Der Fall
dass sie Medikamente nimmt. Und da es sich dabei um eine Stelle im Staatsdienst handelt, könnten ihr aus dieser kleinen Unterlassung jederzeit rechtliche Probleme erwachsen.«
»Meine Bewerbung wurde eingereicht, bevor ich diese Medikamente verschrieben bekam.«
»Aber es ist Ihre Pflicht, Ihre Bewerbungsunterlagen auf den neuesten Stand zu bringen. Selbst wenn Sie es nicht absichtlich getan haben sollten, möchte ich doch meinen, dass Ihre Arbeitgeber darüber nicht gerade begeistert wären.«
Langsam trat Besorgnis an die Stelle der Feindseligkeit in Saras Miene. »Ziemlich frustrierend, wenn alle so gut über einen Bescheid wissen, nicht?«
»Was wollen Sie?«, fragte Sara in bewusst neutralem Ton.
»Nicht viel. Nur zu Ihrer Information: Ich weiß, dass Sie diesen Fall von Victor Stockwell gestohlen haben. Daher möchte ich nur, dass Sie der Verantwortung, die Sie damit auf sich genommen haben, auch gerecht werden. Und was noch wichtiger ist: Sie sollten sich darüber klar werden, dass Sie lieber alles in Ihrer Macht Stehende tun sollten, diesen Prozess zu gewinnen, wenn Sie Ihren Mann wirklich lieben.«
»Was soll das heißen?« Als der Mann nicht antwortete, fügte Sara hinzu: »Antworten Sie schon!«
»Stellen Sie sich doch nicht dümmer, als Sie sind, Sara. Sie wissen genau, was ich meine. Es ist nicht schwer, an ihn ranzukommen. Machen Sie also keinen Aufstand, passen Sie gut auf Ihren Mann auf, und tun Sie Ihre Arbeit.«
Bevor Sara ein Wort sagen konnte, begann das Telefon zu läuten. Sie nahm nicht ab.
»Ich an Ihrer Stelle würde lieber abnehmen«, riet er ihr. »Es könnte ein wichtiger Anruf sein.«
Das Telefon läutete wieder. Sara starrte ihren Besucher eisig an.
»Ich meine es ernst«, sagte er.
Als Sara über den Schreibtisch griff, um den Hörer abzunehmen, riss ihr der Fremde den Notizblock aus der anderen Hand. Sie versuchte, ihn ihm wieder zu entwinden, aber er war zu schnell und hatte ihn zu fest gepackt. Außerdem hatte er das oberste Blatt mit Saras Skizze bereits abgerissen. »Gut getroffen«, sagte er mit einem kurzen Blick auf sein Konterfei und zerknüllte es.
»SBA Tate«, sagte Sara in den Hörer.
Währenddessen zog der Mann ein Feuerzeug heraus, setzte damit die Papierkugel in Brand und warf das kleine brennende Etwas auf Saras Schreibtisch. Sara sprang auf, packte ihre Statuten und schlug damit auf das Papier ein, um das Feuer zu löschen.
»Ms. Tate, sind Sie noch dran?«, krächzte eine Stimme aus dem Hörer. »Hier ist Arthur Monaghan.«
Als Sara den Namen des New Yorker Bezirksstaatsanwalts hörte, blieb ihr fast das Herz stehen. O Gott, dachte sie. Nicht ausgerechnet jetzt. »Guten Tag, Sir«, stammelte sie. »Was kann ich für Sie tun?« Als sie den Fremden zur Tür gehen sah, hielt sie die Hand auf die Sprechmuschel und rief: »Bleiben Sie hier!«
»Sprechen Sie mit mir?«, fragte Monaghan.
»Nein, ich meine nicht Sie, Sir.« Sara wandte sich wieder dem Telefon zu. Ihr Besucher verließ wortlos das Büro. »Ich habe gerade mit meinem Assistenten gesprochen. Also, was kann ich für Sie tun?«
»Ich hätte einige persönliche Dinge mit Ihnen zu besprechen. Wenn Sie vielleicht in mein Büro kommen könnten.«
»Jetzt sofort, Sir? Ich habe nämlich –«
»Ja«, sagte Monaghan. »Sofort.«
»Ja, Sir. Bin schon unterwegs.« Sara knallte den Hörer auf die Gabel und rannte in der Hoffnung, den Fremden noch zu erwischen, auf den Gang hinaus. Aber er war schon weg. Links von ihr, am Ende des Gangs, sah sie Guff. »Haben Sie einen hässlichen Kerl in einem grauen Anzug vorbeikommen sehen?«, rief sie ihm zu.
»Nein. Warum?«, fragte Guff.
Ohne ihm zu antworten, wandte sich Sara nach rechts und rannte los. Vielleicht hat er diesen Weg genommen, dachte sie, als sie an Conrad Moores Büro vorbeilief. »Hat jemand einen Kerl in einem grauen Anzug gesehen?«, rief sie. Keiner der zahlreichen SBAs, Polizisten und Assistenten, die auf dem Gang herumstanden, gab eine bejahende Antwort. Bis Sara den Lift am Ende des Gangs erreicht hatte, war ihr klar, dass der Mann verschwunden war. »Verdammter Mist«, stieß sie atemlos hervor.
Als sie in ihr Büro zurückkam, wartete Guff auf sie. »Was ist passiert?«, fragte er und sog prüfend die Luft ein. »Riecht nach einem Lagerfeuer.«
»Kommen Sie rein, aber fassen Sie den Türgriff nicht an!« Nachdem Sara ihm die verkohlten Überreste ihrer Zeichnung gezeigt hatte, nahm sie ihren Ziehharmonikaordner aus dem Regal und
Weitere Kostenlose Bücher