Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
da, die Arme eng an den Leib gepresst und knirschte vor Wut mit den Zähnen. Dann geriet er aus dem Gleichgewicht und fiel zur Seite. Wie ein dummer Junge war er in diese Falle gerannt. Er öffnete sich, suchte nach der ihn allzeit umgebenden Magie und fand sie nicht. Er wartete, hoffte, dass dies nur eine kurze Verzögerung war, so wie beim letzten Mal, musste aber enttäuscht feststellen, dass seine Bemühungen wirkungslos blieben. Er sah nach Wigget. Der kleine Drache hatte gezischt, als der Bannzauber über Alep gefallen war und sich doch rechtzeitig in die Luft geschwungen. Aber ihn ereilte wenig später das gleich Schicksal und nun lag er ebenso hilflos da wie Alep.
Wigget, fragte Alep, was ist passiert. Hilf mir hier heraus.
Das ist ein Bannzauber, Magier. Dagegen gibt es wenig, was hilfreich wäre. Hättet Ihr beizeiten Eure Studien fortgesetzt, wie ich es Euch angeraten habe, wäret Ihr sicher in der Lage, Euch und mich zu befreien. Ich kann freilich wenig dagegen tun. Ich bin ein Drache.
„So, Alep Elders. Du bist der letzte in meiner Sammlung.“ Siegessicher trat Pretorius vor. Unter seinem langen Mantel trug er einen reich verzierten und sehr breiten Gürtel aus schwerem Webstoff, der das Magiergewand in der Mitte teilte.
Alep hätte vor Wut gezittert, wenn er sich hätte bewegen können. Das einzige aber, was er bewegen konnte, waren seine Augen, sein Kiefer und seine Zunge, und so fragte er, mit einer Stimme, die vor Zorn kaum zu verstehen war: „Was wollt Ihr?“
„Dich will ich, Einfaltspinsel. Hast du wirklich geglaubt, ich ließe zu, dass du und deine Helfershelfer meine Pläne durchkreuzen?“
Alep verstand den Magier nicht. Was hatte er getan? Pretorius bemerkte seinen fragenden Blick und sagte: „Ich habe dich beobachten lassen. Es stand alles in der Prophezeiung, und es war so leicht. Rodgatt von Lohe hat sich umsonst all die Mühe gemacht. Aber sein Fehler war, dass er nicht vorhergesehen hat, dass alles, was dem Auserwählten dient, mir letztendlich nützen wird.“ Dann betrachtete er Wigget und ein Mundwickel zog sich verärgert nach unten. „Nur der Verlust meines Golems durch deine dreckige Kreatur war nicht eingeplant.“
„Oho“, tönte Wiggets Stimme freudvoll durch die Schmiede. „Dreckige Kreatur! Wie wortgewandt Ihr seid. Ich möchte mich verneigen vor soviel Sinnhaftigkeit - allein, Ihr mögt es mir verzeihen - ich kann mich nicht bewegen.“
Pretorius nickte nur. „Ich habe dich gewarnt“, sagte er dann, „als wir uns zum ersten mal begegnet sind.“
„Und ich habe Euch gewarnt. Der Tod erwartet Euch!“
Pretorius lachte auf. „Und wie soll das geschehen, du verkümmertes Symbol einer einst großen und mächtigen Rasse?“
„Einer, der ohnehin schon alle Vorteile auf seiner Seite hat, sollte in der Lage sein, auf einfallslose Beleidigungen zu verzichten. Ihr habt keinen Stil. Euer Hochmut wird Euer Untergang sein.“
„Mein Untergang liegt nicht in deinen und auch nicht in seinen Händen“, Pretorius wies abfällig auf Alep.
Irgend etwas war anders. Alep sah sich um. „Seit wann bin ich hier?“, fragte er Wigget.
Pretorius antwortete für ihn. „Seit gestern!“
„Gestern?“, fragte Alep entgeistert. „Das kann nicht sein. Ihr irrt Euch.“
„Nein! Du bist es, der sich irrt. Kannst du mir glaubhaft versichern, dass deine selbstvergessene Arbeit wirklich nur die wenigen Stunden des Nachmittags in Anspruch genommen hat? Sieh hinaus auf die Straße. Der Morgen graut!“
Da erst erkannte Alep seinen Irrtum. Er hatte fälschlicherweise angenommen, es wäre Abend, aber die Dämmerung war nicht die der nahenden Nacht sondern die des beginnenden Tages.
„Warum?“ Alep war wie vor den Kopf geschlagen. Und sich selbst stellte er die gleiche Frage: Warum? Warum hatte er nicht auf Rendons Warnung geachtet? Warum hatte Wigget ihn nicht auf das nahende Unheil aufmerksam gemacht? Wo waren Kwin und Twist, Prak und Taukon und Yanea und all die anderen? Er sah Pretorius an und wiederholte seine Frage: „Warum?“
„Ich sehe schon, ich muss es dir von Anfang an erklären, aber nicht jetzt. Sieh, der Tag beginnt. Türmer wird gleich aufwachen und sein Tagewerk beginnen. Ich möchte ihn ungern verlieren.“
Bei Türmers Namen entfuhr Alep ein abfälliges Knurren.
Pretorius grinste selbstgefällit. „Ratibor!“
Erneut stöhnte Alep auf. Der Hauptmann der Garde! Und noch ehe er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, betrat der Soldat mit drei Gardisten
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