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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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weiß sie, deine Großmutter Thedera?“, rief Kwin. „Ist es tatsächlich deine Aufgabe, dorthin zu gehen und nicht zurückzukehren? Ist es dein Schicksal, dort drinnen den Tod zu finden?“
    „So mag es sein, ja“, auch Praks Stimme war nun lauter.
    „Du bist dir also nicht sicher? Ist das nicht seltsam? Sag mir, wie kommt es, dass deine Großmutter, die über alle wichtigen Dinge so viele Einzelheiten zu berichten weiß, dir gerade über dieses Ereignis, das vielleicht das wichtigste Ereignis in deinem Leben ist, nichts mitgeteilt hat?“
    Praks Kiefer klappte nach unten und er sah Kwin bestürzt und wütend zugleich an.
    „Und ihr anderen“, fuhr Kwin eilig fort, „habt die Prophezeiung studiert und es trotzdem geschehen lassen, dass ein Auserwählter nach dem anderen durch dieses Tor schreitet und habt doch nie die Möglichkeit bedacht, dass all dies nur einem einzigen Mann dient, nämlich Pretorius?“
    „Nein!“ Yanea lief auf Kwin zu und blieb dicht vor ihm stehen. Sie reckte ihr Kinn vor und funkelte ihn an. „Das haben wir nicht. Wir gründen all unseren Glauben, der ohnehin von Unsicherheit und Zweifeln getragen ist, nur auf noch schwächere Vermutungen. Wir wissen nichts, aber wir alle hoffen mit ganzer Kraft, dass der Auserwählte noch zur rechten Zeit gefunden werden kann. So sind wir bis hierher gekommen, um dann hier, zu Füßen der letzten Entscheidung, von einem Tischler aus dem Flachen Land belehrt zu werden. Aber trotzdem will ich dir gestatten, dich zu erklären, und ich hoffe für dich, dass deine Erklärung gut ist, sonst wirst du erfahren, wozu die Tochter Antevers fähig ist.“
    Kwin blieb stehen und erwiderte Yaneas Blick. „Es gefällt mir nicht, doch meine Rolle in den bevorstehenden Ereignissen ist von Bedeutung. Tatsächlich wäre mir jede andere Wendung lieber. Ich wollte nie Verantwortung übernehmen. Nun aber wird sie mir gegen meinen Willen aufgezwungen.“
    „Komm zur Sache“, forderte Rendon unwirsch.
    „Ich stehe hier, weil ich mit den wichtigsten Ereignissen, die in der Prophezeiung aufgeführt werden, aufs engste verbunden bin.“ Er sah die anderen an. „Ich bin ein Waisenkind von irgendwo, bin aber letzten Endes im Flachen Land aufgewachsen, in Kahlitaer, das seinen Namen seit jenen Tagen hat, in denen Hann T’Brien dort herrschte.
    Und sicher hätte mein Leben eine ganz andere Wendung genommen, wäre da nicht Alep gewesen, der mir treu zur Seite stand, seit wir Kinder waren und meine Kämpfe für mich ausfocht, mich behütete vor den Gefahren, in die ich mich unbekümmert hineingestürzt habe. Er ist tatsächlich mein Beschützer, war es all die Jahre, ohne dass ich es auch nur geahnt habe.“
    „Du bist kein Hexenenkelkind“, sagte N'Gucha.
    „Vielleicht doch!“, widersprach Taukon Dex. „Er weiß es nur nicht.“
    Kwin nickte. „Ich lernte den Beruf des Tischlers bei meinem alten Meister. Durch die Ausbildung bei Meister Borken war es mir überhaupt erst möglich, den Drachen im Holz aus einem Ahornast zu schnitzen, den ich Alep geschenkt habe, und Alep hat den Drachen dann zum Leben erweckt. Der Drache im Holz - Wigget - ist ebenfalls eine der zentralen Figuren in der Prophezeiung.“
    Kwin sah jeden einzelnen der Anwesenden an.
    „Heute habe ich in der Bibliothek die Bücher meines Meisters gefunden. Ein Zweifel ist ausgeschlossen. Alles, was er mich bislang gelehrt hat, steht in den Büchern von Borgast von Hornburg. Beide, Borken und Borgast sind ein und dieselbe Person.
    Im selben Regal, gleich daneben, stehen die Werke von Rodgatt von Lohe, seines Zeichens der Verfasser der Prophezeiung aber auch der erste Tischler des wahren Handwerks. Das Talikon“, Kwin zeigte auf den Eingang, „ist der Ort, an den die Drachen gingen um ihr zweites Leben als Baum zu beginnen und ich spreche die Sprache der Bäume.“
    Kwin atmete tief durch. Selbst Twist schaute ihn aufmerksam an. Dann fuhr er ruhiger fort: „Ohne mich wären alle diese Ereignisse nicht eingetreten oder entdeckt worden. Ich bin wahrscheinlich die einzige lebende Person außerhalb von Bitterquell, die die Sprache der Bäume versteht und da drin stehen viele Bäume und deshalb muss ich durch dieses Tor. Niemand sonst.“ Kwin sah sich im Kreise der Anwesenden um. Prak schien als einziger nicht überzeugt. „Eine Stunde, Prak. Du wirst nichts weiter verlieren als eine Stunde“, sagte er. „Bin ich nach Ablauf dieser Frist nicht zurück, dann komm und hol mich da raus.“
    Stille senkte

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