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Der Fall

Titel: Der Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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passiert, Sie werden mit dem Ergebnis leben können.«
    »Es ist nicht das Ergebnis, was mir Angst macht, es ist die Motivation, die dahintersteht. Sie hätten Jared gestern Abend hören sollen – es hätte meiner Mutter alle Ehre gemacht, wie er mir ein schlechtes Gewissen einzuimpfen versucht hat. Und glauben Sie mir, das will einiges heißen.«
    »Das glaube ich Ihnen gern. Nachdem Ihre Zeugen abgesprungen sind und Ihnen zu allem Überfluss auch noch Victor Stockwell im Nacken sitzt, kann es Ihnen an sich niemand verdenken, wenn Sie sich elegant aus der Affäre zu ziehen versuchen. Es mag Ihnen vielleicht nicht leicht fallen, das Verfahren einzustellen, aber unter diesen Umständen ist es auf jeden Fall besser, als zu verlieren.«
    »Kann schon sein«, sagte Sara niedergeschlagen. »Bloß ist da für mich kaum ein Unterschied zu erkennen.«
     
    Rafferty langte über sein Ledersofa nach dem läutenden Telefon.
    »Sie sagten, ich soll mich bei Ihnen melden«, sagte Kozlow am anderen Ende der Leitung.
    »Können Sie nicht mal Guten Tag sagen, oder ist das eine unter Neandertalern übliche Form der Begrüßung?«, fragte Rafferty.
    »Hallo. Wie geht’s?«, knurrte Kozlow. »Ist für morgen alles soweit klar?«
    »Sollte es eigentlich sein. Sara hat vor, Claire und Patty in aller Frühe vorladen zu lassen.«
    »Echt? Werden sie da sein, wenn sie mit den Vorladungen vorbeikommen?«
    »Auf jeden Fall. Und wenn sie dann vor der Grand Jury nichts sagen, hat der Spuk ein Ende.«
    »Sind Sie sicher, dass das die beste Lösung ist?«
    Rafferty weigerte sich, diese Frage zu beantworten. »Von wo rufen Sie an?«
    »Keine Angst«, sagte Kozlow. »Aus einer Zelle. Halten Sie mich etwa für blöd?«
    »Ich weiß nicht. War es etwa nicht blöd, die Diamantenuhr und den silbernen Golfball einzustecken?«
    »Müssen Sie mir das eigentlich ständig unter die Nase reiben? Ich habe –«
    »Ich will nichts mehr davon hören, Sie habgieriger kleiner Blutsauger. Hätten Sie das nicht getan, müssten wir uns jetzt nicht mit diesen Problemen herumschlagen.«
    »Was haben Sie eben gesagt? Sie finden, ich bin habgierig? Ich will Ihnen mal was sagen, Sie aufgeblasener Großkotz mit Ihrem Kennedykomplex. Sie waren derjenige, der –«
    »Wiederhören«, unterbrach ihn Rafferty. Mit einem Schlenker seines Handgelenks war Kozlow weg.

9
    Montagmorgen schritt Sara die dunklen, gefliesten Gänge im achten Stock des Gebäudes Hogan Place Nummer eins auf und ab und versuchte ihr Bestes, nach außen hin ruhig zu erscheinen. Vor dem Sitzungssaal der Grand Jury hatte sich eine kleine Schlange von stellvertretenden Bezirksstaatsanwälten gebildet, die alle darauf warteten, ihre Fälle vorzubringen. Da das Wartezimmer nicht Platz für alle bot, wimmelte es auf dem Gang von Dutzenden von Zeugen, Familienangehörigen und Strafverteidigern. In der Hoffnung, sich von ihren Befürchtungen ablenken zu können, beobachtete Sara die ständig größer werdende Gruppe aufmerksam.
    Mit ihren marineblauen oder grauen Anzügen und den leuchtend weißen Hemden waren die Anwälte mühelos auszumachen.
    Jeder, der nicht diese Uniform trug, konnte nur ein Zeuge, ein Opfer, ein Angeklagter oder ein Familienangehöriger sein, der zwecks moralischer Rückenstärkung hier war. Um die SBAs von den Verteidigern zu unterscheiden, brauchte Sara nur auf die Körpersprache zu achten. Die Verteidiger waren locker und entspannt. Da ihnen nicht gestattet war, an Grand-Jury-Sitzungen teilzunehmen, hatten sie nichts zu verlieren. Im Vergleich dazu waren die SBAs in der Regel jünger und hatten einen leichten, aber dennoch erkennbaren Anflug von Nervosität im Blick. Eine angespannt an die Hüfte gelegte Hand, abgebissene Fingernägel, ein Blick zu viel auf die Uhr – mehr war nicht nötig, um einen Ankläger zu erkennen zu geben. Dies und die unübersehbaren Bemühungen, möglichst ruhig zu erscheinen. In dem Moment, als ihr dieses Verhaltensmuster bewusst wurde, hörte Sara auf, ständig auf und ab zu gehen.
    Hinter ihr sagte ein Mann in einem grauen Anzug: »Ich hatte gehofft, wir kämen als Erste dran, aber eben höre ich, wir sind Siebter und Achter.«
    Als Sara sich umdrehte, stellte sie fest, dass sie den Mann von der Einweisung am ersten Tag kannte. »Siebter und Achter?«
    »Um vor der Grand Jury zu erscheinen«, erklärte ihr der Mann. »Von den siebzehn anderen SBAs, die mit uns angefangen haben, haben es bereits sechs geschafft. Bis auf einen haben alle es bis zum Prozess

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