Der falsche Auserwählte (Ein Artesian Roman) (German Edition)
und dich solange rösten, bis du einem Spanferkel gleichst.“
Werde ich das? fragte Wigget.
Nein. Wenn er uns verrät, werden die Gardisten in der Altstadt nach uns suchen.
„Hast du verstanden, Wirt?“, fragte Alep.
„Ja, Herr.“
Alep schulterte seinen Beutel, warf eine Münze auf den Tisch und verließ das Gasthaus.
Im Hafen bot sich den Gefährten der gleiche Anblick wie im Morgengrauen. Zu dieser Jahreszeit gab es nicht viele Kapitäne, die in einem Schiffsverkehr zwischen Hornburg und Pollbark ein einträgliches Geschäft sahen. Außer den breiten Güterschiffen, die die Hauptstadt vom Festland aus versorgten und einigen kleineren Booten lag der Hafen leer. Alep hielt sich von den Schiffen fern und beobachtete das geschäftige Treiben vom Hafenkai aus. Er konnte unmöglich eine Passage zum Festland buchen, ohne aufzufallen.
„Alep Dieron Elders?“ erklang plötzlich hinter ihm eine leise Stimme.
Alep drehte sich erschrocken um und sah in das freundlich lächelnde Gesicht eines jungen Mannes.
„Ganz ruhig“, mahnte der Fremde. „Ich gehöre zu den Guten.“ Mit einer leichten Kopfbewegung wies er auf Wigget. „Ich habe Euch an Eurem geflügelten Begleiter erkannt. Prinz Rendon trug mir auf, hier auf Euch zu warten und Euch nach Pollbark überzusetzen, solltet Ihr auftauchen. Mir scheint, mein Auftrag hat gerade begonnen. Richtig?“
Alep nickte nur.
„Dann folgt mir. Mein Schiff ist die ‘Schnelle Lissy’ dort unten. Alep folgte dem Finger des Fremden und erkannte ein schnittiges, aber kleines Boot.
Die Bezeichnung Schiff muss sich die Schnelle Lissy aber erst noch verdienen!, sagte Wigget.
Sobald Alep hinter dem Fremden an Bord gegangen war, zog dieser die Planke ins Boot, setzte Segel und steuerte seine Lissy aus dem Hafen.
Alep fragte sich, was der Fremde über seine Gefährten zu berichten wusste, wollte aber nicht danach fragen, um kein Misstrauen zu wecken.
„Ihr werdet gesucht, Meister Elders. Auf Eure Ergreifung ist eine hohe Belohnung ausgesetzt. Lebend! Man will Euch als abschreckendes Beispiel öffentlich hinrichten. Das wäre dann die erste Hinrichtung seit über eintausend Jahren in Hornburg.“ Der Seemann stülpte die Lippen vor. „Wisst Ihr, ich bin froh, dazu beizutragen, dass der Beruf des Henkers keine Wiederauferstehung erfährt, indem ich Euch nach Pollbark bringe. Ich halte nichts von Hinrichtungen. Sie sind blutig und schrecklich anzusehen für Frauen und ein Greuel für die Kinder. Und was bringt es schon ein? Ich meine, macht es einen Unterschied für den Verurteilten, wie viele Augen im Augenblick seines Todes auf ihn gerichtet sind? Sicher doch nicht! Ohnehin sind mir die neuen Gesetze nicht geheuer, es kommt noch soweit ...“
Alep hörte nicht mehr zu und ließ den Schiffer einfach weiter reden. Es war kalt und er wickelte den Mantel enger um sich. Irgendwann schlief er ein.
„Heda, Meister Elders, aufwachen, wir sind da.“ Eine Hand hatte sich um seine Schulter gelegt und schüttelte ihn. Schlaftrunken öffnete er die Augen.
„Aha, Ihr seid wach. Gut. Seht, dort drüben ist Pollbark.“
Alep erhob sich und sah sich um. Der Hafen Pollbarks war überfüllt mit Schiffen, die dort das Ende des Winters abwarteten.
Der fremde Schiffer machte sein Boot am Hafenkai fest und schob die Laufplanke auf die Mole. Als Alep das Boot mit einem Dank verließ, sagte der Fremde: „Grüßt den Prinzen von mir, und sagt ihm, jetzt schuldet er mir den versprochenen Gefallen. Glück für Euch und Eure Gefährten.“ Der Kapitän verließ gleich hinter Alep sein Boot und marschierte zielstrebig zum Hafenmeister, den er lautstark begrüßte. „Uzra, mein Bruder, wie ist es dir ergangen?“
Alep ging an der Hafenmeisterei vorbei und hörte eine fremde Stimme: „... drei Tote und ein Schwerverletzter. Alles Gardisten des Königs ...“
Alep stand an der Anlegebrücke und war unschlüssig, was er nun tun sollte. Der Hafen war menschenleer. An der Straße, die hinauf nach Pollbark führte, hockte ein Bettler am Wegesrand und starrte ihn unverwandt an. Alep kramte ein paar Kupfermünzen hervor und ging auf ihn zu. Er warf die Münzen in den Becher des Bettlers und fragte: „Wo finde ich hier ein Gasthaus mit Bett für die Nacht?“
„Geht einfach diese Straße entlang bis zur Sattlerei. Es gibt nur eine hier. Dann nach rechts in eine schmale Gasse hinein und gleich wieder links. Es ist das flache, rote Haus. Ein Troll wird Euch öffnen. Er hat immer ein sauberes,
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