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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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weg. Danach kehrst du unverzüglich zum Arresthaus zurück. Märker?“
    „Ja, Herr?“
    „Eine Botschaft an Oberst Nika über die Ereignisse hier. Berichte ihm, was vorgefallen ist. Wir bringen die Gefangenen ins Arresthaus.“
    Der Wächter wandte sich an die Gefährten. „Auf gehts, meine Herren.“
    „Halt“, rief Kwin aufgebracht. „Mein Hund ist da oben in unserem Zimmer. Er kann nicht allein dort bleiben.“
    Der junge Hauptmann verzog säuerlich den Mund. „Also gut. Novscher! Wenn das hier erledigt ist, kümmerst du dich um den Hund dieses Mannes.“
    Die Soldaten nahmen die Gefangenen in die Mitte. Vornweg marschierte mit unbeweglicher Miene und zackigem Tritt Hauptmann Ratibor.
    Kwin hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Seite und stöhnte bei jedem Schritt. Alep hatte die Wunde nicht gänzlich schließen können und noch immer floss Blut heraus, wenn auch bedeutend weniger. Er schob seine Schulter unter Kwins Achsel und stützte ihn. Prak hatte lediglich ein paar Kratzer abbekommen. Er grinste still vergnügt vor sich hin.
    Irgendwann erreichten sie den Königshügel und das Arresthaus. Alep wusste hinterher nicht mehr zu sagen, wie er den Weg bis dorthin geschafft hatte.
    Aus einigen Räumen ertönte das Schnarchen betrunkener Männer und - zu Aleps Überraschung - auch das einer Frau. Er schüttelte den Kopf. Kwin stöhnte leise.
    Ratibor öffnete die Zellentüren und scheuchte einen nach dem anderen hinein. Als er die Tür hinter Kwin verriegelte, wandte Alep sich an den Hauptmann: „Mein Freund braucht Hilfe. Er ist verletzt.“
    Ratibor funkelte ihn an. „Ich kümmere mich darum.“
    In die letzte Zelle, ganz am Ende des Ganges, wurde Alep mit Wigget eingesperrt. Als die Tür hinter ihm zufiel, tastete er vorsichtig über seine Brust. Die Wunde hatte wieder zu bluten angefangen und Alep wusste, dass er nicht mehr genug Kraft hatte sich selbst zu heilen. Jetzt brauchte er selbst Hilfe. Bevor der Schlüssel im Schloss herumgedreht wurde, wandte er sich bedächtig um, näherte sich zaghaft der kleinen Klappe in der Tür, klopfte und sagte. „Wenn mein Freund versorgt ist, dann könnt Ihr Euren Heiler zu mir bringen, bitte.“ Dann wurde ihm schwarz vor Augen.
     
    Alep erwachte mit Schmerzen. Behutsam tastete er über seine Brust. Ein dicker Verband lag darum. Die Wunde war ordentlich versorgt worden. Durch das vergitterte Sichtviereck in der schweren Holztür erkannte er eine brennende Kerze an der gegenüberliegenden Wand. Sie verbreitete ein diffuses Licht, von dem kaum etwas in die Zelle drang. Die Wände waren einmal weiß getüncht gewesen. Jetzt waren sie dreckig, die Tünche längst abgebröckelt. Ein zweiter Blick aus dem kleinen, knapp unterhalb der Decke und für ihn unerreichbar eingelassenen Fenster, zeigte ihm, dass der Morgen dämmerte. Andere Sünder, die vor ihm hier einquartiert waren, hatten kleine Botschaften in den Kalk geritzt, manches war noch zu erkennen, aber es war zu dunkel, um sie zu entziffern. Das einzige Möbelstück war die strohbedeckte Pritsche. Das Stroh war feucht und roch muffig. Alep setzte sich vorsichtig auf und lehnte sich mit dem Rücken an die Zellenwand. Es tat gut, einfach nur dazusitzen und zu fühlen, wie der Schmerz nachließ. Er beugte sich zu Wigget und betastete prüfend den Hals des Drachen. Die Schwellung war verschwunden.
    Alep fragte sich besorgt, wie es Kwin wohl gehen mochte. An seiner eigenen Wunde gemessen, war der Heiler, der ihn versorgt hatte ein fähiger Mann, der sein Handwerk verstand. Aber Alep wusste nicht, wie schwer Kwins Verletzung tatsächlich war. Nun, er würde es erfahren. Ändern konnte er jetzt ohnehin nichts mehr.
    Es ärgerte ihn, dass er den Mörder seiner Familie hatte entkommen lassen. Aber immerhin hatte er nun einen weiteren Hinweis auf seine Herkunft erhalten. Der fremdländische Akzent des Mörders wies ihn als Heetländer aus. Der Krieg zwischen Heetland und Burnyk währte nun schon eine Ewigkeit und wurde mit nicht weniger Abneigung und Verachtung ausgetragen, wie die Feindschaft zwischen Menschen und Trollen.
    Alep hatte keinen Grund, an Praks Aufrichtigkeit zu zweifeln. Sein Stolz mochte ihn immer wieder dahin bringen, unnötige Streitereien vom Zaun zu brechen, doch unbestritten war, dass sie ohne seine Hilfe erschlagen worden wären.
    Mit diesem Gedanken schlief er wieder ein. Viele Stunden später wurde er von schweren Stiefelschritten geweckt. Inzwischen hatte die anbrechende Nacht das letzte

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