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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Sara eigentlich nichts passieren.
    Als erster hob ein Geschworener in der zweiten Reihe die Hand.
    »Warten Sie, ich komme zu Ihnen«, sagte Sara und ging auf den Geschworenen zu. Sie beugte sich zu ihm hinüber und er flüsterte ihr seine Frage ins Ohr. Es war Aufgabe des SBA, sich bei jeder Frage vorher zu vergewissern, ob sie auch zulässig war. Wenn dem so war, musste der SBA die Frage dem Zeugen stellen. Als Sara nun die Frage des Geschworenen hörte, reagierte sie genau so, wie Conrad Moore ihr eingebläut hatte. Ohne die leiseste Regung zu zeigen, wandte sie sich McCabe zu. »Die erste Frage ist: ›Haben Sie nachgeprüft, ob im Haus Fingerabdrücke des Angeklagten waren?‹«
    »Dafür fehlt es uns an den finanziellen Mitteln«, erklärte McCabe.
    Der Geschworene flüsterte Sara eine weitere Frage zu.
    »Aber ließe sich so nicht am sichersten feststellen, ob der Angeklagte tatsächlich dort war?«, wiederholte Sara sie.
    »Schon«, antwortete McCabe ungehalten. »Aber man kann nicht immer alles hundertprozentig machen.«
    Sara kehrte McCabe den Rücken zu. Von nun an ging es bergab.
    Am Ende von Ms. Donigers Aussage war Sara mit den Nerven am Ende. Claire Doniger, die mit finsterem Gesicht am Zeugentisch saß, verhielt sich feindselig und unkooperativ – schwerlich das sympathische Opfer, das Sara sich erhofft hatte. In dem Bemühen, das Blatt zu wenden, bat Sara um Fragen.
    Sofort hob eine Geschworene in der ersten Reihe die Hand und flüsterte Sara eine Frage zu, die diese an Ms. Doniger weitergab. »Sie haben also Mr. Kozlow gar nicht in Ihrem Haus gesehen?«
    »Nein«, antwortete Ms. Doniger.
    Eine weitere Frage wurde geflüstert. »Dann wissen Sie also gar nicht, ob er der Dieb ist«, verkündete Sara.
    »Das weiß ich definitiv nicht.«
    Als immer weitere Fragen kamen, konnte Sara nicht mehr anders. Sie sah zögernd zu Jared hinüber. Ein Blick genügte ihr, um zu wissen, was er dachte – man musste kein Genie sein, um zu merken, dass sie auf verlorenem Posten stand. Dann schob Jared einen Zettel auf den Tisch der Verteidigung und bedeutete Sara, ihn zu lesen. Lässig schlenderte Sara darauf zu und nahm ihn an sich. Auf dem Zettel stand: »Willst du das Verfahren nicht doch noch einstellen? Die Gelegenheit ist günstig.«
    Sara sah ihren Mann an. Sie war versucht, das Angebot anzunehmen – Ms. Doniger heimzuschicken und diesem Affentheater auf der Stelle ein Ende zu machen. Denn selbst wenn sie die Grand Jury überzeugen konnte, wie sollte es dann weitergehen? Mit Zeugen wie Ms. Doniger und Ms. Harrison würde der Prozess ein noch größeres Desaster. Selbst Conrad Moore hatte gemeint, das Verfahren einzustellen wäre besser, als zu verlieren. Und was noch wichtiger war, Sara brachte es einfach nicht über sich, gegen Jared anzutreten. Die Sache mal im Kopf durchzuspielen war eines, aber ihm durch ihr Vorgehen tatsächlich zu schaden, etwas anderes. Vielleicht hat er recht, dachte sie, als sie an den Tisch der Anklage zurückkehrte.
    Als Ms. Doniger ihre Aussage beendet hatte, war Sara klar, dass nun der Punkt gekommen war, an dem sie sich entscheiden musste. Sie konnte das Verfahren einstellen oder weitermachen und mit Ms. Harrison ihr Glück versuchen. Es war zwar keine leichte Entscheidung, aber für Sara war die Sache klar.
    »Wenn Sie noch einen Moment Geduld haben, hätte ich noch eine letzte Zeugin«, erklärte Sara und wandte sich von ihrem Mann ab. Die Pflicht hatte den Vorrang. »Ich würde gern Patricia Harrison aufrufen.«
     
    Um halb eins betraten Guff und Sara Conrad Moores Büro. »Victor, kann ich Sie gleich noch mal zurückrufen?«, sagte Moore in den Hörer. »Sie sind gerade gekommen.« Er legte auf und sah seine zwei Kollegen an. Beide hatten ausdruckslose Mienen aufgesetzt. »Und? Haben Sie Ihren Prozess bekommen?«
    »Was denken Sie?«, schoss Guff zurück.
    »Ich glaube, Sie haben ihn, und ich glaube, Sie machen auf extra cool, weil Sie sich der irrigen Hoffnung hingeben, mich überraschen zu können.«
    »Allerdings!«, platzte Guff los. »Wir haben diese Kommunistenschweine in die Steinzeit zurückgebombt!«
    »Na, sehen Sie!« Moore sprang auf, umarmte Sara fest, löste sich aber gleich wieder von ihr. Sie lächelte verhalten.
    »Sie hätten sie sehen sollen«, fuhr Guff fort und ging wie ein Karatekämpfer in die Knie. »Sie war ganz auf sich allein gestellt. Alles, was sie zu ihrer Verteidigung hatte, waren ihr Verstand und drei schlechte Zeugen. Aber dann zeigte sie den

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