Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
beschützt? Sollte nicht der Tischler Beschützer des Auserwählten sein?“
„Die Stunde ist um“, meldete sich Adengard, bevor jemand auf Taukons Bemerkung etwas erwidern konnte. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr: auch der junge Pail Milaz würde nicht wieder zurückkommen.
Prak erhob sich. „Ich gehe jetzt hinein. Wenn ich nicht zurückkehren sollte, dann bringt die Nachricht von meinem Tod in meine Heimat. Sucht nach Thedera, meiner Großmutter, und sagt ihr, ich habe meinem Volk Ehre gemacht.“ Prak stellte sich vor dem Talikon auf, atmete ein letztes Mal tief ein, tat einen Schritt, doch bevor er die unsichtbare Barriere des Talikon berührt hatte, sprang Kwin auf.
„Ich habe deine Heimat nie gesehen, Prak vom roten Stein“, entfuhr es ihm unwillkürlich und er hätte nicht sagen können, was ihn dazu veranlasst hatte. Alle starrten ihn verblüfft an.
„Nein, Tiefländer“, erwiderte Prak, „das hast du nicht.“
„Wenn du jetzt dort hineingehst, kehrst du vielleicht nie wieder zurück.“
„So mag es kommen. Ich fürchte den Tod nicht.“
„Aber es ist falsch!“, rief Kwin. „Könnt ihr alle das denn nicht erkennen?“ Erwartungsvoll sah er sich im Kreise seiner Zuhörer um. „Habt ihr euch nie gefragt, weshalb keiner der Auserwählten wieder zurückgekehrt ist?“
Die Umstehenden bedachten ihn mit prüfenden Blicken. In manchem Gesicht erkannte Kwin Ablehnung und dann wusste er endlich, was zu tun war. Den ganzen Tag schon hatte dieser unbestimmte Zweifel über die Richtigkeit der Weissagung an ihm genagt, und mehr als einmal hatte er das feste Gefühl gehabt, es fehle nur ein kleiner Schritt um Licht ins Dunkel zu bringen. Aber erst hier, im Schatten des Talikon, wurde er sich der Wahrheit endlich bewusst und erkannte mit untrüglicher Sicherheit, was von ihm erwartet wurde. Er lachte. Dann sagte er: „Auf der langen Reise nach Hornburg erzählte Wigget mir, welche Bedeutung das Talikon zu seiner Zeit gehabt hat. Er sagte, es sei der Ort gewesen, den die Drachen, wenn sie genug Lebensjahre angesammelt hatten aufsuchten, um sich der letzten Prüfung zu stellen. Wer diese Prüfung bestand wurde Baum und durfte ein zweites Leben beginnen. Weiß irgendwer, was da drinnen auf die Auserwählten wartet?“
„Nein!, sagte Yanea.
„Und trotzdem lasst ihr bereitwillig jeden hinein marschieren, den Pretorius euch vorsetzt?“
„So steht es geschrieben, Junge“, knirschte Adengard zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Ja, ich weiß“, erwiderte Kwin. „Und ich weiß, dass ihr alles tun würdet, um ihr Schicksal zu ändern. Genau wie ich.
Bevor ich Tischler wurde, habe ich viele Dinge ausprobiert aber erst bei Meister Borken habe ich eine Heimat gefunden. Den heutigen Tag habe ich in der Bibliothek verbracht und Bücher von einem gewissen Borgast von Hornburg über das wahre Tischlerhandwerk gelesen.
„Warte!“, sagte N’Gucha, die Kwin nachdenklich betrachtete. „Es gab einmal einen Vorfall, ein Streit zwischen einem Handwerker und einem Soldaten ….
„Und der Handwerker erschlug den Soldaten mit einem Eschenstab, der härter war als das Schwert“, sagte Adengard. „Der Name des Handwerkers war Borgast. Tatsächlich. Er floh, ließ alles zurück und wurde in der Hauptstadt nicht wieder gesehen.“
„Hat sich bei der Untersuchung nicht herausgestellt, dass er unschuldig war?“, fragte N'Gucha.
„So weit ich mich erinnere, ja“, bestätigte der Zwerg. „Der Soldat hat den Streit begonnen und dann bekommen, worum er gebeten hatte: Schläge. Sie sind ihm nicht bekommen. Wenn du weißt, wo Borgast ist, sag ihm, er ist frei!“
„Wenn ich kann“, erwiderte Kwin. Jetzt wusste er endlich, was Borken getan hatte, bevor er sich in Bitterquell niedergelassen hatte.
„Kommt da noch irgend etwas von Bedeutung, Tiefländer?“, fragte Prak ungeduldig.
„Ja, mein Freund. Und es wird dir nicht gefallen.“ Er sah Prak fest in die Augen. „Nicht du, ich muss dort hineingehen!“
Auf diese Eröffnung färbte sich Praks sonst grünes Gesicht grau vor Wut. „Thedera hat mich vor euch Tiefländern gewarnt“, knurrte er, „vor euren seltsamen Anwandlungen, und dass ihr nur an euch selbst denkt. Ich war geneigt, ihr zum ersten Mal keinen Glauben zu schenken, nachdem ich euch, dich und den anderen Tiefländer kennengelernt hatte. Aber nun zeigt sich erneut, dass sie um die wichtigen Dinge dieser Zeit weiß... Auch ich hätte es besser wissen müssen.“
„Und was
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