Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
murmelte einen hastig zusammengesetzten Vers, der die Blutung des Tischlers weitgehend zum Stillstand brachte. Das musste genügen. Mehr konnte er im Augenblick nicht tun.
Prak stand inmitten einer Traube von Söldnern, die er um mehr als Kopfeslänge überragte. Er drosch mit seiner Keule wild um sich und schrie dabei wie ein Verrückter. Sein ‘Jahuuuu’ ging Alep durch Mark und Bein. Alep rannte zu seinem Eschenstab, zog ihn mit einem kräftigen Ruck aus dem Körper des Toten und eilte quer über den Hof, den Blick fest auf den Mörder seiner Familie gerichtet.
Zwei Söldner schoben sich an Havlock vorbei und traten Alep entgegen. Wieder und wieder krachten ihre gebogenen Klingen in den magischen Schild, während Alep verzweifelt versuchte, an ihnen vorbeizukommen. Havlock bedachte seine Anstrengungen mit einem verächtlichen Grinsen.
Alep spürte, dass der Schild mit jedem Hieb dünner wurde und sich langsam aufzulösen begann. Ein kräftiger Stoß mit der Stabklinge und einer der Angreifer spuckte Blut und fiel in den Staub.
Bevor Alep den zweiten Söldner niederstreckte, schlug dieser ein letztes Mal mit aller Kraft zu. Der Schutzschild zerbarst wie Glas. Doch das war Alep jetzt gleichgültig. Er hatte nur einen Gedanken: Havlock. Der Weg zur Gasse lag frei vor ihm. Alep stürmte auf die schmale Gasse zu. Er erreichte die Passage und sah Havlock mit wehenden Mantelaufschlägen um die Ecke zur Hauptstraße verschwinden. „Ich kriege dich, Mörder“, schrie er hinter ihm her.
Inzwischen hatten sich die Fenster der benachbarten Häuser mit Köpfen neugieriger Anwohner gefüllt.
In Hornburg waren bewaffnete Auseinandersetzungen an der Tagesordnung, aber nicht mit so vielen Dummköpfen zur gleichen Zeit. Alep nahm nur am Rande war, dass die Zuschauer Wetten untereinander vereinbarten.
„Drei Silberstücke auf die Söldner!“
„Der seltsame Vogel grillt noch mindestens zwei Soldaten!“
„Niemals!“
„Der Troll steht als letzter auf den Beinen. Ein Goldstück darauf.“
„Die Fremden entscheiden den Kampf für sich. Ein Goldstück auf die Fremden. Wer hält dagegen?“
„Ich!“
Alep schüttelte ungläubig den Kopf. Er blieb stehen und sah zu den hell erleuchteten Fenstern hinauf.
„Ein Goldstück, dass der Söldner dem gaffenden Dummkopf da den Kopf abschlägt.“ Alep brauchte einen Herzschlag um zu erkennen, welchen Kopf der Fensterwetter gemeint hatte. Er ging in die Knie, ließ sich nach hinten fallen und stach mit dem Stab schräg nach oben. Keinen Augenblick zu früh. Die aufgesetzte Klinge stieß dem heranstürmenden Söldner unter dem Kettenhemd hindurch in den Bauch. Der Soldat taumelte und fiel schließlich auf Alep und das Schwert, das er im Tode noch immer fest umklammert hielt, fuhr Alep zwischen die Rippen.
Alep stöhnte erschrocken. Er presste seine Hand gegen die Brust und hob sie vor die Augen. Blut! Die Wunde war nicht lebensgefährlich, schmerzte aber stark. In einem steten Strom ergoss sich Aleps Blut über Brust und Bauch. Er schloss die Augen, konzentrierte sich auf sein Inneres und heilte, so gut es ging, das verletzte Gewebe. Mühsam stand er auf und sah sich um. Zwei Söldner standen noch. Prak drosch dem kleineren Soldaten seine Keule ins Gesicht. Der Söldner sackte zusammen wie ein Sack Hafer. Der andere ließ sein Schwert fallen, hob seine Arme und schrie: “Ich ergebe mich. Ich ergebe mich.“
„Zu spät!“, erwiderte Prak leise drohend und näherte sich mit erhobener Keule. Doch bevor er zuschlagen konnte, ertönte eine neue Stimme aus der Gasse. „Halt! Im Namen des Königs.“ Noch ehe die königlichen Soldaten im Laufschritt den Hof erreichten, verschwanden reihum die Köpfe aus den Fenstern und die Läden wurden zugeknallt.
Neun Soldaten in der Uniform des Königs traten den Gefährten entgegen. Vorneweg marschierte ein junger Hauptmann im rotem Waffenrock der Garde. Er hob die rechte Hand und der kleine Zug Soldaten blieb abrupt stehen. Mit einem Blick nahm er die toten und verletzten Söldner wahr. Dann wandte er sich an die Gefährten. „Was ist hier vorgefallen?“
Alep trat einen Schritt vor. „Wir wurden angegriffen.“
Der Wächter des Königs drehte sich zu dem fremden Soldaten. „Stimmt das?“
„Nun, ja!“, erklärte er.
„Eure Namen“, forderte der Wächter. Alep sagte sie ihm. „Ihr steht unter Arrest. Alle! Novscher!“
„Ja, Hauptmann?“ Ein alter Soldat trat vor.
„Nimm drei Männer und räum die Schweinerei hier
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