Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Söldnern.
„Aber natürlich kann ich ihm helfen“, erklang Wiggets Stimme von oben. Alle im Hof schauten auf. Hoch über ihnen thronte Wigget auf dem Fenstersims und sah missbilligend nach unten. Dann wandte er sich zu Aleps Überraschung an Prak. „Trollkrieger! Im Namen des Steins fordere ich Euch auf, uns bei diesem Kampf zur Seite zu stehen. Es geht um Euer Leben ebenso wie um das unsere. Viel Ruhm und Ehre werdet Ihr heute erringen, stehen wir doch einer dreifachen Übermacht gegenüber.“
Prak grunzte zustimmend. Er nahm seine eisenbeschlagene Keule in beide Hände, stapfte auf langen, kräftigen Beinen vor und stellte sich neben Alep und Kwin. Die Konturen seines Gesichtes verschwammen und die Züge seines Schutzgeistes legten sich darüber. Zögernd näherten sich die Soldaten.
Wieder erklang Wiggets Stimme, der nun vom Fenster herab segelte und sich auf Aleps Schulter niederließ. „Ihr verschwindet besser, solange ihr noch könnt“, mahnte er die Söldner.
„Ja! Besser wär’s“, sagte Kwin.
Prak nickte zustimmend und tätschelte dabei seine Keule. „Aber schade wär’s auch. Wenn sie unbedingt bleiben wollen, sollen sie. Kommt, ihr Hohlköpfe, holt euch eure Abreibung von Prak, dem besten Krieger der Berge.“
Die Söldner rückten jetzt entschlossenen vor und kreisten ihre Gegner zielstrebig ein.
Prak stürzte nach vorn. Mit einem kurzen Schwung seiner Keule schlug er den ihm am nächsten stehenden Söldner von den Beinen. Er wirbelte herum und zog die Keule mit beiden Händen im Halbkreis nach. Sie landete mit einem Krachen auf dem Hinterkopf eines weiteren Söldners. Das Geräusch des berstenden Schädels versicherte ihm, dass er von dieser Seite fortan nichts mehr zu befürchten hatte. Die Keule vor seinen Körper haltend stieß er sie geradewegs einem dritten Söldner in die Brust. Zwar linderte das Kettenhemd die Gewalt des Keulenstoßes, konnte aber nicht verhindern, dass Rippen und Brustbein des Soldaten brachen. Der überraschte Söldner flog nach hinten und blieb bewegungslos liegen.
Kwin hatte Probleme. Mit seinem kurzen Dolch konnte er sich das Schwert seines Gegners nur mit Mühe vom Leibe halten. Mehr als ihn eine Zeitlang zu binden, konnte er nicht erreichen, und er musste darauf hoffen, dass ihm bald jemand hilfreich beispringen würde.
Der Söldner verstand sein Handwerk. Kwin schwitzte, trotz der kühlen Witterung. Mit einem kräftigen Hieb fegte der Soldat Kwins Dolch zur Seite und brachte ihm eine klaffende Wunde unterhalb der Rippen bei.
Kwins schmerzerfüllter Aufschrei hallte über den Hinterhof. Stöhnend sank er auf die Knie und betrachtete fassungslos sein Hemd, dass sich mit seinem eigenen Blut vollsog. Der Söldner trat siegessicher vor und hob sein Schwert.
Es war Wigget, der Kwin als erster erreichte. Der Drache glitt mit ausgebreiteten Flügeln heran. Der Soldat sah auf und wich überrascht einen Schritt zurück. Doch Alep war schneller. Noch bevor Kwin verletzt wurde, hatte er die Gefahr gespürt, in der sein Freund sich befand. Die eigene Sicherheit missachtend wandte er sich um und stürzte dem Söldner laut schreiend entgegen. Noch im Lauf hob er den Eschenstab und schleuderte ihn, Klinge voraus, dem Krieger in die Brust. Mit Genugtuung und einem Gefühl tiefer Beruhigung sah Alep den Fremden sterben.
„Hinter Euch!“, rief Wigget plötzlich. Alep warf sich flach auf den Bauch und rollte herum. Der Krieger, dem er zuvor so unvorsichtig den Rücken zugewandt hatte, war ihm gefolgt. Alep lag wie versteinert da. Mit Entsetzen beobachtete er das feindliche Schwert, das drohend über ihm schwebte und dann in seine Brust fuhr. Doch der Schmerz blieb aus. Die magische Barriere, die noch immer um seinen Körper lag, hatte den Schwertstoß aufgefangenen. Der Söldner starrte Alep verblüfft in die Augen. Dann war Wigget da und hüllte den feindlichen Krieger in Feuer. Lichterloh brennend und gleißende Flammenzungen hinter sich herziehend rannte der fremde Soldat laut schreiend davon.
„Was hat dich so lange aufgehalten?“, fragte Alep vorwurfsvoll.
„Eure Behändigkeit ist beeindruckend! Ihr seid ein Meister, wenn es ums Rennen und Werfen geht. Ein Künstler. Ich habe Eure Vorführung genossen. Ehrlich.“
Alep sah sich nach Kwin um, der sich gerade wieder erhob. Das Gesicht des Tischlers war weiß wie Leinen. Er lebt, dachte Alep erleichtert. Schnell lief er zu ihm, legte ohne ein Wort der Erklärung seine Hand auf die Wunde des Freundes und
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