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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Krieger.
     
    Ich habe mich immer gefragt, wer der Auserwählte ist. Nicht, dass es noch eine Bedeutung hätte, da meine Pläne nicht von der Erfüllung der Weissagung abhängig sind, aber meine Neugierde hat in den letzten Jahren beträchtlich zugenommen. Sicher ist, dass du es nicht bist. Also bleiben noch zwei Kandidaten übrig: der Ritter aus Heetland und der Troll und wenn ich die Wahl hätte ...“
    „Du hast Pail Milaz vergessen!“
    „Unterbrich mich nicht! Milaz hat in der vergangenen Nacht das Tor passiert, just zu dem Zeitpunkt, als du die Klinge geschmiedet hast. Mein Wächtergolem hat ihn überwältigt und seiner neuen Bestimmung zugeführt.“
    „Wächtergolem?“, fragte Alep erheitert, „wie viele hast du denn noch von diesen unbrauchbaren Geschöpfen?“
    „Der Wächtergolem ist mein Meisterstück. Eine perfekte Gestalt, erschaffen, um alle die, die freiwillig oder von mir aufgefordert das Tor zum Talikon durchschritten haben, ausfindig zu machen und sie zu stellen. Was glaubst du wohl, wohin die Magie gegangen ist? So wie man Wasser nicht vernichten kannst, so ist auch die Magie unzerstörbar. Niemand kann sie auslöschen, noch vergeht sie von allein. Der einzige Weg ist, sie zu kontrollieren, sie vor dem Zugriff anderer zu verstecken. Und ich habe einen Weg gefunden, genau das zu tun. Die Auserwählten sind nicht im Talikon verschollen, wie die Dummköpfe da draußen alle glauben. Ich habe ihren Willen gebrochen und sie zu Gefäßen der Magie gemacht. Ganz gleich, wovon die Weissagung spricht - ich war niemals auf ihre Erfüllung angewiesen. Sie diente mir allein als Erklärung für den König.
    Ich sehe, du verstehst auch das nicht“, sagte Pretorius verärgert. „Dabei ist es so einfach. Nachdem ich die Prophezeiung kopiert hatte, erschuf ich meinen Wächtergolem und sandte ihn ins Talikon. Danach ließ ich ein Dutzend Magier und Hexen aus Hornburg und den Städten rings um den Drachensee entführen, hierher bringen und das Tor zum Talikon passieren. Dort erwartete sie mein Wächter, der ihnen die Seelen nahm und meinem Bannzauber übergab. Seelenlos wie sie nun waren, dienten sie mir trefflich und entzogen dem Land seine geheimnisvolle Kraft. Natürlich blieb dieser erste Verlust nicht unbemerkt, und eines Tages erreichten die Klagen auch Antever. Er beauftragte mich, herauszufinden, was mit der Magie geschehen sei, und ich fand für ihn eine Antwort in den Büchern Rodgatts. Dieser Narr! Von diesem Tage an wurde in allen Ländern nach den Auserwählten gesucht. Doch alle, die sich der Prüfung stellten, blieben im Talikon verschollen. Und je länger die Suche erfolglos blieb, desto größer wurde meine Macht. Rodgatt war ein Spinner. Sein Geist muss völlig verwirrt gewesen sein, als er seine Bücher schrieb. Nur durch ihn bin ich überhaupt erst dazu gekommen, dem Land die Magie zu nehmen... Die zweite Tat kam mir gerade recht, um mich Antevers entledigen zu können. Nun ist das Ende erreicht. Es gibt keine Magie mehr, die meine Gefäße aufnehmen könnten. Heute werden die letzten Auserwählten das Talikon betreten. So will es der neue König, ebenso die inzwischen machtlos gewordenen Magier und Hexen. Und nicht zuletzt das Volk. Kehren auch die letzten beiden Kandidaten nicht zurück, dann werden sich alle mit dem Verlust der Magie abfinden, und ich werde am Ende eines langen, zweitausend Jahre währenden Weges angelangt sein.“
    „Willst du mir sagen, dass du schon seit zweitausend Jahren lebst, so wie Wigget hier?“
    „Nein, obwohl ich inzwischen über genügend Magie gebiete, mein Leben auch noch über diese Zeitspanne hinaus auszudehnen. Zeit genug, um Frieden und Glück in alle Länder zu bringen, die unter meiner alleinigen Herrschaft zu ihrem Wohl vereinigt werden sollen. Und das soll mein Leitmotiv sein: Eine Welt, ein Volk, ein Herrscher.“
    Pretorius erhob sich und nahm den Eschenstab, der gleich neben ihm an der Wand lehnte. „Aus dir hätte wirklich etwas werden können. Ich bewundere dein Talent und das deines holznärrischen Freundes.“ Pretorius stellte den Stab zurück. „Und damit ist die Lehrstunde beendet. Steh auf.“
    Pretorius gab die untere Hälfte von Aleps Körper frei, so dass er seine Beine bewegen konnte. Der Rest von ihm blieb nach wie vor gefesselt. Wigget erging es nicht anders.
    „Folgt mir.“
    Alep und Wigget folgten Pretorius durch die kleine Tür. Vor ihnen erstreckte sich ein schmaler Gang. Wigget, der lediglich seine kurzen Beine bewegen

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