immer etwas früher kam. Und wenn er nicht früher kam, kam er in ihren Augen zu spät. Das Warten machte sie so unruhig, dass sie auf die Damentoilette ging und das Wasser laufen ließ, bis es warm war. Dann hielt sie fast eine Minute lang die Hände darunter. Diesen Trick hatte ihr Pop vor ihrem ersten Vorstellungsgespräch in einer Kanzlei verraten: das einzige wirksame Mittel gegen verschwitzte Hände.
Während Sara die Hände unter das warme Wasser hielt, glaubte sie in einem der vier Abteile hinter ihr ein Geräusch zu hören. Sie drehte das Wasser ab und sah in den Spiegel. Hinter ihr war niemand. Sie bückte sich und sah kurz unter den Türen der Abteile durch. Es war niemand zu sehen. Nicht schon wieder, dachte sie. Vorsichtig ging Sara auf das erste Abteil zu. Mit angehaltenem Atem stieß sie die Tür auf. Leer. Langsam drückte sie die zweite Tür auf. Leer. Ihr Herz klopfte wie wild, als sie sich der dritten Tür näherte. Behutsam schob sie sie auf. Wieder leer. Schließlich kam sie zur letzten Tür. Sie wusste, die musste es sein. Im selben Moment glaubte sie, hinter sich etwas gesehen zu haben. Da war jedoch nichts, als sie herumwirbelte. Sie hatte sich alles nur eingebildet. Sie wandte sich wieder der Tür zu und stieß sie mit einem raschen
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