Der Fall
Hände flach auf den Schreibtisch. »Unterhalten wir uns lieber über Ihre Zukunft bei dieser Behörde.«
Saras Hände wurden nass von Schweiß. Ohne zu überlegen, platzte sie heraus: »Ich habe fünf Fälle und habe gerade einen vor der Grand Jury gewonnen. Zwei der Verfahren habe ich eingestellt, aber wenn Sie möchten, kann ich mich stärker engagieren oder einen anderen Fall übernehmen –«
»Übernehmen Sie bloß keine weiteren Fälle«, fiel ihr Monaghan ins Wort. »Wenn Sie ausscheiden, bedeutet das nur einen Prozess mehr, bei dem wir einen Ersatz für Sie benötigen. Beschränken Sie sich einfach auf die, die Sie bereits haben, und tun Sie bei denen Ihr Bestes. In den nächsten dreißig Tagen wird man Sie zwangsläufig an Ihren Kollegen messen. Wenn Sie also unter Beweis stellen können, dass es sich lohnt, Sie hier zu behalten, können Sie vielleicht an Bord bleiben.«
»Heißt das, im nächsten Monat kann mir nichts passieren?«
»Sagen wir mal so: Wenn ich Sie wäre und meine Chancen abwägen würde, sähe ich mich schon mal nach anderen Beschäftigungsmöglichkeiten um.«
»Wirklich?«
»Wirklich.«
Wie betäubt von dem schweren Schlag, den sie gerade hatte einstecken müssen, ging Sara in ihr Büro zurück. Sobald Guff sie sah, sagte er: »Sie sind gefeuert worden, oder?«
»Noch nicht«, erwiderte Sara. »Aber nur keine Angst! Nicht mehr lange, und dieser Film läuft auch in Ihrem Theater.« Statt sich an ihren Schreibtisch zu setzen, hockte sich Sara auf den Boden und lehnte sich an die Wand. »Glauben Sie, mein neues Sofa wird noch diesen Monat geliefert?«
»Erzählen Sie endlich, was passiert ist! Sonst alles okay?«
»Ich denke schon.« Das klang nicht sehr überzeugend.
Nachdem Sara Guff von dem Gespräch mit Monaghan erzählt hatte, sagte Guff: »Na, wenigstens hat er Sie nicht entlassen. Aber was war nun eigentlich mit dieser Türknauftype? Was hat er gemacht?«
»Ach so, dieser Kerl mit den eingefallenen Wangen. Zuerst mal hat er mich bedroht. Außerdem hat er mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Er wusste alle möglichen Dinge über mich, und er meinte, wenn ich den Prozess nicht gewinne, muss Jared es büßen.«
»Glauben Sie, das war ernst gemeint?«
»Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich hatte gehofft, wenn wir seine Fingerabdrücke bekommen, wissen wir Näheres, ob er gefährlich ist oder nicht.«
»Also, die Spurensicherung sagt, wir kriegen sie gleich morgen früh. Außerdem meinten sie, es würde die Identifizierung beschleunigen, wenn Sie ihnen noch ein paar zusätzliche Angaben machen könnten, wie zum Beispiel Haarfarbe, sonstige Körpermerkmale und so weiter.«
»Ach, könnten Sie mir meinen Block und einen Bleistift geben? Ich hatte angefangen, ihn zu zeichnen, aber als ich nach dem Telefon griff, hat er mir die Zeichnung aus der Hand gerissen. Das war übrigens auch, was Sie gerochen haben. Er hat sie verbrannt.«
»Was wollen Sie dann damit?«, fragte Guff, als er ihr die gewünschten Gegenstände reichte.
»Das werden Sie gleich sehen.« Als Sara mit der Seite der Bleistiftspitze behutsam über das oberste Blatt des Blocks zu streichen begann, kamen die Linien der Zeichnung zum Vorschein.
»Holmes, Sie sind ein Genie«, sagte Guff.
»Man muss sich nur zu helfen wissen.«
»Hat er sonst noch was gesagt?«
»Im Grunde nicht. Würde mich wirklich interessieren, wer der Kerl ist! Dann wüsste ich wenigstens, ob ich es nur mit einem Sprücheklopfer zu tun habe oder mit einem echten Irren.« Als Saras Telefon zu läuten begann, nahm Guff ab. Nach wenigen Sekunden wurde er kreidebleich.
»Was ist?«, fragte Sara.
»Es ist wegen Pop«, sagte Guff. »Er hatte einen Unfall.«
10
Gefolgt von Guff, stürzte Sara durch den Eingang der Notaufnahme des New York Hospital und auf den Informationsschalter zu. »Ich suche meinen Großvater«, stieß sie aufgeregt hervor. »Maxwell Tate. Er wurde vor etwa einer Stunde hier eingeliefert.«
Mit einem Blick auf ihr Klemmbrett sagte die Schwester: »Er wird gerade operiert.«
»Kommt er durch?«, fragte Sara.
»Er ist im OP. Müsste aber bald fertig sein.«
Sara fuhr sich über die Stirn und schloss die Augen. »Lieber Gott, mach bitte, dass er wieder gesund wird!«
Eine Stunde später saßen Sara und Guff im karg eingerichteten Warteraum des Krankenhauses. Während Guff in jahrealten Zeitschriften blätterte, saß Sara reglos da und starrte auf die kahle hellblaue Wand.
Schließlich legte Guff
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