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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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nach Nivelles als nach Fosse ist«, antwortete Sinsear. »Ich hielt es für angebracht, die Nachricht
     erst nach Nivelles zu bringen und dann nach Fosse zurückzukehren und dort Alarm zu schlagen.«
    »Bist du mit Cano seit seiner Ankunft in Fosse befreundet?«
    »Er wurde mir als Helfer im Garten zugeordnet, und wir wurden Freunde.«
    »Cessair kanntest du jedoch bereits, ehe Cano kam?«
    |517| »Ich habe Cessair und Della und viele andere Schwestern aus Nivelles kennengelernt. Es gibt viele Verbindungen zwischen den
     Abteien. Du musst wissen, dass es meine Aufgabe ist, einmal in der Woche Obst und Gemüse nach Nivelles zu bringen.«
    »Bruder Sinsear hat völlig recht«, unterbrach ihn Heribert. »Mitglieder unserer Gemeinschaft gehen oft nach Nivelles, um dort
     beim Bau, bei der harten Arbeit auf den Feldern und bei der Ernte zu helfen. Bruder Sinsear hat erst gestern Nachmittag Lebensmittel
     nach Nivelles gebracht. Ah, und hat dich nicht Bruder Cano begleitet?«
    Bruder Sinsear errötete und nickte zögernd.
    Fidelma schürzte nachdenklich die Lippen.
    »Ich muss Schwester Della noch etwas fragen. Bitte wartet hier auf mich.«
    Schwester Della im Infirmarium war zwar immer noch blass und schwach, aber es ging ihr sichtlich besser.
    »Schwester Della«, begann Fidelma ohne Umschweife, »ich muss dir noch eine weitere Frage stellen. Warum hast du gebeten, man
     möge dich heute die Phiole mit dem Heiligen Blut nach Fosse tragen lassen?«
    »Schwester Cessair wollte das gern.«
    »Cessair also? Dann war es nicht deine Idee?«
    »Nein. Und, ehrlich gesagt, es war auch nicht ihre. Sie wusste, dass es Ärger mit dem Abt geben würde, der sie nicht mochte,
     und war gar nicht erpicht auf diesen Gang. Aber Bruder Cano hatte sie gebeten zu kommen …«
    »Wie hatte er das gemacht? Hatte er sie nicht erst gestern gesehen?«
    »Nein. Er hat ihr eine Botschaft geschickt. Es gehen immer Leute zwischen den Abteien hin und her. Also hat er Cessair einen
     Brief geschickt und sie gebeten, vor der Mittagsstunde zu |518| der Hütte zu kommen, damit sie kurz miteinander über ihre Zukunft sprechen könnten.«
    »Warst du einverstanden mit diesen Treffen mit Cano?«
    »Ich war doch Cessairs Freundin. Und ich weiß, dass einen die Liebe zu unendlich vielen Dummheiten verleiten kann. Ich dachte,
     du wolltest nur eine Frage stellen?«
    »Das stimmt. Ist das der Brief?« Fidelma zog das Stück zerrissenes Papier aus ihrem
marsupium
.
    Schwester Della schaute es an und zuckte die Achseln.
    »Ich kann die Ogham-Schrift nicht lesen«, sagte sie. »Aber ich glaube, das ist ein Stück von dem Brief. Cano und Cessair haben
     die uralte irische Schrift benutzt, um sich geheime Nachrichten zu schreiben.«
    Fidelma ging ins Refektorium zurück. »Ich glaube, ich habe die Lösung des Rätsels gefunden«, verkündete sie, sobald sie es
     betrat. Äbtissin Ballgel und Abt Heribert wandten ihr erstaunte Blicke zu.
    »Wer ist also der Schuldige?«, wollte Heribert wissen.
    »Lasst bitte Bruder Cano kommen. Du bleibst, Bruder Sinsear.«
     
    »Bruder Cano«, begann Fidelma, nachdem der junge Mann eingetreten war, »deine Zukunft sieht düster aus.«
    »Meine Zukunft ist leer«, berichtigte er sie. »Ohne Cessair ist mein Leben nichts als abgrundtiefer Schmerz.«
    »Warum hast du Cessair gebeten, sich heute mit dir zu treffen?«
    »Das habe ich dir doch bereits gesagt. Um zu besprechen, wie wir zusammen weggehen und ein gemischtes Haus finden könnten,
     wo wir leben und arbeiten und, so Gott will, unsere Kinder in Seinem Dienst erziehen könnten.«
    »Wessen Idee war dieses Treffen?«
    |519| »Meine.«
    »Ich dachte, vielleicht hätte dir das jemand anderer als Lösung für eure Probleme vorgeschlagen«, meinte Fidelma leise.
    »Es ist doch völlig bedeutungslos, wer den Vorschlag gemacht hat«, entgegnete Cano. »Das war jedenfalls der Anlass unserer
     Verabredung.«
    »Nein, es ist sehr wohl von Bedeutung. War es nicht Bruder Sinsear, der meinte, ihr solltet besser von hier weggehen?«
    »Vielleicht. Sinsear ist mein Freund. Er sah, dass wir hier keine Zukunft hatten.«
    »Du bist gestern Abend mit Bruder Sinsear nach Nivelles gegangen, um Gemüse dorthin zu bringen. Warum hast du da nicht mit
     Cessair gesprochen?«
    »Wir kamen während des Abendgottesdienstes an, und da wir keinen Vorwand hatten, länger in Nivelles zu bleiben, schrieb ich
     Cessair ein Briefchen in Ogham, in dem ich das Treffen vorschlug. Ich wusste, dass sie die alte

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