Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
die Schmiede. In ihrer Mitte trugen sie eine rechteckige Kiste, einem Sarg nicht unähnlich. Sie stellten sie vor Alep auf den Boden und öffneten den Deckel. „Na, Hauptmann, ist das Eure Art, mich vor Unbill zu bewahren?“
„Flachländer, du weißt nichts. Wir Hornburger sind die wahren Führer der Menschheit. Wir werden dich und den Drachen in den Palast bringen. In dieser Kiste.“
„Ihr hättet Euch ducken sollen, als Pretorius sein Gift verspritzte. Nun seid ihr hoffnungslos verloren, Ihr närrischer Mensch.“
Ratibor gab seinen Gardisten ein Zeichen und gemeinsam hoben sie erst Alep, dann Wigget auf und ließen sie in die Kiste fallen. Alep stöhnte vor Schmerz. Ratibor quittierte es mit einem finsteren Lächeln. Dann fiel der Deckel zu, dass den beiden darin die Ohren dröhnten.
In der Gasse wartete ein einfacher Karren, vor den zwei Pferde gespannt waren. Die Soldaten warfen Kiste und Eschenstab auf die Ladefläche und gaben dem Fahrer ein Zeichen. Holpernd rollte der Wagen die Gasse hinab und schlug den Weg zum Palast ein.
Pretorius und Ratibor sahen sich an. „Ich habe einen letzten Auftrag für dich“, sagte Pretorius. „Nimm deine Männer, geh hinunter zum Hafen und besorg dir ein schnelles Boot. Ich möchte, dass du umgehend nach Pollbark reist. Dort fragst du den Hafenmeister nach Uzra. Finde ihn und sage ihm, ich schicke dich und deine Männer, um die Schatulle abzuholen. Danach kommst du umgehend zu mir zurück.“
„Was für eine Schatulle?“
„Das soll dich nicht kümmern. Geh jetzt.“
Im Hafen besorgte Ratibor sich ein kleines Schiff. Er bestieg es mit seinen Männern und machte sich auf den Weg. Er erreichte Pollbark am Abend des gleichen Tages. Sie suchten und fanden Uzra, den Hafenmeister in seiner Baracke. Er lag über dem Schreibtisch, den Kopf auf den Unterarmen ruhend. Ein leises Schnarchen erfüllte die Hütte. Ratibor legte eine Hand auf seine Schulter und schüttelte ihn kräftig. „He Uzra, aufgewacht. Ich bin Ratibor von Hornburg. Pretorius schickt mich.“
Weiter kam er nicht. Uzra hatte sich pfeilschnell aus seiner zusammengekauerten Stellung erhoben und stach Ratibor das lange Messer, das er unter seiner Brust versteckt hatte, in den Bauch. In diesem Augenblick sah Ratibor das Gesicht des Hafenmeisters. „Halder von ...“ Dann schlossen sich seine Augen. Havlock erstach auch die Gardisten, bevor diese erkannten, was mit ihrem Hauptmann geschehen war.
Als sie alle tot am Boden lagen, betrachtete Havlock sein Werk. Er warf das blutige Messer auf Ratibors Brust und verließ die Baracke. Draußen wartete Sata Resch schon ungeduldig auf ihn und sah ihn fragend an: „Alles erledigt?“
„Keine Probleme“, war die Antwort.
Alep und Wigget hatten den Transport zum Palast gut überstanden, sah man von den unzähligen blauen Flecken und Blutergüssen ab, die sie davongetragen hatten. Der Karren war bis vor die Palastküche gefahren, wo Knoll und Vast schon auf den Fahrer gewartet hatten. Gemeinsam trugen sie die Kiste in Pretorius Arbeitszimmer hinab. Sie öffneten die Kiste, hoben Alep und Wigget heraus und legten sie vor dem Schreibtisch des Magiers auf den Boden.
Dann drehten sich Knoll und Vast zum Fahrer. Knoll sagte:
„Das hast du recht und gut gemacht
dass du ihn heil hierher gebracht.“
Dann übernahm Vast:
„Wir stehen tief in deiner Schuld
und bitten dich um mehr Geduld“
Knoll:
„Denn erst wenn unser Meister folgt
erhältst du das versproch’ne Gold.“
Wigget wusste ziemlich genau, was den Fahrer des Karrens hier erwarten würde. Und so sagte er zu ihm:
„Sagt, seid Ihr wirklich blöd genug,
und traut den beiden? Lug und Trug
das glaubet mir, ist jedes Wort.
Ich sage Euch, verlasst den Ort!
Denn wollt Ihr länger hier verweilen,
wird Euch alsbald der Tod ereilen!“
„Wigget“, ermahnte Alep, „kannst du nicht in ganzen Sätzen sprechen wie ich? Ich kann es nicht hören. Es erinnert mich an einen hinterhältigen Golem, der nachts vor meinem Fenster stehend mich belogen hat.“
„Nehmt es leicht Magier. Es macht letzten Endes doch keinen Unterschied. Zumindest schärft es meinen Verstand.“
Der Fahrer dachte angestrengt über Wiggets Worte nach, die ihn scheinbar in tiefste Verwirrung gestürzt hatten. „Vielleicht sollte ich wirklich gehen und später wiederkommen?“, fragte er mit leiser Stimme.
„Tut das. Es wird Euer Schaden nicht sein.“
„Ja. Ich glaube, ich gehe jetzt,
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