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Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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konnte, hatte Mühe zu folgen. Pretorius öffnete eine weitere Tür und wies Alep und Wigget an, einzutreten. In der Mitte ihrer Zelle standen ein Tisch und ein Stuhl. An der gegenüberliegenden Wand befanden sich zwei schmale Liegen, über die man eine Decke geworfen hatte. Durch eine Breche hoch im Mauerwerk fiel ein diffuses Licht.
    Pretorius machte sich gar nicht erst die Mühe, einzutreten, sondern erklärte: „Ich werde den Bann jetzt lösen.“
    In der Ferne erklangen tapsende Schritte. „Ah, da kommt Knoll mit eurem Essen. Teilt es euch ein, es mag länger dauern, bevor ich wieder Zeit für euch finde.“ Knoll stellte das mit Essen überladene Tablett ab und schob es über die Türschwelle.
    Pretorius warf die Tür zu und Alep und Wigget waren allein. Endlich waren sie wieder frei und konnten sich bewegen. Zuerst trat Alep zum Eingang und streckte die Hand nach der Klinke aus.
    „Nicht!“, rief Wigget, aber es war zu spät. Ein blauer Blitz zuckte aus dem Holz der Tür und schlug Alep so schmerzhaft auf die ausgestreckte Hand, dass er für einen Moment dachte, sie wäre gebrochen. Aber der Schmerz ließ augenblicklich nach, und erleichtert stellte er fest, dass er sie wie zuvor bewegen konnte.
    „Soviel solltet Ihr ihm zutrauen, dass er sein Handwerk versteht.“
    „Schön und gut, aber wie kommen wir hier heraus?“
    „Lasst uns erst was essen, dann können wir uns den schwierigeren Aufgaben widmen.“
    „Wigget!“
    „Was habt Ihr? Wenn wir nicht essen, werden wir uns nur selbst schwächen, und sind wir erst schwach, wie sollen wir uns dann befreien?“
    Alep schüttelte nur den Kopf. Er sah sich um und betrachtete die Wände. „Was ist das für eine Art Magie, die diesen Raum abschirmt?“
    „Hm?“, grunzte Wigget.
    „Welche Magie?“
    „Keine Ahnung. Warum überprüft Ihr sie nicht?“
    „Wie denn?“
    Wigget ließ von der Schinkenkeule ab und hob seinen Kopf, dabei zuckte sein langer Schwanz unruhig hin und her. „Magier“, sagte er ergeben, „erinnert Euch, was ich Euch in der Höhle gelehrt habe. Euer Eintritt in den Berg, der Edelstein ...“
    „Ach, davon sprichst du.“ Alep setzte sich nieder, wo er stand und versank augenblicklich in seiner Zweitsicht. Er hatte Fortschritte gemacht in der Handhabung der Magie, wie er überrascht feststellte, als sich die Farben um ihn her veränderten. Der Eintritt in die Anderwelt, die er nur auf geistigem Wege erreichen konnte, war ihm nahezu mühelos gelungen.
    Damals, in der Höhle, hatte er kaum Gelegenheit gehabt, die Unterschiede, die die Zweitsicht ihm offenbarte, zu bemerken. Die Gegenstände in der Zelle, der Tisch und die Pritschen standen fahl und farblos da. Selbst sein eigener Körper, der unbeweglich dasaß, erschien ihm wie eine leblose, graue Masse. Nur Wigget war umgeben von einem hellroten Leuchten. So also sieht das Leben der magischen Wesen aus, dachte Alep ergriffen, als er dieses Wunder betrachtete.
    Alep sah sich um. Der Raum war umgeben von einem engmaschigen, blauen Gitternetz, das in die Wände und die Tür eingedrungen war. Alep näherte sich vorsichtig, stupste einen der blauen Stränge an und erwartete schon, einen Schlag zu erhalten, blieb aber unberührt. Das Gitter aus blauer Energie ignorierte seine geistigen Berührungen. Bestärkt durch diesen ersten Erfolg, packte er entschlossen einen Strang und versuchte, ihn zu bewegen. Ohne Erfolg. Er versuchte es noch einige Male und immer an einer anderen Stelle, ohne auch nur das Geringste ausrichten zu können. Zuletzt versuchte er es an der Tür, wo das Netz viel dichter war als im übrigen Raum. Zwar konnte er seine Hand durch die Stränge hindurchführen, ja er vermochte sogar, die Tür zu öffnen, aber das war auch schon alles. Das Gitter hielt ihn fest und erlaubte ihm keinen Schritt weiter nach vorn. Enttäuscht kehrte er zurück.
    „Pretorius hat diesen Raum mit einem Gitter aus Magie umgeben, das ich nicht durchdringen kann.“
    „Ich weiß.“
    „Warum hast du es mir nicht gesagt, als ich dich danach gefragt habe?“
    „Ich war hungrig. Jetzt bin ich nicht mehr hungrig und stehe zu Eurer Verfügung. Falls das noch etwas nützt.“
    „Später“, knurrte Alep und nahm sich etwas zu essen. Das Brot war frisch und der Käse genießbar. Aber irgendetwas fehlte. Alep konnte nicht sagen, was das war. Er aß noch einen Apfel und sah dann zu Wigget herüber. Das ist es, dachte Alep im selben Moment: Wigget. Der kleine Drache hatte während Aleps Mahl beharrlich

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