Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
Vom Netzwerk:
seinen Krawattenknoten. Automatisch sah er auf die Anschlagtafel mit dem Plan vom Tatort. Es sprang ihm nichts Neues in die Augen. Er sah nur, wie nah bei Claire Donigers Haus der Polizist Kozlow aufgegriffen hatte. So nah, dachte er. So nah, dass er fast an Ort und Stelle war. »Verdammter Mist!«, fluchte er und riss die Karte von der Wand.
    In dem Moment, in dem er sich in seinen Stuhl fallen ließ, kam Kathleens Stimme aus der Sprechanlage.
    »Ich habe Oscar Rafferty in der Leitung«, sagte sie.
    »Nicht –«
    Jareds Apparat läutete. Dann läutete er wieder. Und wieder.
    Kathleen steckte den Kopf zur Tür herein. »Haben Sie nicht gehört? Mr. Rafferty möchte Sie sprechen.«
    Das Telefon läutete weiter, aber Jared nahm trotzdem nicht ab.
    »Jared …«
    »Ich kann jetzt nicht mit ihm sprechen«, sagte Jared und ließ sich zurücksinken.
    Kathleen verließ den Raum, und das Telefon hörte auf zu klingeln. Gleich darauf konnte Jared ihre Stimme von draußen hereindringen hören. »Tut mir leid, aber er muss gerade weggegangen sein. Ich werde ihm ausrichten, er soll Sie anrufen, sobald er zurückkommt.« Danach kam sie wieder in Jareds Büro und sagte: »Was ist passiert?«
    »Was passiert ist? Ich habe verloren. Sara hat grünes Licht für den Prozess bekommen, und jetzt müssen wir vor Gericht gehen.«
    »Und warum können Sie das Rafferty nicht sagen?«
    »Weil ich es nicht kann«, fuhr Jared sie an. »Wie oft soll ich es Ihnen noch sagen? Ich kann es im Moment nicht.«
    Überrascht über Jareds heftige Reaktion, ging Kathleen auf seinen Schreibtisch zu und setzte sich. »Wollen Sie mir nicht endlich erzählen, was wirklich los ist?«
    Jared senkte den Blick zu Boden.
    »Mir können Sie es doch sagen, Jared. Was ist mit Rafferty?«
    »Nichts.« Jared war nicht imstande, seine Assistentin anzusehen.
    »Das können Sie jemand anders erzählen.« Sie wusste, es stand ihr nicht zu, so mit ihrem Chef zu sprechen, aber dafür war diese Sache zu wichtig. »Was hat er gemacht? Hat er etwas zu Lubetsky gesagt? Hat er etwas über Sara gesagt?«
    »Bitte geben Sie endlich Ruhe!«
    »Was hat er zu Sara gesagt? War es an sie gerichtet oder an Sie?«
    »Jetzt reicht’s aber wirklich, Kathleen!«
    »Belästigt er sie? Macht er ihr Arger? Bedroht er sie?«
    Jared blieb stumm.
    »Das ist es also, nicht? Deshalb hat er Sie mit dem Fall betraut: Er möchte, dass Sie gegen Sara gewinnen. Und wenn nicht, wird er sie –«
    »Eines muss man Ihnen lassen, Kathleen«, sagte Jared betont beiläufig, »Sie haben wirklich eine blühende Phantasie. Sie könnten kaum weiter von der Wahrheit entfernt sein.«
    Kathleen verschränkte die Arme und sah ihren Chef an. »Halten Sie mich wirklich für so blöd? Ich meine, sehe ich so doof aus, als ob ich das tatsächlich glauben würde?« Als Jared nichts erwiderte, fuhr Kathleen fort: »Sagen Sie mir bloß, dass ich recht habe, damit wir zum nächsten Punkt übergehen können. Es gibt keinen Grund, warum Sie das alles für sich behalten sollten. Wir können zur Polizei gehen oder zu Barrow oder zu –«
    »Kathleen, bitte – tun Sie das nicht!«
    »Okay, das genügt. Mehr brauche ich nicht zu hören.« Sie stand auf und ging zur Tür. »Tut mir leid, aber es ist Zeit, Hilfe zu holen. Ich werde Lubetsky anrufen und ihm klarmachen –«
    »Halt!«, stieß Jared hervor. Als Kathleen sich umdrehte, wurde ihm klar, dass er keine Wahl mehr hatte. »Wenn ich einem Menschen etwas sage, bringen sie sie um.«
    Kathleen erstarrte. »Wie bitte?«
    »Sie haben mich sehr gut verstanden. Wenn ich einem Menschen etwas sage, bringen sie Sara um.«
    »Das hat er gesagt?«
    Wieder gab Jared keine Antwort. Er hatte sich geschworen, dieses Geheimnis für sich zu behalten, aber er musste zugeben, es tat ihm gut, sich zu öffnen. Raffertys Drohung begann ihren Tribut zu fordern, und solange Jared die Lage unter Kontrolle hatte, konnte er einen zweiten klugen Kopf brauchen, der mit ihm nach einer Lösung suchte. Er sah Kathleen lange an. Nach all den Jahren in der Kanzlei gab es niemanden, dem er mehr vertraute. Schließlich sagte er: »Ja, so war es.« Nachdem er alles erzählt hatte, von dem Treffen im Club bis zu dem Einbruch in ihrer Wohnung und den ständigen Drohungen, wandte sich Jared von seiner Assistentin ab.
    Kathleen musste das Gehörte erst einmal verdauen. »Also deshalb hat er mir heute Morgen all diese Fragen über Sie und Sara gestellt.«
    »Er hat Sie über uns ausgefragt?«
    »Ausgequetscht wäre

Weitere Kostenlose Bücher