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Der falsche Apostel

Der falsche Apostel

Titel: Der falsche Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Tremayne
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Kopf und sagte: »Nein, Eadred hatte recht. Das Motto kann nämlich auch bedeuten: ›Hüte deine Zunge‹.
     Es ist das Motto des fränkischen Prinzen Dagobert. Ich habe den jungen Mann erst kürzlich darauf hingewiesen, wie drohend
     sein Wahlspruch klingt.«
    Schwester Fidelma rekelte sich und blickte ihn nachdenklich an. »Das ist schlecht für Dagobert, den Franken. Jetzt wird er
     des Mordes verdächtigt.«
    »Nicht unbedingt. Jeder hätte das Tuch nehmen und dort fallen lassen können, und es gibt wahrhaftig viele, die die arroganten
     Angelsachsen hassen. Ich habe sogar gehört, wie es Finan einmal herausrutschte, er würde sie am liebsten alle miteinander
     ersäufen!«
    Fidelma zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Willst du damit sagen, dass wir Professor Finan auch zu den Verdächtigen zählen müssen?«
    Plötzlich lachte Abt Laisran wieder.
    »Oh, allein der Gedanke, dass Finan seine Gestalt ändert, um |189| in einen verschlossenen Raum zu gelangen, dort einen Mord begeht und wieder herauskommt, ohne die Riegel zu entfernen, ist
     wirklich amüsant, aber kaum einer ernsthaften Erwägung wert.«
    Schwester Fidelma schaute Laisran immer noch nachdenklich an.
    »Du glaubst also, dass der Mörder tatsächlich zaubern kann?«
    Laisrans rundliches Gesicht verfinsterte sich, und er bekreuzigte sich hastig.
    »Gott schütze mich vor allem Bösen, Fidelma, aber gibt es eine andere Erklärung? Wir stammen beide aus einer Kultur, die eine
     Veränderung der Gestalt für völlig normal hält. Geh unter deine Leute, und dann sagen sie dir, dass die Druiden noch immer
     existieren und genau diese Fähigkeit besitzen. Wurde nicht Diarmuids Ziehbruder in einen Eber verwandelt, und ward nicht Caer,
     die Geliebte des Aengus Og, verflucht, jedes zweite Jahr ihre Gestalt zu ändern?«
    »Das sind uralte Legenden, Laisran«, mahnte ihn Schwester Fidelma. »Wir leben in der Wirklichkeit, im Hier und Jetzt. Und
     denjenigen, der Wulfstan getötet hat, finden wir unter den Menschen dieser Gemeinschaft. Ehe ich jedoch Dagobert befrage,
     möchte ich mir noch einmal Wulfstans Zimmer ansehen.«
    Abt Laisran zupfte sich an der Unterlippe. Er wirkte ein bisschen verwirrt.
    »Das verstehe ich nicht, Schwester Fidelma. Jeder in unserer Gemeinschaft hier in Durrow hatte einen Grund, Wulfstan zu töten,
     und jeder ist verdächtig. Willst du das damit sagen? Dann ist zwar jeder verdächtig, aber gleichzeitig kann auch niemand die
     Tat begangen haben, denn sie liegt jenseits menschlicher Möglichkeiten.«
    |190| »Nun, das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Schwester Fidelma dem Abt mit Bestimmtheit, während sie vor ihm her schritt. Sie
     blieb an der geöffneten Tür zu dem Raum stehen, der einmal Wulfstans Kammer gewesen war.
    Man hatte Wulfstans Leichnam inzwischen in die Kapelle des Hl. Benignus geschafft. Dort traf man Vorbereitungen dafür, den
     Sarkophag an die Küste zu bringen, von wo Eadred und sein Gefolge ihn über das Meer zum Land der südlichen Angelsachsen begleiten
     würden, das an der Südküste Britanniens lag.
    Wieder starrte Schwester Fidelma auf den grauen Steinfußboden, schritt über die großen Granitplatten, prüfte jede mit dem
     Fuß. Dann schaute sie zur Decke hinauf. Und schließlich wandte sie den Blick zu dem Gitter vor dem Fenster.
    »Hilf mir«, verlangte sie plötzlich.
    Abt Laisran sah sie überrascht an, als sie den Tisch zum Fenster zu schieben begann.
    Schnell half er ihr bei ihren Bemühungen. Er lächelte ein wenig verlegen.
    »Wenn meine Novizen ihren Abt sehen könnten, wie er Möbel rückt …«, hub er an.
    »Dann würden sie merken, dass ihr Abt auch nur ein Mensch ist«, vollendete Fidelma lächelnd den Satz.
    Sie schoben den Tisch unter das vergitterte Fenster, und zu Abt Laisrans Verwunderung kletterte Schwester Fidelma behende
     hinauf. Der Tisch war etwa drei Fuß hoch, und weil Schwester Fidelma groß war, konnte sie nun leicht die Gitterstäbe des Fensters
     erreichen, dessen Unterkante etwa acht Fuß über dem Boden lag. Sie packte nacheinander jede der zolldicken Eisenstangen mit
     beiden Händen und prüfte sie sorgfältig.
    Enttäuscht ließ sie die Schultern hängen. Sie ergriff den hilfreich |191| ausgestreckten Arm Laisrans und kletterte langsam wieder vom Tisch herunter.
    »Ich dachte, die Gitterstangen wären vielleicht lose gewesen.«
    »Ein guter Gedanke«, versuchte Laisran sie aufzumuntern.
    »Komm, zeig mir das Stockwerk über diesem«, bat Schwester Fidelma ihn

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