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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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losgeschickt,
     um Wulfstans Gefährten Eadred, den zweiten angelsächsischen Prinzen, herbeizuschaffen, der Ultan zusammen mit seinem Vetter
     Raedwald geholfen hatte, die Tür von Wulfstans Kammer aufzubrechen.
    Eadred war ein hochmütiger Jüngling mit flachsblondem Haar und kalten, ausdruckslosen blauen Augen. Seine Gesichtszüge waren
     in einer Mischung aus Verachtung und Langeweile erstarrt. Er trat ins Zimmer, und seine Augen verengten sich, als er Schwester
     Fidelmas ansichtig wurde. Ein großer, muskulöser Mann Ende zwanzig begleitete Eadred. Obwohl er keine Waffen trug, benahm
     er sich, als sei er der Leibwächter des Prinzen.
    »Bist du Eadred?«, fragte Fidelma den jungen Mann.
    Der sah sie nur finster an.
    »Ich beantworte keine von einer Frau gestellte Frage.« Seine Stimme war so schroff und sein Akzent so kehlig, dass sein gestelztes
     Irisch sehr barsch klang.
    Schwester Fidelma seufzte. Sie hatte schon gehört, dass die Angelsachsen überaus arrogant sein konnten und ihre Frauen eher
     wie Besitztümer als wie Menschen behandelten.
    »Ich untersuche den Tod von Wulfstan, einem deiner Landsleute. Also muss ich darauf bestehen, dass meine Fragen beantwortet
     werden«, erwiderte sie mit fester Stimme.
    Eadred ignorierte sie einfach.
    »Lady.« Nun sprach der muskulöse Angelsachse. Sein Irisch war wesentlich besser als das seines Prinzen. »Ich bin Raedwald, |181| Than von Staeningum, Vetter des Thans von Andredswald. Prinzen unseres Volkes reden nur mit Frauen, die von königlichem Geblüt
     und ihnen also gleichrangig sind.«
    »Ich danke dir für deine Höflichkeit und die Erklärung eurer Sitten, Raedwald. Eadred, deinem Vetter, scheint es dagegen am
     Wissen über die Gesetze und Gebräuche des Landes zu mangeln, in dem er zur Zeit zu Gast ist.«
    Sie übersah das zornige Stirnrunzeln Eadreds, griff nach der kleinen Silberglocke auf dem Tisch und läutete. Abt Laisran tauchte
     aus dem Nebenzimmer auf.
    »Wie du mir angedeutet hast, Bruder Abt, scheinen die Angelsachsen tatsächlich zu glauben, dass sie über die Gesetze dieses
     Landes erhaben sind. Vielleicht werden sie aus deinem Munde eine Erklärung akzeptieren.«
    Laisran nickte und wandte sich an die beiden jungen Männer. Er erklärte ihnen unumwunden, welchen Rang Fidelma in der Rechtsprechung
     innehatte, und betonte, dass selbst der Hochkönig von ihrer Weisheit und Gelehrsamkeit Notiz nehmen musste. Eadred blickte
     noch immer finster drein, neigte aber mit einer steifen Bewegung das Haupt, als Laisran ihm mitteilte, auch er sei nach den
     Gesetzen des Landes dazu verpflichtet, Fidelmas Fragen zu beantworten. Raedwald schien das als selbstverständlich hinzunehmen.
    »Da dein Landsmann dich als eine Person von königlichem Rang einschätzt, werde ich mich herablassen, deine Fragen zu beantworten«,
     verkündete Eadred, trat vor und setzte sich hin, ohne auf Fidelmas Erlaubnis zu warten. Raedwald blieb stehen.
    Fidelma wechselte einen Blick mit Laisran, der mit den Achseln zuckte. »Die Sitten der Angelsachsen sind nicht unsere Sitten,
     Schwester Fidelma«, erklärte er entschuldigend. »Ich bitte dich, ihre Neigung zu ungehobeltem Benehmen zu übersehen.«
    |182| Eadreds Gesicht überzog sich mit Zornesröte.
    »Ich bin ein Prinz aus dem königlichen Geblüt der südlichen Angelsachsen, stamme in direkter Blutsverwandtschaft über meinen
     Vorfahren Aelle vom großen Gott Wodan ab!«
    Raedwald, der still und mit verschränkten Armen hinter ihm stand, schaute unglücklich drein, wollte etwas sagen, schwieg dann
     aber.
    Abt Laisran bekreuzigte sich entsetzt. Schwester Fidelma starrte den jungen Mann nur belustigt an.
    »Also bist du noch kein wirklicher Christ, der nur an den einen wahren Gott glaubt?«
    Eadred biss sich auf die Unterlippe.
    »Alle Königshäuser der Angelsachsen führen ihre Abstammung auf Wodan zurück, ganz gleich, ob sie ihn als Gott, Mann oder Kriegsheld
     verehrten«, rechtfertigte er sich.
    »Dann erzähle mir etwas über dich. Ich habe gehört, dass du ein Vetter von Wulfstan bist? Wenn du es schwierig findest, dich
     in unserer Sprache auszudrücken, kannst du gern Latein oder Griechisch sprechen. Ich bin in beiden Sprachen bestens bewandert.«
    »Ich aber nicht«, bellte Eadred. »Ich spreche wegen meiner Studien hier eure Sprache, aber ich beherrsche keine andere fließend,
     wenn ich auch ein wenig Latein kann.«
    Schwester Fidelma verbarg ihre Überraschung und forderte ihn mit einer Geste auf,

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