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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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sein rechtes Auge. Dann streckte er seinen Hals nach vorn, bis sein schmaler Kopf genau vor Vast schwebte. Er gähnte genüsslich, wobei er seine Zähne entblößte. Vast wich schnell einen Schritt zurück. „Zuerst einmal: An diesem Missgeschick trage nicht ich allein die Schuld. Ein gerüttelt Maß davon gebührte auch Eurem Golembruder.
    Ach, was verteidige ich mich“, murmelte er dann. „Das versteht Ihr ohnehin nicht. Und wenn Euer Bruder darauf besteht - gern und jederzeit! Er kann nicht gewinnen und ich glaube, das weiß er auch. Sein Meister weiß es ganz bestimmt. Denn ich bin der letzte Vertreter einer sagenumwobenen Rasse.“
    „Wir werden sehen“, erwiderte Vast ebenso leise. Dann wandte er sich an die Gefährten.
    „Jetzt lasst uns gehen.“
    Von der Kaserne der Stadtwache aus waren es nur einige hundert Meter bis zum Palast. Vor dem Palastportal standen zwei Wächter der königlichen Garde in voller Plattenrüstung. Über ihren Harnischen trugen sie graue Wappenröcke, verziert mit dem Drachensymbol.
    „Überall treffe ich Verwandte“, war Wiggets bissiger Kommentar.
    Vast führte sie ohne ein Wort der Erklärung an den Wächtern vorbei und betrat den Königspalast. Er führte die kleine Gruppe durch lange dunkle Gänge, die nur spärlich von Wandfackeln und Kerzenleuchtern erhellt waren. Überall hingen Wandteppiche und kostbare Gemälde, die verschiedene Szenen aus dem Leben der Könige zeigten.
    Soviel prunkvolle Eintönigkeit, dachte Alep, als sie eine Zeitlang schweigend gegangen waren. Nur das Klacken ihrer Stiefel, das vernehmlich durch die hohen Gänge hallte, begleitete sie. Vast führte sie immer tiefer hinab. Der Palast war größer, als es von außen den Anschein hatte. Sie erreichten einen hohen Raum, dessen Decke von mächtigen Steinsäulen gestützt wurde. Alep trat neben Kwin und beobachtete ihn still. „Was macht deine Verletzung?“
    „Es geht. Der Heiler, der mich versorgte, war recht gut.“
    Vast betrat einen schmalen Gang, gegenüber einer Treppe, und eilte zielstrebig einem unbekannten Ziel zu. Alep, Kwin und Prak folgten ihm. Endlich hielten sie vor einer massiven Eichentür an. Vast hob die zur Faust geballte Hand, doch ehe er anklopfen konnte, ertönte von drinnen eine dumpfe Stimme: „Herein!“ Vast öffnete die Tür. Mit einer Handbewegung forderte er die Gefährten auf, einzutreten.
     
    Schon an der Schwelle stach Alep ein scharfer, fast beißender Geruch in die Nase, den er nicht einordnen konnte. Die verschiedenen Gerüche vereinigten sich zu einem eigenen, sehr unangenehmen Aroma.
    Als er den Raum des Magiers betreten wollte, stellte er überrascht fest, dass er die Schwelle nicht überschreiten konnte. Prak, der hinter ihm nachdrängte, lief auf ihn auf und Alep hatte das Gefühl, zwischen dem massigen Troll und der unsichtbaren Abschirmung zerquetscht zu werden.
    „Was stehst du hier herum und hältst mich auf? Tritt ein“, forderte Prak ungehalten.
    „Leicht gesagt. Ich kann mich nicht bewegen“, erwiderte Alep ratlos. Mit geöffneten Händen tastete er sich an der Barriere entlang. Sie füllte den Türrahmen gänzlich aus, wie eine zweite Tür. Und sie war warm.
    Vast, der ohne aufgehalten zu werden eingetreten war, drehte sich nun um und betrachtete Alep finster. Ein seltsames, fast erleichtertes Lächeln breitete sich auf seinem unregelmäßigen Gesicht aus. „Stell dich nicht dümmer als du bist, Tiefländer“, erklärte Prak unwirsch. „Das ist ein ganz gewöhnliche waffenabweisende Schutzwand. Stell deinen Stab weg, und tritt ein.“
    Alep legte den Eschenstab zu den Waffen seiner Gefährten und folgte ihnen.
    Der Raum des Magiers war groß und fensterlos, düster und hoch. Er glich eher einer Halle als einem Zimmer, wie man es in einem Palast vermuten würde. Hohe Wände, fünf insgesamt, stellte Alep überrascht fest, endeten in einer Decke, die über und über mit magischen Symbolen bedeckt war. Pentagramme, Flammensymbole, Hexagramme, Sternbilder, fremde Runenzeichen und die Abbildungen der vier Elemente: Wasser, Luft, Erde und Feuer. An den Wänden zogen sich weitläufige Regale entlang, vollgestopft mit Büchern, Schriftrollen und Amuletten verschiedener Art. Alep erkannte Wünschelruten, Edelsteine, handgroße Statuetten, Drachenzähne, Totenschädel, Gläser mit lebenden und toten Tieren oder Teilen davon, Tierschädel und einen riesigen Brocken Lehm, der im hellen Kerzenschein feucht glänzte.
    In der Mitte des Raumes erhob sich ein

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