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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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sich über die Anwesenden. Prak stand mit nach innen gekehrtem Blick und hielt stumme Zwiesprache. „Ich bin einverstanden“, erklärte er ruhig.
    Taukon sagte: „Ja, er soll es versuchen. Ich glaube, dass das alles hier wie für ihn gemacht ist.“
    „Gut“, sagte Rendon. „Wir werden eine Stunde auf deine Rückkehr warten, nicht länger.“
    Kwin legte den Eibenbogen und sein Bündel mit Werkzeug ab. Einer plötzlichen Eingebung folgend öffnete er es, wählte einige seiner kostbaren Werkzeuge aus und steckte sie in seinen Gürtel. Dann beugte er sich zu Twist herab, der sich auf die Hinterläufe gesetzt hatte und seine lange Schnauze reckte. „Du wirst hier auf mich warten, Twist, hörst du? Und wenn ich nicht wiederkehre, wird Prak sich um dich kümmern.“ Kwin sah bittend zu Prak hinüber, der ihm mit einem Nicken sein Einverständnis gab.
    „Es wird ihm gutgehen bei mir“, sagte Prak.
    Noch einmal klopfte er Twist auf Schulter und Brust. Er erhob sich, machte einen langen Schritt und war verschwunden. Twist aber sprang sofort auf und folgte seinem Herrn, noch bevor einer der Anwesenden ihn zurückhalten konnte.
    „Ich habe mein Versprechen gebrochen, noch bevor es begann“, sagte Prak ungläubig staunend, als Twist verschwunden war. Alle betrachteten ihn mitfühlend und sahen die traurige Miene des Trolls.
    „Sag das nicht, Prak“, Taukon Dex trat an seine Seite. „Der Hund liebt seinen Herrn mehr als das Versprechen, das dieser dir abgerungen hat. Glaub mir, so ist es besser. Ich habe Hunde sterben sehen, gleich nachdem ihre Herrn gestorben waren. Du hättest dein Versprechen niemals einlösen können. Und das weiß Kwin auch.“

10. Das Geschenk der Bäume
     
    In grauer Vorzeit folgte der Urahn aller Drachen, Drachenkönig Gult, den tief in den Berg führenden Höhlengängen des Drachenberges und erreichte alsbald die Pforte zum Talikon. Der bogenartig geformte Durchlass gab den Blick frei auf eine weitläufige Grotte. Gult trat hindurch und fand sich unversehens in einer fremden Welt wieder. Seine Verwirrung war anfangs groß, und er suchte lange, bevor er einen Weg zurück fand.
    Er lernte das Land kennen, mühte sich mit mächtigen Schlägen seiner ledernen Schwingen, denn kein Wind war da, seinen Körper zu tragen. Von einem Ende zum anderen erkundete er die fremden Gefilde, die in keiner Erzählung der Alten Erwähnung fanden und erkannte, dass sie ein Abbild seiner eigenen Welt waren.
    Er entdeckte kein bewegtes Leben in diesem Land, nur Pflanzen, Gräser, Büsche und Bäume. Er erforschte den Süden und fand einen unbekannten Kontinent. Im Westen entdeckte er Heetland, das ebenso unbelebt dalag, wie alle anderen Regionen. Im Norden und zwischen den Kontinenten fand er Inseln von großer Schönheit. Ungläubiges Staunen erfasste ihn, als er den Drachenberg hoch über dem Drachensee aufragen sah. Er landete vor dem Höhleneingang und betrat sein stilles Reich. Keine Drachen fand er, keine Brutstätten, und auch sonst nichts und doch fühlte er sich seiner Heimat nahe. Nichts fehlte aber dieser Ort entbehrte alles, wofür er lebte und wofür es sich zu leben lohnte. Hinab stieg er die vertrauten Höhlengänge an jenen Ort, wo in der wirklichen Welt der Eingang ins unbekannte Land war und fand sich unversehens vor einer undurchdringlichen Höhlenwand wieder. Hier gab es keinen Durchgang. Enttäuscht und einsam kehrte er zurück und suchte sich zu erinnern, an welcher Stelle er diese Welt betreten hatte und eilte von Ost nach West und von Süd nach Nord auf der Suche nach einer Pforte zurück. Er flog, bis seine Kräfte ihn verließen. Nach einer langen Zeit, die ihm wie eine Ewigkeit erschien, sah er zur Sonne hinauf und erschrak bei ihrem Anblick. Sie stand an der gleichen Stelle, wie zu jenem Zeitpunkt, als er zum ersten Mal hinauf in den immer blauen Himmel gesehen hatte. Es war noch immer die elfte Stunde des Tages. Müde und verwirrt landete er in der Nähe eines kleinen Waldgebietes und suchte Ruhe. Da vernahm er ein Flüstern: “Sohn! Hast du endlich den Weg gefunden? Komm und sprich mit mir.“
    Der König der Winde erhob sich und drehte seinen massigen Körper in die Richtung, aus der er das Flüstern vernommen hatte: “Vater?“, fragte er verblüfft.
    “Ja!“ Ich bin hier, Sohn. Komm. Wir wollen einander begrüßen, wie es sich gehört.“
    Gult näherte sich mit gesenktem Kopf dem Waldrand.
    “Hierher!“, erklang die Stimme von neuem. “Hier bin ich. Erkennst du mich

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