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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Fidelma den beiden Mönchen auf dem Gang zu.
    »Es steht schon eine Lampe im Zimmer, Schwester«, erwiderte einer der beiden. Schwester Fidelma unterdrückte mit Mühe eine
     ärgerliche Reaktion.
    »Ich möchte nicht, dass in diesem Zimmer irgendetwas verändert wird, ehe ich nicht alles sorgfältig untersucht habe. Jetzt
     geht mir eine Lampe holen.«
    Sie wartete reglos, bis einer der Brüder davoneilte und mit einer Öllampe zurückkehrte.
    »Zünde sie an«, forderte ihn Fidelma auf.
    Der Mönch tat, worum sie ihn gebeten hatte.
    |178| Flüchtig dankend nahm ihm Fidelma die Lampe aus der Hand.
    »Wartet draußen und lasst niemanden herein, bis ich es euch sage.«
    Mit der Lampe in der Hand schritt sie in die seltsame Todeskammer hinein.
    Man hatte Wulfstan mit einem Messer oder Schwert die Kehle durchgeschnitten. Auf der Brust waren in der Herzgegend einige
     große Stichwunden zu sehen. Das Nachthemd war von der Waffe zerrissen worden und mit Blut besudelt, ebenso wie das Laken rings
     um die Leiche.
    Auf dem Boden neben dem Bett lag ein blutbeflecktes Stück Stoff. Das Blut war schon eingetrocknet. Fidelma hob den Stofffetzen
     auf und betrachtete ihn. Es handelte sich um ein Stück feines Leinen, auf das ein lateinischer Spruch gestickt war. Fidelma
     untersuchte die Blutflecken. Es schien, als hätte Wulfstans Mörder dieses Tuch aus der Tasche gezogen, die Mordwaffe daran
     abgewischt und es dann aus Versehen neben der Leiche auf dem Boden vergessen. Schwester Fidelma ließ das Tuch in der Tasche
     verschwinden, die in den Falten ihres Ordensgewandes verborgen war.
    Als Nächstes schaute sie sich das Fenster an. Obwohl es zu hoch war, als dass sie hätte heranreichen können, schien das Gitter
     doch recht sicher zu sein. Dann richtete sie den Blick auf die schweren Holzbohlen und Balken, aus denen die Decke bestand.
     Der Raum war hoch, mehr als elf Fuß vom Boden bis zur Decke. Auch der Boden schien massiv zu sein.
    Plötzlich fiel ihr Blick neben dem Bett auf ein Häufchen Asche. Sie hockte sich hin und bemühte sich, die Asche nicht mit
     ihrem Atem zu verstreuen. Es schienen die Überreste eines kleinen Stück Papiers oder eines Pergaments zu sein; sie waren jedoch
     bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
    |179| Nun nahm sich Fidelma die Tür vor. Man verriegelte sie, indem man zwei Balken auf beiden Seiten in eiserne, nach oben offene
     Halterungen legte. Die ersten Halterungen befanden sich etwa drei Fuß über der Unterkante der Tür, die zweiten etwa in fünf
     Fuß Höhe. Eine der eisernen Halterungen war aus dem Türrahmen gerissen, wahrscheinlich, als Ultan die Tür aufgebrochen hatte.
     Die unteren waren jedoch noch an Ort und Stelle, und es sah auch nicht so aus, als sei der zweite Balken beschädigt. Er lag
     gleich hinter der Tür. Beide Balken wirkten recht massiv. Bei beiden waren die Enden mit Seil umwickelt, damit, wie ihr schien,
     das Holz nicht an den eisernen Halterungen entlangscheuerte, in denen der Balken ruhte. An einem der Balken war das Seil beidseitig
     abgewickelt, schwarz und am Ende aufgefasert.
    Hier gab es allerdings ein Problem zu lösen. Es sei denn, der Besitzer des Taschentuchs konnte ihr eine Antwort liefern.
    Fidelma ging zur Tür zurück. Plötzlich glitt sie aus. Sie konnte sich gerade noch fangen. Gleich hinter der Tür entdeckte
     sie einen kleinen, dunklen Talgfleck. Fidelmas scharfe Augen bemerkten sofort einen ähnlichen Fleck auf der anderen Seite
     der Tür. Sie beugte sich hinab, um sie zu untersuchen. Da fielen ihr zwei Nägel im Türrahmen auf, einer rechts und einer links
     von der Tür. An jedem der Nägel hing ein Stück Seil, das ebenfalls geschwärzt und am Ende ausgefranst war.
    Schwester Fidelma presste die Lippen aufeinander, stand eine Weile ruhig da und starrte auf die Tür, ehe sie sich umwandte
     und die Todeskammer verließ.
     
    In Abt Laisrans Zimmer setzte sich Schwester Fidelma an den langen Tisch. Sie hatte mit dem Abt vereinbart, dass sie jeden
     befragen dürfte, von dem sie glaubte, er könnte ihr bei der Lösung des Problems behilflich sein. Laisran hatte ihr angeboten, |180| bei den Befragungen anwesend zu sein, doch das hatte sie nicht für notwendig erachtet. Der Abt hatte sich in ein Nebenzimmer
     zurückgezogen, ihr aber eine Glocke gegeben, mit der sie ihn jederzeit herbeirufen konnte, falls sie seine Hilfe brauchte.
    Bruder Ultan wurde dazu abgestellt, diejenigen herbeizuholen, die sie befragen wollte. Er wurde unverzüglich

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