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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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verbarrikadiert, als ihr fortgingt? Ihr scheint ja nicht so viel
     Angst vor den Britanniern zu haben wie euer Vetter. Woran liegt das?«
    Eadred lachte höhnisch.
    »Ich wäre ja wohl nicht Than von Andredswald, wenn ich mich eines Rudels feiger
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nicht zu erwehren wüsste. Nein, ich fürchte mich weder vor den Sprösslingen der Barbaren noch vor ihren Vätern.«
    »Und der Rest deines angelsächsischen Gefolges? Fürchteten die die Britannier?«
    »Es tut nichts zu Sache, ob die anderen sie fürchteten. Sie stehen unter meinem Befehl und tun, was ich sage.«
    |186| Schwester Fidelma seufzte. Es war wohl nicht so einfach, in einem angelsächsischen Land zu leben, wenn man kein König oder
     Than war, überlegte sie.
    »Wann hast du bemerkt, dass Wulfstan fehlte?«, erkundigte sie sich.
    »Bei den Gebeten nach der ersten Glocke …«
    »Er meint das Angelus«, erklärte Laisran.
    »Er ist nicht zum Gebet erschienen. Ich dachte, er hätte vielleicht verschlafen, und habe mich also in meinen Unterricht begeben.«
    »Was für ein Unterricht war das?«
    »Die Klasse des Frettchengesichts Finan über die Gesetze, die den Umgang zwischen Königreichen regeln.«
    »Sprich weiter.«
    »In der Morgenpause habe ich bemerkt, dass Wulfstan immer noch nicht aufgetaucht war, und bin zu seiner Kammer gegangen. Die
     Tür war verschlossen, was bedeutete, dass er noch drin sein musste. Ich hämmerte an die Tür. Keine Antwort. Dann habe ich
     Bruder Ultan geholt, den Hausbesorger …«
    »Den Verwalter unserer Ordensgemeinschaft«, verbesserte ihn Laisran ruhig.
    »Wir haben Raedwald geholt und sind zusammen zu Wulfstans Zimmer gegangen. Doch Ultan musste noch zwei Brüder herbeizitieren,
     die uns halfen, die Tür aufzubrechen. Wulfstan war ermordet worden. Nach dem Täter muss man ja wohl nicht lange suchen.«
    »Wer könnte das sein?«, erkundigte sich Schwester Fidelma.
    »Nun, das ist doch wohl klar! Der
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Talorgen, der sich Prinz von Rheged schimpft. Er hat Wulfstan schon oft bedroht. Und es ist ja allgemein bekannt, dass die
welisc
auch zaubern können.«
    |187| »Was meinst du damit?«, fragte Fidelma mit scharfer Stimme.
    »Nun, man hat Wulfstan in seiner Kammer ermordet, obwohl das Fenster vergittert und die Tür verschlossen und von innen verriegelt
     war. Wer außer einem
welisc
wäre in der Lage, seine Gestalt zu ändern und eine solche Untat zu begehen?«
    Schwester Fidelma konnte ihr spöttisches Lächeln gerade noch verbergen.
    »Eadred, ich denke, du hast noch viel zu lernen, denn du scheinst noch im Aberglauben deiner alten Religion befangen zu sein.«
    Eadred sprang auf und fuhr mit der Hand dorthin, wo wohl sonst ein Messer am Gürtel hing.
    »Ich bin der Than von Andredswald! Ich habe es zugelassen, dass ich von einer Frau befragt werde, weil es in eurem Land so
     Brauch ist. Aber ich lasse mich von keiner Frau beleidigen!«
    »Es tut mir leid, wenn du glaubst, dass ich dich beleidigt habe«, erwiderte Schwester Fidelma mit einem gefährlichen Funkeln
     in den Augen. »Du kannst jetzt gehen.«
    In Eadreds Gesicht zuckte es wütend; Laisran erhob sich und öffnete ihm die Tür.
    Der junge angelsächsische Prinz drehte sich auf dem Absatz um und stürmte aus dem Raum. Raedwald zögerte einen Augenblick,
     machte eine beinahe entschuldigende Geste und folgte ihm.
    »Habe ich dir nicht gesagt, dass diese Angelsachsen seltsame, hochmütige Leute sind, Fidelma?« Laisran lächelte beinahe traurig.
    Schwester Fidelma schüttelte den Kopf.
    »Es gibt bei ihnen wahrscheinlich Gute und Schlechte wie in allen Völkern. Raedwald scheint mehr von der Höflichkeit eines
     Prinzen zu besitzen als sein Vetter Eadred.«
    |188| »Nun, nach Eadred und seinem Gefolge zu urteilen, haben wir wohl die Schlechten erwischt. Was Raedwald betrifft, so ist er
     zwar ein Than und älter als Wulfstan und Eadred, aber sehr ruhig und lässt sich einfach von den beiden herumkommandieren.
     Er ist eher ein Diener als ein Herr. Ich habe mir sagen lassen, das liegt daran, dass seine Vettern beide in einem engeren
     Verwandtschaftsverhältnis zum König stehen als er.« Laisran hielt inne und warf ihr einen neugierigen Blick zu. »Warum hast
     du sie nach dem lateinischen Motto gefragt –
cave quid dicis

    »Diesen Satz fand ich auf ein Stück Leinen gestickt, mit dem das Messer abgewischt wurde, dem Wulfstan zum Opfer fiel. Vielleicht
     hat der Mörder das Tuch verloren, vielleicht hat es Wulfstan gehört?«
    Laisran schüttelte den

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