Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
Vom Netzwerk:
war mein Freund«, schluchzte Guff. Während Sara dem Auf und Ab von Guffs Schluchzen lauschte, überlegte sie, wie es dazu hatte kommen können. Conrad war nicht bloß überrumpelt worden. Er war regelrecht in einen Hinterhalt gelockt worden. Und dazu hatte jemand wissen müssen, dass er kommen würde. Sara stand auf und wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. Conrad hatte sie gewarnt, aber sie hatte nicht auf ihn gehört. Diesen Fehler würde sie kein zweites Mal machen. »Rufen Sie im Revier an, ob sie Jared schon gefunden haben«, wandte sie sich an den New Yorker Cop.
    Als er zu wählen begann, half Sara Guff vom Boden hoch.
    »Glauben Sie wirklich, dass er es war?«, fragte Guff.
    »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Alles, was ich weiß, ist –«
    »Was?«, entfuhr es dem Polizisten am Telefon. »Wann?« Nach längerem Schweigen antwortete er schließlich: »Sie ist hier. Nein, verstehe. Ich bringe sie gleich zurück.« Er schob die Antenne ein und sah Sara schockiert an.
    »Was ist?«, fragte sie. »Was ist passiert?«
    »Eben kam von Wayne & Portnoy ein Notruf rein. Der Officer, der dort vorbeischauen sollte – man hat auf ihn geschossen.«

20
    Die Menge vor dem Büro von Wayne & Portnoy war wesentlich ruhiger, als Sara erwartet hatte, aber die Leute weigerten sich beharrlich, den Weg zum Eingang freizugeben. Evakuierte Angestellte drängten sich um die Tür und versuchten sich mit Händen und Füßen die Plätze mit dem besten Blick auf das Geschehen zu erkämpfen.
    »Diese beknackte Stadt macht aus jeder Katastrophe eine Sportveranstaltung«, brummte der Beamte, als sich das Polizeiauto langsam einen Weg durch die ständig wachsende Menschenmenge bahnte.
    Schon lange bevor der Wagen anhielt, hatte der Polizist bereits die Tür geöffnet, und als sie noch etwa einen halben Block von dem Gebäude entfernt waren – näher würden sie wohl nicht herankommen –, drückte er sie ganz auf und sprang aus dem Wagen. Guff folgte ihm rasch. Sara rührte sich nicht von der Stelle.
    Guff drehte sich um und blieb stehen. »Kommen Sie doch mit!«
    »Und was ist, wenn er –«
    »Sara, irgendwann müssen Sie der Wahrheit ins Auge sehen. Sonst werden Sie nie herausfinden, was passiert ist.«
    Sara nickte. Sie wusste, Guff hatte recht. Als sie schließlich ausstieg, hetzte Guff hinter dem Polizisten her, der sich auf den Eingang des Gebäudes zu kämpfte. Auch Sara begann sich in derselben Richtung wie ihr Assistent durch die dicht gedrängte Menge zu zwängen. Doch schon nach wenigen Sekunden hatte sie Guff, der zu klein war, um aus dem Gewühl herauszuragen, aus den Augen verloren. »Guff, warten Sie!«, rief sie. Es war zu spät. Er war verschwunden. Als Sara, um besser sehen zu können, ein paar Mal in die Höhe sprang, entdeckte sie den Polizisten. Er hielt seine Dienstmarke in die Höhe und hatte fast den Eingang des Gebäudes erreicht. Doch als sie ihm zu folgen versuchte, erhaschte sie plötzlich einen kurzen Blick auf jemanden, der sich etwa dreißig Meter von ihr entfernt in entgegengesetzter Richtung einen Weg durch die Menge bahnte. Sie konnte ihn zwar nur von hinten sehen, aber sein sportlicher Gang war unverkennbar. Sara blieb wie angewurzelt stehen. »Jared?«
    Falls der Mann sie gehört hatte, blieb er jedenfalls nicht stehen. Um besser sehen zu können, reckte Sara den Hals, aber die Menschen um sie herum standen zu dicht. »Jared!«, rief sie noch einmal. Er blieb trotzdem nicht stehen. Sara zwängte sich durch die Menge und folgte der Gestalt. Vergiss es, versuchte sie sich einzureden. Er ist es gar nicht! Doch als sie sein perfekt gekämmtes braunes Haar in dem Meer aus Schaulustigen verschwinden sah, war die Ähnlichkeit nicht zu verkennen. Deshalb schrie sie: »JARED, ICH BIN ES!«
    In diesem Augenblick drehte sich der Mann um, und Saras Mund wurde trocken. Einen Moment trafen sich ihre Blicke. Mehr brauchte sie nicht zu sehen. Er war es. Es war ohne Zweifel ihr Mann. Ohne eine Reaktion zu zeigen, drehte sich Jared wieder um und lief los. »Jared, warte!«, schrie sie, als ihn die Menge zu verschlucken schien.
    Sie streckte die Arme nach vorn, um sich freie Bahn zu verschaffen, und versuchte, Boden gutzumachen. Aber er wechselte ständig die Richtung und schien sich das allgemeine Durcheinander zunutze zu machen. »Jared!« Sie konnte ihn kaum mehr sehen. »Bitte warte!« Aber Jared blieb nicht stehen. Und je öfter Sara in ihrer Panik mit einem Schaulustigen

Weitere Kostenlose Bücher