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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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ihrem
marsupium

    »Ich verstehe«, erwiderte Fidelma nachdenklich und winkte die anderen zu sich.
    »Wir tragen Schwester Della nach Fosse«, sagte sie zu ihnen. »Ich möchte ihr noch einige Fragen stellen, aber erst sollten
     wir dafür sorgen, dass ihre Wunde ordentlich verbunden wird.«
    Die Kirche und das Kloster von Fosse waren nicht so grandios wie einige andere Abteien, die Fidelma auf ihren Reisen gesehen
     hatten. Diese Abtei war ja auch erst zwanzig Jahre alt. Sie war kaum mehr als eine Ansammlung von Holzhäusern um eine große,
     rechteckige Holzkirche.
    Schwester Della wurde unverzüglich ins Infirmarium gebracht, während der Abt die Äbtissin und Fidelma ins Refektorium führte,
     damit sie sich stärken konnten. Bruder Sinsear und Bruder Cano wurden in ihre Zellen beordert, wo sie die Befehle des Abtes
     erwarten sollten.
    Äbtissin Ballgel war die Erste, die das peinliche Schweigen |509| brach. Sie hatte Fidelma schon früher bei der Arbeit beobachtet, als sie noch beide in der Abtei von Kildare lebten.
    »Nun, Fidelma, hast du bereits eine Vorstellung, wie diese schreckliche Geschichte geschehen ist? Und wo ist das Heilige Blut
     von Gertrude?«
    »Wir wollen einmal zusammenfassen, was wir wissen. Bestimmte Dinge können wir ausschließen. Erstens, dass die Tat von Räubern
     begangen wurde. Ich habe bereits den wichtigsten Grund dafür genannt: die Schnitte in Cessairs Gesicht. Die zeugen allein
     von Hass. Zweitens haben wir Dellas Aussage, dass sie mit Cessair durch den Wald ging und dass sie nichts gehört hat, ehe
     ihr von hinten auf den Kopf geschlagen wurde.«
    »Du meinst, wenn sich Räuber an sie herangeschlichen hätten, hätte sie das mitbekommen?«
    »Genau. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass man so vollkommen unbemerkt hinter jemandem herlaufen kann, der durch
     einen Wald geht.«
    Äbtissin Ballgel runzelte die Stirn.
    »Du behauptest, dass Schwester Della lügt?«
    »Nicht unbedingt. Aber sieh es einmal so: Stell dir einen Pfad im Wald vor, mit welken Blättern, Zweigen und so weiter. Ein
     Tier kann sich vielleicht leise über einen solchen Teppich bewegen, aber ein Mensch? Konnte ein Mann oder eine Frau unhörbar
     hinter den beiden herschleichen und sie dann überfallen, ehe sie sich’s versahen?«
    »Dann müssen wir das Mädchen weiter befragen«, bellte Heribert, »und sie zu einem Geständnis zwingen.«
    Fidelma blickte ihn missbilligend an.
    »Was sollte sie denn gestehen?«
    »Nun, dass sie das andere Mädchen getötet hat«, erwiderte Heribert.
    Fidelma seufzte tief.
    |510| »Es gibt eine andere, sehr viel plausiblere Erklärung, warum Schwester Della nicht gehört hat, wie sich ihr Angreifer anschlich.«
    Der Abt war rot angelaufen vor Ärger.
    »Was für ein Spiel spielst du hier? Erst behauptest du dies, dann etwas anderes. Ich kann dir nicht folgen.«
    Äbtissin Ballgel mischte sich ein, denn sie sah, wie Fidelmas Gesichtsmuskeln sich anspannten und ihre Augen die Farbe wechselten.
    »Fidelma ist Anwältin, sie versteht etwas von solchen Dingen. Ich schlage vor, wir geben ihr die Gelegenheit, ihren Gedankengang
     weiter vorzutragen.«
    Der Abt ließ sich, höhnisch grinsend, auf seinem Stuhl zurückfallen.
    »Dann sprich weiter.«
    »Ehe ich wieder zu meinen beiden ersten Argumenten zurückkehre, wollen wir noch eine andere Sache bedenken. Die Brutalität
     des Angriffs auf Schwester Cessair, dass der Täter ihr das Gesicht zerschnitt und Schwester Della nicht. Dass Della nur den
     Schlag auf den Kopf abbekam, der sie bewusstlos werden ließ. All das bedeutet, dass Cessair das Ziel dieses Überfalls war.
     Jemand muss einen tiefen Groll gegen sie gehegt haben.«
    »Das klingt logisch, Fidelma«, stimmte ihr die Äbtissin zu.
    »Dann müssen wir überlegen, wer Cessair so gehasst hat.«
    Fidelma hielt inne und gab der Äbtissin und dem Abt Gelegenheit, ihren Vorschlag zu überdenken.
    »Nun, da können wir beinahe alle ausschließen.« Die Äbtissin lächelte leise.
    »Wieso?«
    »Bruder Cano war ihr Liebhaber. Schwester Della war ihre beste Freundin im Kloster. Cessair hatte keine Feinde … außer …«
    |511| Plötzlich zögerte sie.
    »Außer?«, ermunterte Fidelma sie vorsichtig.
    Die Äbtissin schlug die Augen nieder.
    Nun brauste Abt Heribert wütend auf.
    »Außer mir, meinst du?« Er sprang auf. »Was willst du damit sagen? Denkst du, ich hätte Cessair gehasst, nur weil ich die
     Lehre des Zölibats vertrete? Weil ich den Männern in meiner

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